Tarzan 01 - Tarzan bei den Affen
Wirbel umgestalten können. Doch wenn von den Daumen und den vier Fingern beider Hände Abdrücke genommen wurden, muß jemand schon alle Finger verlieren, um einer Identifikation zu entgehen.«
»Das ist erstaunlich«, sagte d’Arnot. »Möchte wissen, wie die Linien von meinen wohl aussehen.«
»Das läßt sich leicht feststellen«, antwortete der Polizeioffizier und klingelte nach seinem Assistenten, dem er einige Anweisungen erteilte.
Der Mann verließ den Raum, kam jedoch in Kürze mit einem kleinen Kästchen aus Hartholz zurück und stellte es auf den Schreibtisch seines Vorgesetzten.
»In einer Sekunde werden uns Ihre Fingerabdrücke vorliegen«, sagte der Offizier.
Er entnahm dem Kästchen eine viereckige Glasplatte, eine kleine Tube mit dickflüssiger Tinte, einen Gummiroller und einige schneeweiße Karten.
Sodann drückte er einen Tropfen Tinte auf das Glas und verteilte ihn durch Hin- und Herbewegen des Gummirollers, bis die gesamte Oberfläche der Scheibe zu seiner Zufriedenheit mit einer sehr dünnen und gleichmäßigen Tintenschicht bedeckt war.
»Setzen Sie die vier Finger Ihrer rechten Hand auf das Glas, so«, sagte er zu d’Arnot. »Nun den Daumen. Das ist richtig. Und nun drücken Sie sie in derselben Haltung auf diese Karte hier, nein, ein bißchen weiter rechts. Wir müssen für den Daumen und die Finger der linken Hand Platz lassen. So, das hätten wir. Nun dasselbe mit der linken.«
»Komm, Tarzan, wir wollen mal sehen, wie deine Wirbel ausschauen«, sagte d’Arnot.
Tarzan kam der Aufforderung bereitwillig nach, wobei er dem Beamten während der Prozedur eine Menge Fragen stellte, zum Beispiel:
»Weisen Fingerabdrücke besondere Rassenmerkmale auf? Könnten Sie zum Beispiel allein anhand der Fingerabdrücke bestimmen, ob der Betreffende Neger oder Kaukasier war?«
»Ich glaube nicht«, antwortete der Offizier.
»Könnte man die Abdrücke eines Affen von denen eines Menschen unterscheiden?«
»Wahrscheinlich, weil die des Affen viel einfacher sein werden als die höherer Organismen.«
»Die Kreuzung zwischen Affen und Menschen könnte jedoch Merkmale beider Elternteile zeigen, nicht wahr?«
»Ja, höchstwahrscheinlich«, entgegnete der Beamte. »Die Wissenschaft ist jedoch noch nicht genügend vorangeschritten, um in solchem Falle genaue Aussagen zu machen. Ich wäre dagegen, ihren Erkenntnissen mehr zuzumuten als die Unterscheidung zwischen Einzelpersonen. Da sind absolute Aussagen möglich. Wahrscheinlich wird man nirgends in der Welt zwei Menschen finden, deren Finger und Zehen identische Linien aufweisen. Es ist sehr zweifelhaft, ob ein einzelner Fingerabdruck je genau von einem anderen Finger als dem ursprünglichen reproduziert werden kann.«
»Erfordert der Vergleich viel Zeit oder Arbeit«, fragte d’Arnot.
»Gewöhnlich nur wenige Augenblicke, wenn die Abdrücke schön deutlich sind.«
D’Arnot holte ein kleines, schwarzes Buch aus der Tasche und blätterte die Seiten langsam durch.
Tarzan sah das Buch erstaunt an. Wie war es in seine Hände gelangt?
D’Arnot schlug es auf der Seite auf, wo fünf winzige, kleine Schmierflecke zu erkennen waren.
Er händigte dem Polizeioffizier das aufgeklappte Buch aus.
»Sind das hier meine Abdrücke oder die Monsieur Tarzans, oder können Sie sagen, ob sie mit unseren identisch sind?«
Der Offizier holte ein starkes Vergrößerungsglas von seinem Schreibtisch und untersuchte alle drei Abdrücke genau, wobei er sich zwischendurch auf einem Block etwas notierte.
Jetzt dämmerte Tarzan der eigentliche Grund ihres Besuchs bei dem Polizeibeamten.
Die Antwort auf das Rätsel seines Lebens lag in diesen winzigen Flecken.
In äußerster Spannung lehnte er sich in seinem Stuhl nach vorn, aber dann lockerte sich seine Haltung, und er ließ sich zurückfallen.
D’Arnot blickte ihn überrascht an.
»Du vergißt, daß der tote Körper des Kindes, das diese Fingerabdrücke hinterlassen hat, zwanzig Jahre im Haus seines Vaters lag, und daß ich es mein Leben lang dort habe liegen sehen«, stieß Tarzan bitter hervor.
Der Polizist blickte überrascht auf.
»Fahren Sie in Ihren Untersuchungen fort, Capitain«, sagte d’Arnot. »Wir werden Ihnen die Geschichte später erzählen – vorausgesetzt, Monsieur Tarzan hat nichts dagegen.«
Dieser nickte.
»Du bist wirklich verrückt, mein lieber d’Arnot«, fuhr er beharrlich fort. »Diese kleinen Finger liegen an der Westküste Afrikas begraben.«
»Da wäre ich mir nicht so sicher,
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