Tarzan 03 - Tarzans Tiere
den Meinen nach Gutdünken verfahren, gleichgültig, was sie versprochen haben?«
»Ich glaube, Sie werden tun, was ich sage«, erklärte er und wandte sich zum Gehen. »Denken Sie daran, daß ich Ihren Sohn habe – sollten Sie zufällig das laute Weinen eines gepeinigten Kindes hören, dann mag der Gedanke Sie trösten, daß Ihre Halsstarrigkeit der Grund für sein Leiden ist – und daß es Ihr Kind ist.«
»Das würden Sie nicht tun!« rief sie. »So abscheulich grausam können Sie doch nicht sein!«
»Nicht ich bin grausam, Sie sind es«, erwiderte er. »Schließlich lassen Sie zu, daß es von einer erbärmlichen Summe Geld abhängt, ob das Kind leidet oder nicht.«
Das Ende vom Liede war, daß Jane Clayton einen Scheck über eine große Summe ausschrieb und Nikolas Rokoff aushändigte, der ihre Kajüte mit einem befriedigten Grinsen verließ.
Am folgenden Tag wurde die Luke über Tarzans Zelle entfernt, und als er hinaufblickte, sah er Pawlowitschs Gesicht in dem hellen Rechteck von Licht.
»Kommen Sie ‘rauf«, befahl der Russe. »Aber seien Sie sich im klaren, daß Sie auf der Stelle erschossen werden, falls Sie Anstalten machen, mich oder jemand anders an Bord anzugreifen.«
Der Affenmensch schwang sich behend an Deck. In respektvoller Entfernung standen ein halbes Dutzend mit Gewehren und Revolvern bewaffnete Seeleute, ihm gegenüber Pawlowitsch.
Tarzan hielt nach Rokoff Ausschau. Er war sicher, daß er an Bord war, konnte ihn jedoch nirgends entdecken.
»Lord Greystoke, die Art und Weise, in der Sie Monsieur Rokoff ständig in die Quere gekommen sind und seine Pläne mutwillig zunichte gemacht haben, hat Sie und Ihre Familie schließlich in diese höchst unglückliche Situation gebracht. Aber das haben Sie sich selbst zuzuschreiben. Wie Sie sich denken können, hat es Rokoff eine gewaltige Summe Geld gekostet, diese Expedition zu finanzieren, und da Sie deren einzige Ursache sind, ist es nur recht und billig, wenn er Sie um einen Beitrag bittet.
Des weiteren möchte ich hinzufügen, daß Sie nur durch die Erfüllung von M. Rokoffs gerechten Forderungen höchst unangenehme Konsequenzen für Ihre Gattin und Ihr Kind abwenden und zugleich ihr eigenes Leben retten und die Freiheit wiedererlangen können.«
»Wie hoch ist der Betrag?« fragte Tarzan. »Und welche Garantien habe ich, daß Sie die Vereinbarung einhalten werden? Ich sehe wenig Veranlassung, zwei solchen Schurken wie Ihnen und Rokoff zu trauen, wissen Sie.«
Der Russe lief rot an.
»Sie befinden sich in einer Situation, wo Sie sich solcher Beleidigungen besser enthalten«, sagte er. »Natürlich haben Sie keine anderen Garantien als mein Wort, daß wir unsere Vereinbarung einhalten, aber ich kann Ihnen garantieren, daß wir kurzen Prozeß mit Ihnen machen werden, falls Sie uns den gewünschten Scheck nicht ausstellen.
Sollten Sie jedoch nicht dümmer sein, als ich annehme, dann müßten Sie wissen, daß nichts uns größeres Vergnügen bereiten würde, als diesen Leuten hier den Befehl zum Feuern zu geben. Wenn wir jetzt darauf verzichten, dann nur, weil wir andere Pläne für Ihre Bestrafung verfolgen, die durch Ihren Tod völlig über den Haufen geworfen würden.«
»Beantworten Sie mir nur eine Frage«, sagte Tarzan. »Ist mein Sohn an Bord dieses Schiffes?«
»Nein«, antwortete Alexis Pawlowitsch. »Er befindet sich woanders in völliger Sicherheit, und er wird auch nicht umgebracht werden, es sei denn, Sie lehnen es ab, unsere berechtigten Forderungen zu erfüllen. Sollte es notwendig werden, Sie zu töten, gäbe es dann auch keinen Grund, das Kind leben zu lassen, denn mit Ihnen wäre derjenige beseitigt, den wir durch das Kind bestrafen wollten. Dann wäre der Junge für uns nur eine ständige Gefahr und Belastung. Sie erkennen also, daß Sie das Leben Ihres Kindes nur dadurch retten können, daß Sie Ihr eigenes retten, und das ist wiederum nur möglich, wenn Sie uns den Scheck geben, um den wir Sie bitten.«
»Ich verstehe«, erwiderte Tarzan, denn er wußte, er konnte sicher sein, daß sie jede von Pawlowitsch ausgesprochene Drohung wahrmachen würden, und daß jedoch eine winzige Chance bestand, den Jungen zu retten, indem er auf ihre Forderungen einging.
Er hielt es für unwahrscheinlich, daß sie ihn leben lassen würden, nachdem er seine Unterschrift unter den Scheck gesetzt hatte. Doch er war entschlossen, ihnen einen Kampf zu liefern, den sie nie vergessen würden, und Pawlowitsch wenn möglich mit ins Jenseits
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