Tatortreiniger gesucht: Die schrägsten Berufe der Welt
Seiten gleich groß sind.
In zwanzig Jahren hat das Nevada Gaming Board nur ein Mal mit manipulierten Würfeln zu tun bekommen. Was aus dem Falschspieler geworden ist, ließ sich leider nicht herausfinden, aber da seinerzeit noch Herren mit italienischen Namen, sehr viel Pomade im Haar und stark ausgebeulten Taschen in Vegas das Sagen hatten, darf man davon ausgehen, dass der Rest seines Tages, nachdem man ihn ertappt hatte, mit Schmerzen angefüllt gewesen sein dürfte.
Gefahr: * (Für den Würfelinspektor ist der Job mit vergleichsweise wenig Risiko verbunden – es sei denn, er übersieht etwas oder macht gemeinsame Sache mit Falschspielern. Dann kann’s spannend werden …)
Langeweile: **** (Ehrlich gesagt: Allzu prickelnd dürfte sich das Untersuchen von Tausenden und Abertausenden gleich aussehender Würfel nicht darstellen.)
Seltenheit: ***** (The one and only)
Ekelfaktor: (Dazu gibt’s nix zu sagen.)
Neidfaktor: *** (Alle diejenigen, die einen ruhigen Job suchen, bei dem man wenig zu tun hat, niemals kreativ sein muss, gleichzeitig aber viel Verantwortung trägt und in anregender Umgebung arbeiten darf, dürfen auf den Würfelinspektor zu Recht neidisch sein. Alle anderen nicht.)
Molekular-Barkeeper
E rinnern Sie sich noch an Tom Cruise in dem Achtzigerjahre-Filmchen »Cocktail«? Nein? Gut – Sie haben offensichtlich Geschmack und sich nicht einmal in diesen schwierigen Zeiten zu viel Schwachsinn angeguckt. Doch um die cineastische Qualität des Colgate-Scientologen soll es jetzt gar nicht gehen, sondern nur um den irren Schwung, mit dem er samt seinem kongenialen Partner in jenem Streifen hinter der Bar die Cocktails schüttelte. Da wirbelten die Pfötchen, da flogen die Mixer, da kreischten die Ladys, als hätten die New Kids on the Block einen Heiße-Höschen-Showdown ausgerufen. Seit dieser Performance des Impossible-Dauergrinsers gilt der Beruf des Barkeepers gemeinhin als das Nonplusultra in Sachen Sex-Appeal, als eine Art männliche Antwort auf die Laufbahn als Victoria’s-Secret-Model.
Ist ja auch kein Wunder: Alkohol in hohen Gläsern hat schon so manche Frau dazu gebracht, selbst »Liftboy« Silvio Berlusconi leidlich attraktiv zu finden, wobei im Falle des italienischen Bunga-Bunga-Spielers auch stets noch Geld und andere materielle Zuwendungen im Spiel gewesen sein sollen.
Das hat ein guter Barkeeper nicht nötig: Er shakt und rockt und rollt seinen Mai Tai, den Cosmopolitan oder den – Nomen est omen – Sex on the beach, blickt der einsamen Lady tief in die Augen und sagt mit verhaltener Stimme jenen Satz, den Bartender weltweit einfach draufhaben müssen, wenn sie langfristig Erfolg haben wollen: »Ich höre gerne zu.« Wahlweise garniert der diabolische Schüttler dieses rhetorische Paradoxon – Welcher Mann kann wirklich zuhören? – noch mit ein paar Sprüchen aus der Mottenkiste, die umso besser funktionieren, je später der Abend und je höher der Promillepegel beim barhockerbesetzenden Lustobjekt ist. Beispiele dafür wären: »Ihr Exfreund ist blind oder ein Vollidiot.« Oder auch: »Wer könnte Ihnen widerstehen?« Klingt abgeschmackt und trist, ist abgeschmackt und trist, funktioniert aber immer noch erstaunlich häufig. Tschuldigung. Ist eben so.
Angesichts dieser Zusammenfassung könnte man meinen, dass der Beruf des Barkeepers – vorausgesetzt, er wird nicht in Kneipen ausgeübt, die die Worte »scharf« und »Eck« im Namen tragen – für den testosterongeplagten allzeit bereiten Edelhengst der Traumjob schlechthin ist: eine Beschäftigung, die nicht nur ordentlich entlohnt wird, sondern auch noch Spiel, Spaß und Abenteuer verspricht. Doch der Bartender des Hotels Victor (South Beach, Miami) hatte vom Dolce Vita der simplen Art offenbar eines Tages dennoch die Nase voll und beschloss, der bis dato eher begrenzten Karriereleiter seines Berufsstandes eine Sprosse hinzuzufügen. Er wurde zum selbst ernannten »Molekular-Barkeeper«, wobei wir nicht einmal mit Sicherheit sagen können, ob der Gute vor seiner Berufung irgendwann einmal Chemie studiert hat. Er vereist nämlich mittels flüssigem Stickstoff (Erinnern Sie sich an die Szene mit dem fiesen Maschinentyp aus Terminator II , der vom guten Arnie vereist wird und dann einfach in sehr, sehr viele Einzelteile zerbröselt? Ja? Das war Stickstoff …) Früchte und Blätter, aber auch Alkohol und Säfte. Auf diese Weise entstehen knusprige Pfefferminzblüten oder auch Getränke, die sich in Schaum,
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