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Tatjana

Tatjana

Titel: Tatjana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Cruz Smith
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das Notizbuch ist.«
    »Warten Sie.«
    »Pech gehabt. War die letzte Chance. Wiedersehen.«
    Ein kleines Etwas rannte an den Scheinwerfern vorbei. Kein weißes Kaninchen mit roten Augen, langen Ohren und einer Uhr, sondern ein Hund mit kurzen Ohren und ausdrucksvollen Augen. Die Betonplatte verharrte abrupt, als der Hund am Rand herumschnüffelte. Ein Mops. Sobald er Arkadi entdeckte, wedelte er begeistert, kroch zu ihm und leckte ihm das Gesicht.
    Möpse sah man selten in Moskau. Arkadi wusste nur von einem einzigen.
    Rufe und Pfiffe versuchten den Mops aus Arkadis Reichweite zu locken, aber als er »Polo« rief, kam der Hund zurück.
    Als Alexi nach ihm griff, packte Arkadi ihn am Arm und drehte ihn gegen den Uhrzeigersinn fest genug zurück, um Alexi die Schulter auszukugeln. Das stellte Alexi vor ein Dilemma. Er hatte die Fernbedienung, aber wenn er im Gerangel auf den falschen Knopf drückte, würde er genauso zerquetscht, weil er sich im erbitterten Griff eines Mannes befand, der beschlossen hatte zu überleben.
    Die beiden Männer schoben sich unter der Betonplatte hervor wie im Kampf verhakte Krebse. Arkadi nahm den nachlassenden Gestank wahr, die unter Sternen aufgebockten Boote, den weglaufenden Hund und zurückweichende Scheinwerfer. Alexi ließ der Schmerz einer ausgekugelten Schulter wenig Zeit zur Entscheidungsfindung. Er riss sich los, doch seine Waffe steckte im Halfter unter dem linken Arm, und sein rechter hing nutzlos herunter.
    »Das hier ist nie passiert«, sagte Alexi.
    Arkadi schlug ihm ins Gesicht.
    »Das ist passiert.«
    Schlug ihn noch einmal auf dieselbe Wange.
    »Und das ist passiert. Jetzt zeig dich Ape Beledon oder Abdul. Erzähl ihnen, was du willst.«

17
    D er Regen war trist. Der Schlamm war trist. Morgen würde es vermutlich wieder trist sein.
    »Kaliningrad.« Maxim breitete die Arme aus, um Arkadi willkommen zu heißen. »Eine fehlgeschlagene Vision.«
    Angefangen mit diesem Drittwelt-Flughafen, dachte Arkadi. Sowohl die Konstruktion als auch der Anspruch waren auf halbem Wege stecken geblieben. Ein großer Teil des Daches war eingestürzt, und im restlichen Gebäude traten verbogene Moniereisen und Roststreifen offen zutage. Betonabsperrungen zwangen den Verkehr, im Zickzack vorzufahren. Schwarze BMW -Limousinen standen zur Abholung von Bürokraten bereit, aber Maxim übertraf sie alle mit seinem majestätischen Zil.
    »Sie sind von Moskau hierhergefahren?«, fragte Arkadi.
    »Glauben Sie, ich würde meinen wertvollsten Besitz zurücklassen?«
    »Woher wussten Sie, dass ich in diesem Flugzeug sein würde?«
    »Anja hat es mir erzählt. Ich beschloss, dass Sie wie Dante im Inferno einen Führer brauchten. ›Lasst, die ihr eintretet, alle Hoffnung fahren.‹« Maxim lud sich Arkadis Tasche auf. Er wirkte regelrecht fröhlich. »Vergessen Sie nicht, ich habe hier jahrelang gelehrt. Wenn jemand Sie sicher durch die Gefahren dieses Landes der Widersprüche führen kann, dann bin ich das.« Er zeigte Arkadi eine Flasche zwölf Jahre alten Hennessy in einer Papiertüte. »Für besondere Parkprivilegien. Genau genommen führe ich den Zil vor, um für eine Oldtimer-Rally von Moskau nach Kaliningrad zu werben. Steigen Sie ein, ich bin gleich wieder da.«
    Maxim sprintete durch den Regen, Tasche und Cognac unter den Arm geklemmt.
    Arkadi begriff, dass Maxim Dal sich hauptsächlich zur Verfügung gestellt hatte, um seinen Preis für alte Dichterfürsten und den Goldregen von fünfzigtausend Dollar zu schützen. Warum hatte er das dann durch die Teilnahme an einer Demonstration in Gefahr gebracht? Den Preis verliehen die Amerikaner, aber die entsprechende Obrigkeit in Moskau hätte ihm den Pass entziehen können. Schwer zu sagen. Maxim war geschickt darin, ein doppeltes Spiel zu spielen. Außerdem hatte der alte Knabe Flair, genau wie sein Zil mit dem Drucktastengetriebe, der Innenausstattung aus Leder und den ausklappbaren Aschenbechern. Arkadi zündete sich eine Zigarette an und drückte sie sofort wieder aus. Seitdem er der Zerquetschung entkommen war, hielt er sich an gute Vorsätze.
    »Sie sehen fürchterlich aus«, sagte Maxim bei seiner Rückkehr. »Nur so ein Eindruck.«
    »Den hatten schon viele.«
    Öde Felder lagen zu beiden Seiten der Schnellstraße, doch der Straßenbelag war so eben wie der Filz auf einem Billardtisch, und die Masten der Straßenlaternen waren mit Koggen geschmückt.
    »Wir fahren jetzt auf der teuersten Schnellstraße von ganz Europa. Mit anderen Worten, die

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