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Tatjana

Tatjana

Titel: Tatjana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tathana Cruz Smith
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gedieh.
    Ein Mops schoss aus der Haustür, jagte hinter einem Gummiball her. Der Hund erwischte den Ball, schüttelte ihn heftig und sauste zurück zu der Frau, die mit verschränkten Armen am Türpfosten lehnte.
    »Polo!«, rief Arkadi.
    Die Frau blickte auf. Der Hund blieb stehen und versuchte, in zwei Richtungen gleichzeitig zu schauen. Dann trug er den Ball mit einem entschuldigenden Ausdruck zu Arkadi.
    »Sie sind wiedergekommen«, sagte sie.
    »Ich fürchte, ja.« Arkadi löste den Ball aus dem Maul des Hundes. »Leider muss ich sagen, dass Ihr Freund keinen Sinn für Treue hat.«
    Sie lächelte nicht, doch er hatte das Gefühl, dass sie auf eine grimmige Weise amüsiert war. »Jedes Mal, wenn ich mich um den Garten kümmern will, möchte Polo nur spielen.«
    »Vielleicht ist das der Preis für Freundschaft.« Er blickte sich im Garten um. »Ihr Gemüse sieht aus, als würde es gleich platzen.«
    »Ich habe ihm wohl zu wenig Aufmerksamkeit ge schenkt.«
    »Davon habe ich keine Ahnung«, sagte Arkadi. »Ich bin kein Gärtner.«
    »Angeblich soll es ganz einfach sein. Man pflanzt es, und man gießt es.«
    »Und hält den Hund fern. Ein großer Teil Ihres Gemüses sieht reif zum Ernten aus. Ich könnte Ihnen helfen.«
    »Was ist mit Ihrer Ermittlung?«
    »Die kann warten«, meinte Arkadi.
    »Sie sind ein seltsamer Ermittler. Wie kommen Sie darauf, dass ich Hilfe brauche?«
    »Als ich mit Maxim hier war, trugen Sie eine dunkle Brille, weil Sie lichtempfindlich sind.«
    »Maxim passt immer auf mich auf.«
    »Das war auch mein Eindruck. Und seither haben Sie kein Unkraut gejätet. Ihre Schwester war die Gärtnerin.«
    »Woher wussten Sie das?«
    Abgesehen von dem Hund, dem heruntergekommenen Garten und dem Fehlen der dunklen Brille? Er hatte stundenlang Tatjanas Stimme auf den Kassetten gelauscht. Er hätte sie überall erkannt.
    Sie drehte sich um und ging ins Haus, und obwohl er nicht dazu eingeladen worden war, folgte Arkadi ihr. Der Mops folgte Arkadi, ließ auffordernd den Ball fallen und brachte ihn zurück, als er wegrollte. Während sie Wasser für Tee aufsetzte, betrachtete Arkadi die Andenken auf den Küchenregalen und Schränken. Familienfotos von Ludmilla Petrowna, auf denen sie Säuglinge und Kleinkinder in unterschiedlichem Alter auf dem Arm hielt. Postkarten aus der ganzen Welt. Gerahmte Fotos derselben zwei Mädchen mit strahlendem Lächeln und goldenem Haar beim Radfahren, im Kajak, eine Düne mit ausgestreckten Armen hinablaufend, als könnten sie fliegen.
    »Wer war älter?«
    »Sie. Wir sind nur zehn Monate auseinander.«
    »Sind das Bilder von ihren Kindern?«
    »Nein. Verwandte, Freunde, Kinder von Freunden. Trotz ihres schlechten Sehvermögens war Ludmilla eine begeisterte Amateurfotografin.« Sie stellte zwei Tassen mit Tee auf den Tisch und setzte sich. »Zucker?«
    »Nein, danke.«
    »Alle Männer, die ich kenne, trinken ihren Tee schwarz. Wie kommt das?«
    »Weiß ich nicht. Warum saugen alle Frauen, die ich kenne, den Tee durch einen Zuckerwürfel?« Er erwischte sie dabei.
    »Das ist eine lässliche Sünde, und von denen gibt es so viele. Ich hatte Ludmilla gebeten, nicht nach Moskau zu kommen, aber sie musste immer die große Schwester spielen. Sie litt darunter, sich Sorgen machen zu müssen, und ich fürchte, ich habe ihr das Leben schwer gemacht. Woher wussten Sie es? Ach so, die dunkle Brille.«
    »Sie schienen auf wundersame Weise geheilt zu sein.«
    »War es so einfach?«
    »Mehr oder weniger.«
    »Glauben Sie, ich komme hier lebend heraus?«
    »Das bezweifle ich. Sie könnten es als Ludmilla versuchen, aber ich schätze, die haben Verdacht geschöpft.«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Auf dem Weg hierher ist mir ein Mann in einem Auto aufgefallen, der Ihre Tür beobachtet.«
    »Das ist Leutnant Stasow. Er hat mich zu seinem persönlichen Projekt gemacht, hat sich hereingedrängt und das Haus durchsucht. Jetzt lungert er auf der Straße herum.«
    Eine Sekunde lang überkam Arkadi der Impuls, sie zu berühren, zu ergründen, ob sie aus Fleisch und Blut war, und er fragte sich, wie oft sie diese Wirkung auf Männer hatte, diese kaum spürbaren Schwingungen auslöste.
    Er drängte weiter. »Gehen wir mal davon aus, dass derjenige, der Ludmilla umgebracht hat, in Ihrer Wohnung wartete. Wo waren Sie?«
    »Ich habe bis spät mit Obolenski in der Redaktion gearbeitet. Maxim platzte herein und sagte, mein Tod sei gemeldet worden, ich sei von meinem Balkon gesprungen und wir müssten so

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