Tarzan 01 - Tarzan bei den Affen
gehört, als ich im Gorillaland war«, sagte ein Belgier. »Meine Träger sagten mir, es sei der Schrei eines großen Affenmännchens, das soeben getötet hat.«
D’Arnot dachte an Claytons Schilderung des schrecklichen Gebrülls, mit dem Tarzan seine todbringenden Siege verkündet hatte, und mußte fast lächeln ungeachtet des Entsetzens, das ihn bei dem Gedanken befiel, daß dieser unheimliche Laut der Kehle eines Menschen entspringen könne – der seines Freundes.
Als die Gruppe schließlich am Rand des Dschungels anhielt und über die passende Verteilung der Kräfte debattierte, wurden sie durch ein tiefes Lachen in ihrer Nähe aufgeschreckt, und als sie sich umwandten, sahen sie eine riesenhafte Gestalt auf sie zukommen, die einen toten Löwen auf den breiten Schultern trug.
Selbst d’Arnot stand wie vom Donner gerührt, denn es erschien ihm unmöglich, daß ein Mensch mit derart erbärmlichen Waffen, wie Tarzan sie mitgenommen hatte, so schnell einen Löwen erledigen und das tote Tier anschließend allein durch das Gewirr des Dschungels schleppen konnte.
Die Männer überfielen Tarzan mit vielen Fragen, aber seine einzige Antwort war ein geringschätziges Lachen.
Für ihn war es, als preise jemand einen Fleischer für sein Heldentum beim Töten einer Kuh, denn er hatte so oft aus Notwehr getötet oder um Nahrung zu beschaffen, daß er darin nichts Bemerkenswertes sehen konnte. In den Augen dieser Männer, die an Großwildjagd gewöhnt waren, stellte er dennoch einen Helden dar.
Nebenbei hatte er zehntausend Francs gewonnen, denn d’Arnot bestand darauf, daß er alles behielt.
Dies war ein sehr wichtiger Punkt für Tarzan, der gerade begann, die Macht zu erkennen, die in den kleinen Metallstücken oder Papierfetzen steckte. Ständig wechselten sie den Besitzer, ob die menschlichen Wesen nun ritten, oder aßen, oder schliefen, oder sich kleideten, oder tranken, oder arbeiteten, oder spielten oder vor dem Regen, der Kälte oder der Sonne Schutz suchten.
Er hatte inzwischen erkannt, daß man ohne Geld sterben mußte. Zwar hatte d’Arnot ihm gesagt, er solle sich keine Sorgen machen, da er für sie beide mehr als genug besitze, aber der Affenmensch hatte viele Dinge gelernt, darunter auch, daß die Leute auf jemanden herabsahen, der von einem anderen Geld annahm, ohne ihm etwas Gleichwertiges dafür zu geben.
Kurz nach dem Vorfall mit der Löwenjagd gelang es d’Arnot, einen uralten Kahn für die Fahrt entlang der Küste zu Tarzans Hafenbucht zu mieten.
Es war ein glücklicher Morgen für sie beide, als das kleine Fahrzeug Anker lichtete und auf die offene See hinausfuhr.
Die Fahrt zu jener Küste verlief ereignislos, und am Morgen, nachdem sie dem Haus gegenüber Anker geworfen hatten, machte sich Tarzan, der wieder seine Dschungelkleidung angelegt und einen Spaten beschafft hatte, allein auf den Weg zum Amphitheater der Affen, wo der Schatz vergraben lag.
Spät am nächsten Tag kehrte er zurück, die große Truhe auf der Schulter, und bei Sonnenaufgang arbeitete sich das kleine Schiff wieder durch die Hafeneinfahrt und nahm Kurs nach Norden.
Drei Wochen später waren Tarzan und d’Arnot Passagiere an Bord eines französischen Dampfschiffes auf dem Weg nach Lyon, und nach einigen Tagen Aufenthalt in dieser Stadt nahm d’Arnot Tarzan mit nach Paris.
Dem Affenmenschen war sehr daran gelegen, nach Amerika weiterzureisen, aber d’Arnot bestand darauf, daß er ihn erst nach Paris begleitete, ohne daß er ihm eine Erklärung lieferte, weshalb er so auf dieser Forderung beharrte.
Das erste, was d’Arnot nach ihrer Ankunft in Paris tat, war, daß er einen Besuch bei einem hohen Beamten der Polizeibehörde vereinbarte, einem alten Freund von ihm, zu dem er Tarzan mitnahm.
Geschickt lenkte d’Arnot das Gespräch von einem Punkt zum anderen, bis der Polizeibeamte dem interessierten Tarzan viele der damals üblichen Methoden zur Festnahme und Identifizierung von Kriminellen erläutert hatte.
Von besonderem Interesse in dieser faszinierenden Wissenschaft war für Tarzan die Rolle der Fingerabdrücke.
»Aber welchen Wert haben sie denn, wenn die Linien an den Fingern nach mehreren Jahren durch Abnutzen des alten Gewebes und Nachwachsen des neuen völlig verändert sind?« fragte er.
»Die Linien wechseln nie«, erwiderte der Beamte. »Von frühester Kindheit bis zum Greisenalter verändern sich die Fingerabdrücke des einzelnen nur in der Größe, sieht man von Verletzungen ab, die die Schlingen und
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