Tarzan 01 - Tarzan bei den Affen
Tarzan«, erwiderte d’Arnot. »Durchaus möglich. Aber wenn du nicht der Sohn John Claytons bist, wie um Himmels willen hat es dich dann in diesen gottverlassenen Dschungel verschlagen, in den außer ihm kein weißer Mann je seinen Fuß gesetzt hat?«
»Du vergißt Kala«, sagte Tarzan.
»Ich verschwende keinen Gedanken an sie«, lautete d’Arnot Antwort.
Die Freunde waren an das breite Fenster getreten und blickten während des Gesprächs auf den Boulevard. Sie standen geraume Zeit dort und sahen auf das geschäftige Treiben unter ihnen, und jeder hing eigenen Gedanken nach.
Es dauert doch eine Weile, Fingerabdrücke zu vergleichen, dachte d’Arnot und wandte sich nach dem Polizeioffizier um.
Zu seinem Erstaunen hatte sich der Beamte auf seinem Stuhl zurückgelehnt und verschlang gebannt den Inhalt des kleinen, schwarzen Tagebuchs.
D’Arnot räusperte sich. Der Polizist blickte auf, sah den auf ihn gerichteten Blick und hob zum Schweigen mahnend den Finger.
D’Arnot wandte sich wieder dem Fenster zu, aber da hüstelte der Polizeioffizier.
Beide wandten sich zu ihm um.
»Gentlemen, hier stehen wirklich sehr bedeutende Dinge auf dem Spiel, die mehr oder weniger von der absoluten Genauigkeit dieses Vergleichs abhängen«, sagte er. »Ich möchte Sie deshalb bitten, die ganze Sache mir zu überlassen, bis Monsieur Desquerc, unser Experte, zurückkommt. Das ist eine Sache von wenigen Tagen.«
»Ich hatte gehofft, wir könnten es sofort erfahren«, sagte d’Arnot. »Monsieur Tarzan fährt morgen zu Schiff nach Amerika.«
»Ich verspreche Ihnen, daß Sie ihm binnen zwei Wochen telegrafisch Bescheid erteilen können«, antwortete der Beamte. »Aber wie der lauten wird, möchte ich noch nicht sagen. Es gibt Ähnlichkeiten, jedoch – aber überlassen wir die Lösung des Problems besser Monsieur Desquerc.«
Wieder der Hütte
Ein Taxi hielt vor einem altmodischen Wohnhaus am Rand von Baltimore.
Ein etwa vierzigjähriger Mann stieg aus, gut gebaut und mit markanten, regelmäßigen Gesichtszügen. Er bezahlte den Fahrer und entließ ihn.
Einen Moment später betrat er die Bibliothek des ehrwürdigen Hauses.
»Hallo, Mr. Canler!« rief ein alter Mann und erhob sich, um ihn zu begrüßen.
»Guten Abend, mein lieber Professor«, sagte der Ankömmling und hielt ihm freundlich die Hand hin.
»Wer hat Sie eingelassen?« fragte der Professor.
»Esmeralda.«
»Dann weiß Jane jetzt bestimmt schon, daß Sie da sind«, sagte der alte Mann.
»Nein, Professor«, erwiderte Canler, »mein Besuch gilt in erster Linie Ihnen.«
»Oh, ich fühle mich geehrt«, sagte Professor Porter.
»Professor«, fuhr Robert Canler bedächtig fort, als wäge er seine Worte sorgfältig ab. »Ich bin heute abend hergekommen, um mit Ihnen über Jane zu sprechen. Sie kennen meine Bestrebungen, und Sie sind großzügig genug gewesen, meinen Antrag zu billigen.«
Professor Archimedes Q. Porter rutschte nervös in seinem Armsessel hin und her. Das Thema versetzte ihn stets in Verlegenheit. Er wußte selbst nicht recht warum. Canler war ein durchaus annehmbarer Bewerber.
»Aber Jane …«, fuhr dieser fort. »Ich kann sie nicht verstehen. Erst gibt sie mir aus dem einen Grund einen Korb, dann aus einem anderen. Ich habe das Empfinden, daß sie immer heilfroh ist, wenn ich mich wieder verabschiede.«
»Aber, aber«, sagte Professor Porter. »Aber, aber, Mr. Canler. Jane ist eine höchst folgsame Tochters. Sie wird genau das tun, was ich ihr sage.«
»Also kann ich weiterhin auf Ihre Unterstützhung zählen?« fragte Canler, und eine gewisser Erleichterung klang aus seinen Worten.
»Aber gewiß, Sir, gewiß« bekräftigte Professor Porter. »Wie könnten Sie daran zweifeln?«
»Da ist doch der junge Clayton, wissen Sie«, bemerkte Canler. »Seit Monaten hält er sich in ihrer Umgebung auf. Ich weiß nicht, ob Jane etwas für ihn empfindet, aber es heißt, neben dem Titel hat er von seinem Vater ein sehr beträchtliches Vermögen geerbt, und es wäre nicht verwunderlich, wenn er … letztendlich den Sieg davonträgt, es sei denn …« Canler hielt inne.
»Aber, aber, Mr. Canler. Es sei denn was?«
»Es sei denn, Sie halten es für angemessen zu verlangen, daß Jane und ich sofort heiraten«, sagte Canler langsam und deutlich.
»Ich habe Jane gegenüber bereits angedeutet, daß das höchst wünschenswert wäre«, sagte Professor Portrer bekümmert. »Wir können es uns nämlich nicht länger leisten, dieses Haus
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