Taschenlehrbuch Biologie - Evolution - Oekologie
kann durch anthropogene Einflüsse nicht verändert werden. Die gesamte Menge des Wasserdampfs in der Atmosphäre wird innerhalb von zehn Tagen ausgetauscht.
Seit Beginn der offiziellen Messungen um 1850 hat die mittlere globale Temperatur um fast 1 °C zugenommen. In der Abb. 6. 5 wird deutlich, dass der Anstieg der mittleren Temperatur insbesondere ab den 1970er Jahren steil ist. Von 1906 bis 2005 hat die globale Durchschnittstemperatur um 0,74 °C +/– 0,18 °C zugenommen. Die größte Zunahme fand nach 1956 statt. Auch die Ozeane zeigen an der Oberfläche eine Erwärmung. Diese Erwärmung hat seit 1993 einen Anstieg des globalen Meeresspiegels um etwa 3 mm bewirkt. Seit Ende der 1970er Jahre ist ein Rückzug der Gletscher und des arktischen Meereises zu beobachten. Inzwischen halten fast alle Klimaforscher eine anthropogene Klimaerwärmung für erwiesen.
Abb. 6. 5 Abweichungen der Weltmitteltemperaturen in ° C vom Referenzintervall (1961 bis 1990). Die Werte sind global ermittelt und kombiniert aus Werten für die Wassertemperatur an der Meeresoberfläche, in der Luft und im Boden. Der Trend zeigt eine Erwärmung an. (Nach Jones, 2005.)
Da das Klima aufgrund der Wärmekapazität der Meere sehr träge reagiert, wird die mittlere globale Temperatur weiterhin ansteigen. Klimatologen gehen davon aus, dass sich in den nächsten zwanzig Jahren die Temperatur im globalen Mittel um 0,2 °C pro Jahrzehnt erhöhen wird. Es wurden verschiedene Szenarien entwickelt, in denen natürliche Einflüsse wie die Änderung der Sonnenaktivität oder Vulkanausbrüche sowie die anthropogen verursachten Emissionen miteinbezogen wurden. Die Erwärmung bis zum Ende des 21. Jahrhunderts hängt demnach von der künftigen CO 2 -Emissionsrate ab. Die Schätzungen schwanken zwischen 1,8 °C und 4 °C. Alle Szenarien gehen davon aus, dass höhere Breiten, Gebirge und die Nordhalbkugel stärker von der Erwärmung betroffen sein werden als die Regionen um den Äquator und die Südhalbkugel.
Neben der Temperatur wird auch der Meeresspiegel ansteigen. Extreme Klimaereignisse wie große Hitze oder starke Niederschläge sowie Stürme werden zunehmen. Land- und Forstwirtschaft sind, wie die klimatisch bestimmtenAbgrenzungen der Anbauzonen zeigen, an die jeweiligen klimatischen Bedingungen angepasst. Die Klimaänderung wird diese Wirtschaftszweige in den verschiedenen Erdregionen unterschiedlich stark beeinflussen. Im Süden Europas wird durch die zunehmende Trockenheit der Anbau von Feldfrüchten erschwert, im Norden hingegen wird sich das wärmere und feuchtere Klima vermutlich zunächst positiv auf die Erträge auswirken. Es ist auch von einer Erweiterung der Anbauzonen weiter nach Norden auszugehen. Durch Langzeitmonitoring haben deutsche Wissenschaftler festgestellt, dass Zugvögel früher in ihre Brutgebiete zurückkehren und länger im Brutgebiet verweilen, oder sogar im Brutgebiet überwintern. Eine Untersuchung in sechs Waldgebieten Westeuropas hat ergeben, dass sich das Höhenvorkommen von zwei Dritteln der untersuchten Pflanzenarten nach oben verschoben hat.
Wichtige Folgen des Klimawandels für die verschiedenen Regionen der Erde (nach IPCC Climate Change 2007):
Nordeuropa: zunächst positive Auswirkungen wie gesteigerte Ernteerträge, wachsende Wälder, geringerer Heizbedarf;
Mittel- und Osteuropa: im Sommer extreme Hitze, weniger Niederschläge, Einbußen in der Forstwirtschaft;
Südeuropa: extreme Hitze, Wassermangel, Waldbrände, Ernteausfälle;
überall in Europa: im Inland erhöhtes Hochwasserrisiko, an den Küsten Überschwemmungen;
Afrika: bis 2020 zunehmender Wassermangel für 75 bis 350 Millionen Menschen; Rückgang landwirtschaftlich nutzbarer Flächen, verkürzte Anbauzeiten, in einigen Regionen Ernteeinbußen; Rückgang der Fischbestände in den großen Seen; Rückgang der Mangroven und Korallenriffe, Überschwemmungen an tiefer liegenden Küsten;
Asien: zunehmende Hochwasser, Bergrutsche und Störungen der Wasserversorgung aufgrund Abschmelzen der Gletscher im Himalaya; zunehmende Überschwemmungen an den Küsten Süd- und Ostasiens; Gefahr von Hungersnöten wegen sinkender Ernteerträge bei schnellem Bevölkerungswachstum und zunehmender Verstädterung (einige Regionen);
Australien und Neuseeland: in Süd- und Ostaustralien sowie in Teilen Neuseelands bis 2030 zunehmende Probleme mit der Wasserversorgung; aufgrund von Trockenheit und Feuern Ernteausfälle und Einbußen in der Forstwirtschaft; Rückgang der
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