Tarzan 01 - Tarzan bei den Affen
zu unterhalten und so zu leben, wie es ihre gesellschaftliche Stellung erfordert.«
»Und was hat sie darauf geantwortet?« fragte Canler.
»Sie sagte, noch wäre sie nicht bereit, irgend jemanden zu heiraten«, erwiderte der Professor. »Außerdem könnten wir ja ins nördliche Wisconsin ziehen und auf der Farm leben, die ihre Mutter ihr hinterlassen hat. Sie wirft etwas mehr ab, als zum Unterhalt erforderlich ist. Die Pächter hatten stets ihr Auskommen und konnten Jane darüberhinaus jedes Jahr eine kleine Summe zukommen lassen. Sie plant, daß wir Anfang der Woche dorthin übersiedeln. Philander und Mr. Clayton sind bereits dort, um dafür zu sorgen, daß alles für den Einzug vorbereitet ist.«
»Clayton ist schon dort?« rief Canler sichtlich verärgert. »Warum hat man mir nichts gesagt? Ich wäre gern hingefahren und hätte dafür gesorgt, daß alles so behaglich wie möglich ist.«
»Jane hat das Empfinden, daß wir schon zu sehr in Ihrer Schuld stehen, Mr. Canler«, sagte Professor Porter.
Noch ehe Canler etwas darauf erwidern konnte, hörte man Schritte aus der Halle, und Jane kam herein.
»Oh, ich bitte um Entschuldigung!« sagte sie und blieb in der Tür stehen. »Ich dachte, du wärst allein, Papa.«
»Ich bin’s nur, Jane« sagte Canler, der sich erhoben hatte.
»Wollen Sie nicht hereinkommen und sich unserem familiären Gespräch anschließen? Wir reden gerade von Ihnen.«
»Vielen Dank«, sagte Jane, trat ein und setzte sich auf den Stuhl, den Canler ihr hinrückte. »Ich wollte meinem Papa nur sagen, daß Tobey morgen vom College herkommt, um seine Bücher einzupacken. Ich möchte, daß du genau vermerkst, welche du bis zum Herbst entbehren kannst. Schleppe bitte nicht die ganze Bibliothek mit nach Wisconsin, wie du sie auch mit nach Afrika genommen hättest, wenn ich es nicht verhindert hätte.«
»War Tobey hier?« fragte Professor Porter.
»Ja, ich habe ihn gerade verlassen. Er tauscht jetzt auf der rückseitigen Veranda mit Esmeralda religiöse Erfahrungen aus.«
»Aber, aber, ich muß ihn sofort sprechen!« sagte der Professor. »Entschuldigt mich bitte einen Moment, Kinder.« Damit stürzte er aus dem Zimmer.
Kaum war er außer Hörweite, wandte sich Canler an Jane.
»Sagen Sie, wie lange soll das nun noch so weitergehen, Jane?« fragte er unverblümt. »Wohl haben Sie meinen Antrag nicht rundweg abgelehnt, aber Sie haben mir auch keine Zusage gemacht. Ich möchte mir gern morgen die Ehegenehmigung besorgen, so daß wir in aller Ruhe heiraten können, ehe Sie nach Wisconsin gehen. Mir liegt nichts an einem großen Brimborium, und ich bin sicher, daß Sie genauso denken.«
Der jungen Frau wurde eiskalt, aber sie behielt tapfer den Kopf oben.
»Ihr Vater wünscht es auch, Sie wissen es«, fügte Canler hinzu.
»Ja.«
Es war fast ein Wispern.
»Sehen Sie nicht, daß Sie mich kaufen wollen, Mr. Canler?« fragte sie schließlich in kaltem, ruhigen Ton. »Für ein paar läppische Dollar? Natürlich sehen Sie das, Robert Canler, und genau das haben Sie im Sinn gehabt, als Sie Papa das Geld für die gedankenlose Eskapade liehen, die erstaunlich erfolgreich gewesen wäre, hätte es da nicht einen höchst mysteriösen Umstand gegeben.
Am meisten hätten jedoch Sie gestaunt, Mr. Canler. Sie rechneten überhaupt nicht damit, daß das Unternehmen Erfolg haben würde. Dafür sind Sie ein zu guter Geschäftsmann. Auch sind Sie zu geschäftstüchtig, um Geld für die Suche nach einem vergrabenen Schatz zu leihen oder überhaupt Geld ohne Sicherheit zu verleihen – es sei denn, Sie hätten ein besonderes Ziel im Auge.
Sie wußten, daß Ihnen die Ehre der Porters durch Ihren Verzicht auf Sicherheiten in weit höherem Maße ausgeliefert war als ohne diesen. Sie hatten den besten Weg erkannt, mich zur Heirat mit Ihnen zu zwingen, scheinbar ohne dabei Zwang auszuüben.
Sie haben das Darlehen nie erwähnt. Bei jedem anderen Mann hätte ich darin die Eingebung eines großzügigen und edlen Charakters gesehen. Aber Sie sind schlau, Mr. Robert Canler. Ich kenne Sie besser als Sie glauben. Selbstverständlich werde ich Sie heiraten, wenn es keinen anderen Ausweg gibt, mir liegt jedoch daran, daß wir ein für allemal über einander Bescheid wissen.«
Robert Canler war bei ihren Worten abwechselnd rot und blaß geworden, und als sie geendet hatte, erhob er sich und sagte mit einem zynischen Lächeln:
»Sie überraschen mich, Jane. Ich dachte, Sie besäßen mehr Selbstbeherrschung, mehr Stolz.
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