Tatortreiniger gesucht: Die schrägsten Berufe der Welt
Bootsmann, und der Taucher gönnt sich vor dem Feierabend noch ein kühles Blondes. Oder auch ein Brünettes …
Was sich hier so flockig liest, ist allerdings ein echter Knochenjob. Der Perlentaucher nämlich kann sich sein Revier zwar aussuchen, aber leider gefällt es dort auch der einheimischen Fauna recht gut. Will heißen: Nicht selten kommt es zu Begegnungen mit stacheligen Rochen, hungrigen Haien oder höchst giftigen Quallen – ein Berufsrisiko, das nicht wenige der verbliebenen Perlentaucher (weltweit gibt es ohnehin nur noch ein paar Dutzend) daran hindert, das Renteneintrittsalter zu erreichen.
Immerhin ist die Lebenserwartung in diesem Berufsstand schon besser geworden als im 18., 19. und frühen 20. Jahrhundert, denn seinerzeit gab es praktisch noch gar keine technischen Hilfsmittel, und kaum ein Perlentaucher überlebte mehr als ein Jahrzehnt seiner Berufsausübung. In jenen goldenen Jahren nämlich, als Neopren-Anzüge noch unbekannt waren und Dominas sich in Sack und Asche kleideten, fetteten die wackeren Schmucksucher lediglich ihre muskulösen Körper kräftig ein, stopften sich ebenfalls eingefettete Baumwolle in die Ohren – zum Druckausgleich – und zwickten sich die Nase mit einer Spange aus Schildkrötenpanzer zu. In die Tiefe sanken sie mit Hilfe eines großen Steins – also ungefähr so wie der kleine Max, der aus dem Nichtschwimmerbereich entkommen ist und – zitternd und zagend – erste Tauchversuche mit einem Gewicht aus Hartgummi unternimmt.
Tausende Jahre lang wurden auf diese Art und Weise Perlen im Indischen Ozean, im Persischen Golf, im Roten Meer und im Golf von Mannar (zwischen Sri Lanka und Indien) gefunden und mehr oder weniger teuer verkauft. Einem Interview des australischen Fernsehsenders ABC aus dem Jahr 2003 mit dem Perlentaucher Lance O’Sullivan, der im australischen Broome am Indischen Ozean arbeitet, lässt sich Folgendes entnehmen: Bei mehreren Tauchgängen verbringt der nicht mehr ganz so junge Mann bis zu zehn Stunden pro Tag unter Wasser – Schichtdienst am Hochofen ist gegen diese Strapazen ein Haufen Zuckerwatte. Die Natur können die Taucher nach wie vor nicht beherrschen, doch alles andere werde von strengen Vorschriften geregelt, erklärte Herr O’Sullivan. Die Arbeitsbedingungen seien gar nicht mehr so übel, wobei allerdings die Floskel »viel an der frischen Luft« in zehn Metern Tiefe viel von ihrem Reiz verliert.
Gefahr: **** (Selbst mit Sauerstoffflasche und Harpune gilt: Runter kommen sie immer – rauf nicht unbedingt.)
Langeweile: * (Jacques-Yves Cousteau und Hans Hass konnten nicht irren.)
Seltenheit: ***** (Aussterbende Gattung)
Ekelfaktor: *** (Quallen, Muränen, Seeschlangen und der Rülpser eines schwadronierenden Tintenfischs können schon mal auf den Magen schlagen.)
Neidfaktor: ** (Zugegeben – das Arbeitsumfeld besteht aus jenen Elementen, die der Thomas-Cook-Reisende für den Himmel auf Erden hält: Wasser, Korallen, Strand und Boot. Wenn man allerdings dauerhaft auf Ansprechpartner, trockene Haare und eine bezahlbare Risikolebensversicherung verzichten muss, wird man nur noch selten um sein Dasein beneidet.)
Kapitel 2
Die seltensten Jobs
Weltweit gibt es nur sehr wenige Menschen, die die hier vorgestellten Berufe ausüben. Dazu gehören zum Beispiel eine Nixe, die in einem Casino in Las Vegas durch ein riesiges Aquarium schwebt, oder der Kokosnuss-Sicherheitsbeauftragte, der in einem Hotel auf den amerikanischen Jungferninseln Gäste vor herabfallenden Kokosnüssen schützt.
Freiheitsstatue
N a, die Überschrift schon verdaut? Yep – das haben Sie ganz richtig gelesen: Freiheitsstatue kann auch ein Beruf sein. Also – präziser formuliert: Die Darstellung der Freiheitsstatue ist ein richtiger Beruf. Warum auch nicht, denn was könnte – außer aus Hubschraubern gefilmten Schießereien zwischen Drogenhändlern und der Polizei sowie dem von Andy Warhol verfremdeten Vierfarbdruck eines Big Mäcs – typischer sein für das Land der unbegrenzten Möglich- und Unmöglichkeiten. Das Land, in dem der aus Europa stammende Tellerwäscher noch immer zum Millionär aufsteigen und eine Immobilienblase zum Platzen bringen kann und der puertoricanische Tellerwäscher ein Leben lang ein solcher bleibt. Das Land, in dem Paris Hilton, Pamela Anderson und Monica Lewinsky zu Ikonen werden konnten. Das Land, in dem mehr Präsidenten von schießwütigen Irren angegriffen und/oder gemeuchelt werden als in jeder
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