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Tatjana

Tatjana

Titel: Tatjana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tathana Cruz Smith
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schnell wie möglich aus Moskau verschwinden. Wenn man offiziell für tot erklärt wird, dann ist man es bald auch. Das ist eine Sache der Buchführung. Wir sind die ganze Nacht durch nach Kaliningrad gefahren. Ich wusste nicht, dass Ludmilla in meine Wohnung kommen würde.«
    »Die Frage ist, wer hat sie hinabgestoßen? Sie wird geklingelt haben, als sie zu Ihrer Wohnung kam.«
    »Ich war nicht da.«
    »Aber Ludmilla hatte einen eigenen Schlüssel, oder?«
    Ihre Stimme wurde hohl. »Ja. Meine Schwester wurde versehentlich für mich gehalten und ist gestorben. Jetzt bin ich am Leben und gebe vor, sie zu sein.« Obwohl ihr Tränen offensichtlich zuwider waren, wischte sie über ihre Augen, bevor sie das Thema wechselte. »Maxim hat mir von Ihrem Abenteuer am Strand erzählt. Sie haben also den Jungen kennengelernt, der sich Wowa nennt.«
    »Der verhandelt ganz schön hart.«
    »Ich weiß. Ich habe ihm fünfzig Dollar für das Notizbuch bezahlt.«
    »Was steht drin?«
    Sie seufzte. »Ich muss zugeben, dass ich es nicht weiß.«
    Arkadi hätte fast gelacht. »Sie wissen es nicht? Menschen werden erschossen und von Balkons gestoßen für dieses Notizbuch, und Sie wissen nicht, warum?«
    »Joseph, der Dolmetscher, wollte es für mich übersetzen.«
    »Und es sollte eine Riesengeschichte werden, so gewaltig wie der Krieg in Tschetschenien oder eine Bombe in Moskau?«
    »Das hat Joseph behauptet. Und der Beweis dafür stand im Notizbuch.«
    »Hat er wenigstens Andeutungen gemacht?«
    »Nur, dass niemand außer ihm es verstehen würde.«
    »Warum war er bereit, Ihnen zu helfen? Warum war er bereit, sein Leben in Gefahr zu bringen?«
    »Er wollte jemand sein. Er wollte mehr sein als ein Echo, was er sein ganzes Leben lang gewesen war. Außerdem glaubte er, ihm könne nichts passieren, da er alles in Notizen festhielt, die nur er lesen konnte.«
    »Stattdessen ist es ein Gift, das von Hand zu Hand wandert.«
    »Haben Sie das Notizbuch?«, fragte sie.
    »Es ist bei einem Freund.«
    »Einem Dolmetscher?«
    »Könnte man so sagen.«
    Der Tee war kalt geworden. Tatjana starrte hinaus zu den Wassermelonen, die angeschwollen und geplatzt waren.
    »Das ist allein meine Schuld«, sagte Arkadi. »Wenn ich meine Nase rausgehalten und die Identifizierung von Ludmillas Leiche nicht infrage gestellt hätte, könnten Sie in Sicherheit sein.«
    »Jetzt müssen Sie es zu Ende führen. Sie sind der Ermittler.«
    Arkadi hörte ein Geräusch. Der Mops hatte eine Schranktür aufgeschubst und eine Packung Hundekuchen verstreut.
    Tatjana fegte sie auf. »Was für ein kleines Schwein.«
    »Das erinnert mich an etwas. Wie ist Polo hergekommen?«
    »Maxim hat ihn später gebracht.«
    »Eine lange Fahrt. Man muss durch den litauischen und den polnischen Zoll und so. Maxim hat es nichts ausgemacht, hin und her zu fahren?«
    »Anscheinend nicht.«
    Arkadi überlegte, was sie ihr wohl antun würden, diese Zensoren, die Journalisten mit einer Pistole oder einem Knüppel folgten. Genau wie sie es sich gefragt haben musste.
    »Kennen Sie Stasow?«, fragte Tatjana.
    »Wir haben telefoniert.«
    Das Tor war offen. Arkadi schob eine Jalousie zur Seite und blickte zu dem Mann in einem ramponierten Audi, der auf der gegenüberliegenden Straßenseite vor einem Reisebüro parkte, das »Romantisches Kroatien zu Billigpreisen« anbot. Der Mann sah nicht aus, als suchte er Romantik.
    »Haben Sie eine Waffe?«, fragte Arkadi.
    »Haben Sie eine?« Sein Schweigen war Antwort genug. »Was für ein hilfloses Paar menschlicher Wesen.«
    Arkadi zuckte mit den Schultern. So war es wohl.
    Er ging durch die anderen Zimmer. Das Haus war klein, alle Räume gingen von einem schmalen Flur ab. Die Möbel waren aus Vorkriegseiche. Ahnen blickten aus ovalen Rahmen. Das Hinterzimmer war in eine Dunkelkammer verwandelt worden. Die Hintertür ließ sich nicht öffnen.
    »Sie werden nichts finden. Stasow hat meinen Laptop mitgenommen.«
    »Aber er glaubt immer noch, dass Sie Ludmilla sind?«
    »Bisher. Ich habe alles gelöscht.«
    Auf dem Bett lag ein bis oben vollgepackter Rucksack. Das sah nicht nach jemandem aus, der sich damit abgefunden hatte, in der Falle zu sitzen.
    »Wo ist Ihr Kanarienvogel? Er hat seinen Käfig wohl gleich mitgenommen.«
    »Bei einer Freundin.«
    »Dann sind Sie also zum Aufbruch bereit.«
    Sie brauchte eine Sekunde für die Antwort. »Schon möglich. Wohin?«
    Sie betrachtete Arkadi mit einem Blick, der ihm sagte, er bäte um mehr Vertrauen, als er verdient

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