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Tatjana

Tatjana

Titel: Tatjana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Cruz Smith
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Brettes zu entfernen, zerstörte Tempo, Psychologie und die Androhung von Gewalt.
    Bierflaschen klickten. Schenja blickte auf. Stanford stand ihm gegenüber und verkündete lauthals: »Das Schachmonster! Es weilt wieder unter uns. ›Hab Angst vorm Zipferlak, mein Kind! Sein Maul ist beiß, sein Griff ist bohr!‹ «
    Das war sein letzter Lacher. Schenja täuschte die Holländische Verteidigung vor, saugte eine von Stanfords Figuren nach der anderen ein und spuckte sie zum Trocknen wieder aus. Schenja musste ihm mitteilen, dass er »Matt in drei« wäre.
    Schenjas restliche Partien verliefen ähnlich. Er hatte nicht bemerkt, dass die Rothaarige das gleiche Tempo durchhielt, bis sie sich ihm für das Endspiel gegenübersetzte.
    »Wir haben schon mal gegeneinander gespielt«, sagte sie.
    »Das bezweifle ich. Gute Partien vergesse ich nicht.«
    »Vor Jahren, in einem Kasino. Wir waren noch Kinder.«
    Jetzt fiel es Schenja wieder ein. Das war auf einer Ausstellung gewesen. Er war gerade noch mit heiler Haut davongekommen.
    »Warum nennen du und deine Freunde mich Monster?«
    »Der Ausdruck stammt von ihm, nicht von mir. Ich habe ›Genie‹ gesagt.«
    Der leichte Flaum auf ihren Wangen wurde von der Nachmittagssonne angestrahlt. Ihre Brauen waren nachdenklich zusammengezogen, ihre Augen kristallgrün, und Schenja war schon ein Dutzend Züge in der Partie, bis ihm aufging, dass er mit einem Bauern im Rückstand war.

18
    D as Häuschen von Ludmilla Petrowna war vor dem Krieg vielleicht ein Kutschenhaus gewesen. Obwohl sich die Backsteine halbwegs in rostfarbenen Sand verwandelt hatten und Klebeband sich kreuz und quer über die Fensterscheiben spannte, hatte sich das Haus einen schwachen Eindruck Königsberger Stils bewahrt, umgeben von trostloser Chruschtschow-Architektur und kleinen Läden, die CD s und Billigreisen verkauften. Arkadi und Maxim öffneten das Tor zu einem Gemüsegarten, in dem Sonnenblumen über die Mauer lugten, Tomatenpflanzen an Holzstäben hochgebunden waren und Auberginen fett und träge am Boden lagen.
    Als Ludmilla nicht auf die Klingel reagierte, warf Maxim Steinchen an ein Fenster. Arkadi sah drinnen kein Licht, aber das Fenster öffnete sich knarrend, und eine Frau hängte einen Käfig mit einem Kanarienvogel hinaus. Sie trug ein Kopftuch im Babuschkastil, Gartenhandschuhe und eine Rundumsonnenbrille und hänselte den Vogel, dass er sich wegen der Kälte aufplusterte.
    »Dauernd maulen, dauernd auf Mitgefühl aus. Genau wie unser alter Freund Maxim. Immer im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit.«
    »Hallo, Ludmilla«, sagte Maxim.
    »Und in Begleitung eines verrufenen Freundes«, fügte sie hinzu, als Arkadi sich vorstellte.
    »Die Sache mit Ihrer Schwester tut mir leid.«
    »Dann haben Sie ja sicher schon einen Plan, wie Sie Geld aus ihrem Tod schlagen können. Sie und Obolenski, so erpicht darauf, sie zur Märtyrerin zu machen.«
    »Haben Sie Tatjana Petrownas Leiche identifiziert?«, fragte Arkadi.
    »Anhand eines Fotos. Nach Moskau zu fahren, hatte keinen Sinn.«
    »Ludmilla ist sehr lichtempfindlich«, warf Maxim ein. »Das erschwert das Reisen.«
    »Wollten Sie die Leiche nicht identifizieren?«
    »Das Foto hat genügt.«
    »Haben Sie sich keine Sorgen gemacht, was mit der Leiche geschehen könnte?«
    »Ehrlich gesagt mache ich mir mehr Sorgen um mich selbst.«
    »Haben Sie darum gebeten, sie einzuäschern?«
    Kurz zuvor hatte der Regen fast aufgehört, jetzt prasselte er wieder herunter. Arkadi hörte die Geschäftigkeit auf dem Markt hinter der Gartenmauer, als Ständer unter Markisen gezogen wurden. Jeder andere hätte Arkadi und Maxim hereingebeten.
    »Die arme Juliet wird nass.« Sie streichelte den Kanarienvogel unter dem Schnabel. »Die singen nicht mehr, wissen Sie, nachdem sie ihren Gefährten verloren haben.«
    »Sie können sich nicht erinnern, ob Sie darum gebeten haben, Ihre einzige Schwester einzuäschern?«
    »Ich habe mein eigenes Leben.«
    Ein beschauliches zwischen Gemüse und Vogel, dachte Arkadi.
    »Haben Sie noch andere Tiere?«
    »Also, Katzen können wir nicht haben. Das würde Juliet zu nervös machen.« Sie zog den Käfig herein.
    »Hatte Tatjana nicht einen Hund?«, fragte Arkadi.
    »Ja, ein hässliches kleines Ding. Wissen Sie, was meine Lieblingstiere sind? Gemüse.« Sie schloss das Fenster, nur um es eine Sekunde später wieder aufzumachen. »Klauen Sie ja nichts davon«, fügte sie hinzu und schloss das Fenster endgültig.
    »Tut mir leid«, sagte Maxim. »Wie

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