Taumel der Gefuehle - Roman
Schließlich umschloss er ihre Finger mit seiner Hand. »Du wirst alles ganz genau so tun, wie ich es dir sage«, erwiderte er. Er spürte eine leichte Bewegung. »War das ein Kopfnicken, Elizabeth?«
»Ja.«
»Gut.«
Louise setzte ihre Tasse mit heißer Schokolade ab und betrachtete eingehend ihr Gesicht im Spiegel des Frisiertisches, hob dann das Kinn und neigte den Kopf leicht in verschiedene Richtungen, um nach Falten, Krähenfüßen und grauen Haaren zu suchen.
Von seinem Sessel nahe des Fensters aus musterte Harrison seine Gattin in gutmütiger Belustigung. »Du siehst wie immer blendend aus, meine Liebe. Ich würde sogar sagen makellos.«
Battenburn strich die Bügelfalten seines grauen Gehrocks
nach und rückte seine Krawatte ein wenig zurecht. »Ich erwarte unsere Gäste jeden Moment, also beeil dich.«
Verärgert blickte die Baronin Harrison aus zusammengekniffenen Augen an und hob drohend eine Braue. Reumütig lächelte Battenburn und sprang auf die Beine. »Selbstverständlich kannst du dir so lang Zeit lassen, wie du möchtest.« Er hielt kurz neben ihr inne und hauchte einen zärtlichen Kuss auf ihre Wange. »Ich erwarte dich in der Bibliothek.«
Sie griff nach seiner Hand, während er sich wieder aufrichtete. »Nach dem heutigen Tag wird es keine politische Entscheidung mehr geben, die nicht von uns beeinflusst wurde. Wir haben mehr Macht über andere und das politische Geschehen, als wenn du in den engen Kreis der königlichen Ratgeber ernannt worden wärest«, sagte sie.
»In deren Rang ich schon längst hätte erhoben werden sollen.«
»Natürlich«, entgegnete sie. »Und das wirst du auch bald. Wir haben Intrigen gesponnen, die uns mehr Reichtum bescheren werden, als wir es uns je hätten erträumen können. Es wird uns an nichts fehlen. Ich wäre nicht überrascht, wenn du nicht in Kürze einen Titel erhalten würdest, der deinem Format mehr entspräche. Zum Beispiel den eines Marquess.«
»Oder eines Dukes.«
»Selbstverständlich«, erwiderte sie ruhig. »Ich würde allerdings noch gerne mit dir über Elizabeth sprechen.«
»Was ist mit ihr?«
»Sie könnte uns noch nützlich sein.«
»Hast du nicht gerade gesagt, wir hätten das Ziel unserer Träume erreicht?«
»Nun ja, aber das ist nicht...«
»Ich habe meine Entscheidung getroffen, Louise. Und du hast zugestimmt. Wenn ich mich recht entsinne, warst du diejenige, die meinte, Elizabeth wäre eine Belastung für uns. Ich habe mich nie mit der Idee anfreunden können, dass sie Northam heiratet. Der Mann macht nicht den Eindruck, als könne man ihn leicht kontrollieren.«
»Deshalb ist Elizabeth wertvoll. Mit ihrer Hilfe wird er sich von uns lenken lassen. Du hast selbst gesagt, er habe dich darum gebeten, nichts über Elizabeths Diebstähle verlauten zu lassen.«
»Das hat er gesagt .«
»Traust du ihm etwa nicht?«
»Nicht wirklich. Ich werde einfach nicht aus ihm schlau.«
Louise dachte einen Moment nach und setzte dann ein verführerisches Lächeln auf. »Ich bewundere bereits seit geraumer Zeit das Rubinarmband von Lady Everly. Mit Elizabeths Hilfe sollte es nicht schwierig sein, es in meinen Besitz zu bringen.«
»Du bist unverbesserlich, Louise«, seufzte der Baron.
»Dann bist du also einverstanden? Der Gentleman-Dieb wird ein letztes Mal auf die Jagd gehen?«
»Noch ein einziges Mal«, entgegnete er. »Dann muss unsere Verbindung mit Elizabeth ein Ende haben.«
»Natürlich. Ich werde mich selbst darum kümmern. Habe ich das nicht schon immer getan?«
Elizabeth war beunruhigt, gleichzeitig jedoch auch ein wenig amüsiert. Sie zündete die Kerze an und führte Northam vorsichtig durch den Geheimgang zur Bibliothek. »Ich denke, sie möchte mich umbringen, Northam.
Ich soll Lady Everlys Armband für sie stehlen, und danach wird sie mich töten. Oder was glaubst du?«
Seine Antwort kam ohne das geringste Zögern. »Genau das ist ihre Absicht.« Er nahm ihr die Kerze aus der Hand, als sie zu zittern begann. »Du musst dich nicht fürchten, Elizabeth. Ich werde...«
»Mich fürchten? Verdammt, ich bin verärgert, North. Rasend vor Wut.« Ihr Blick fiel auf den Beutel, den Northam sich über die Schulter geworfen hatte. »Hast du eine Pistole dort drinnen? Ich bin mir sicher, dass ich sie benutzen könnte.«
Er wusste nicht, wie ernst sie es meinte. »Keine Pistole«, flüsterte er. »Nun wissen wir, wie begierig die Baronin ist, Juwelen anzuhäufen und Einfluss zu nehmen, und wie wenig Rücksicht sie auf
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