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Tatjana

Tatjana

Titel: Tatjana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tathana Cruz Smith
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Safe eingeschlossen? Vielleicht sollte ich es zerreißen.«
    »Tu’s nicht.«
    »Vielleicht sollte ich auch Geld dafür verlangen. Aber ich werde großzügig sein. Ich will nur das unterschriebene Formular, damit ich mich verpflichten kann. Ich gehe zur Armee, und du kannst ein Notizbuch behalten, das niemand lesen kann.«
    »Das Notizbuch gehört zu einem abgeschlossenen Fall.«
    »Er ist nicht abgeschlossen, wenn du daran arbeitest.«
    »Es geht um Tatjana Petrowna.«
    »Das weiß ich.«
    »Woher weißt du das?« Weder auf noch im Notizbuch standen Namen, soweit Arkadi sich erinnerte.
    Schenjas Stimme wurde schärfer. »Unterschreib einfach die Genehmigung.«
    »Bist du dabei, den Code zu knacken?«
    »Ich gebe dir eine Stunde, dann fange ich an, das Notizbuch zu zerreißen.«
    »Hast du es gelesen? Was hast du noch daraus erfahren?«
    »Unterschreib das Formular.« Schenja legte auf.
    »Scheiße«, sagte Arkadi. Das einzig zutreffende Wort.
    Sobald er in der Wohnung war, fiel Arkadi ins Bett. Aus Anjas Wohnung hatte er keinen Laut gehört, und er würde auch nicht an ihre Tür klopfen. Vielleicht feierte sie mit Alexi eine Vor-Party-Party. Arkadi war es egal. Er wollte nur schlafen, und er war immer noch voll bekleidet, als er die Decke über sich zog.
    Müdigkeit beschwor die seltsamsten Träume herauf. Er folgte einem tapsenden Geräusch durch einen dunklen Flur, rasches Krallenklicken auf einem Holzboden. Als er dem Geräusch näher kam, stellte sich heraus, dass er einem weißen Kaninchen folgte, das zwischen roten Samtvorhängen hin und her huschte. Arkadi hatte es fast eingeholt, als das Kaninchen in einen Raum flitzte, der voller Männer in SS -Uniformen war, alle mit schrecklichen Verwundungen.
    Arkadis Vater saß an einem Tisch mit einem Revolver und drei Telefonen, weiß, rot und schwarz. Wofür die Farben standen, wusste Arkadi nicht. Obwohl die Schädeldecke des Generals kahl rasiert war, rauchte er in großer Gelassenheit eine Zigarette, und als die weiße Katze auf seinen Schoß sprang, tätschelte er sie wie ein Lieblingstier. Spannung baute sich auf. Arkadi verstand zwar kein Wort, spürte jedoch, wie Hände ihn auf den Tisch zuschoben. Der Mops wandte Arkadi das Gesicht zu.
    Das rote Telefon klingelte. Es klingelte immer weiter, bis Arkadi schweißgebadet aufwachte. Die Deutschen und sein Vater waren verschwunden. Der Revolver war verschwunden und der Albtraum unvollständig. Nur das Telefon klingelte wie verrückt.
    »Hallo.«
    »Hallo, Ermittler Renko. Hier ist Lorenzo.«
    Arkadi fand seine Uhr. Drei Uhr morgens.
    »Lorenzo …«
    »Von Ercolo-Fahrrädern in Mailand.«
    »Wie spät ist es dort?«
    »Mitternacht.«
    »Dachte ich mir.« Arkadi rieb sich den Schlaf aus den Augen.
    »Sie sagten, ich solle anrufen, wenn ich die Quittung oder die Nummer des Fahrrads finde, das für Signor Bonnafos angefertigt wurde. Haben Sie Stift und Papier?«
    Arkadi fummelte in der Schublade seines Nachttisches. »Ja.«
    »Dauert nur eine Sekunde«, versprach Lorenzo.
    »Ich bin bereit.«
    »Ein Fahrrad ist wie ein Maßanzug, nur noch mehr.«
    »Verstehe.«
    »Schließlich soll ein Fahrrad nicht nur ein Prachtstück sein, sondern haltbar genug, um den Unbilden der Straße standzuhalten.«
    »Sicherlich. Wie lautet die Nummer?«
    »Die Nachforschung hat Stunden gedauert. Sind Sie bereit?«, fragte Lorenzo. Er verkündete die Identifizierungsnummern wie ein Conferencier beim Bingo. » JB -10-25-12-81. JB -10-25-12-81.«
    »Fällt Ihnen sonst noch etwas zu Bonnafos ein?«
    »Gusstretlager und freiliegende Bowdenzüge.«
    »Ich meine persönlich.«
    »Ein Fitnessfanatiker, doch ansonsten, muss ich sagen, hatte er keine Persönlichkeit.«
    »Frauen?«
    »Nein.«
    »Politik?«
    »Nein.«
    »Sport?«
    »Nein, bis aufs Radfahren.«
    Arkadi fand, dass Joseph Bonnafos immer mehr nach einer perfekten Chiffre klang. Vielleicht ein Vorteil für einen Dolmetscher.
    »Sonst noch was?«, fragte Lorenzo. »Es wird spät.«
    »Allerdings. Vielen Dank. Sie waren sehr geduldig.«
    Arkadi rechnete mit einer höflichen Verabschiedung, doch Lorenzo sagte nur: »Finden Sie das Rad.«
    Selbst wenn Bonnafos eine Chiffre war, musste er ein phänomenales Gedächtnis haben. Laut wissenschaftlicher Studien war jedes menschliche Gehirn je nach Alter, Geschlecht, Wodkaverzehr und Krankheiten unterschiedlich. Trugen Sprachen zur Unterschiedlichkeit bei? Überall auf der Welt machten Menschen die Geräusche von Katzen anders nach. Wenn sie schon

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