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Taumel der Gefuehle - Roman

Taumel der Gefuehle - Roman

Titel: Taumel der Gefuehle - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Goodman Beate Brammertz
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der Earl für einen kurzen Moment abgelenkt gewesen war. Als er sie wieder ansah, waren seine Augen eine Spur dunkler, das einzige Anzeichen dafür, dass etwas nicht so war, wie es eigentlich sein sollte. Da er nicht sofort antwortete, drehte Elizabeth den Kopf in die Richtung, in die North geblickt hatte. Einer seiner Freunde ließ etwas in seine Jackentasche gleiten, während sich die anderen beiden vergnügt die Hände schüttelten. »Möchtet Ihr Euch vielleicht wieder Euren Freunden anschließen?« Sie errötete bei dem Gedanken, die Aufmerksamkeit dieses Mannes nicht einmal für solch kurze Zeit halten zu können. Normalerweise wurde ihr nachgesagt, eine ausgezeichnete Konversationspartnerin und eine noch bessere Zuhörerin zu sein. Sie musterte den Earl, dessen Haar wie purer Sonnenschein glänzte. Als ein leichter Windstoß einige Strähnen gegen seine Schläfe wehte, strich er sie geistesabwesend zurück. Ein Schatten hatte sich über sein Gesicht gelegt.

    »Wie wäre es mit einem Spaziergang, Lady Elizabeth?« Northam war selbst von der Einladung überrascht, die er gerade ausgesprochen hatte. Er hatte geplant, ihre Bekanntschaft später zu machen, bei einer weniger gezwungenen Gelegenheit. Nun hoffte er inständig, dass sie das Geld nicht bemerkt hatte, das den Besitzer gewechselt hatte. Southerton und Marchman hätten bei ihrer Wette ein wenig diskreter sein können. North musste nicht die Einzelheiten wissen um zu erahnen, dass die Goldstücke etwas mit ihm zu tun hatten, und demnach ebenfalls mit Elizabeth Penrose.
    »Ein Spaziergang?«, fragte Elizabeth verblüfft. Innerlich schalt sie sich, derart naiv zu klingen. Sonst hatte sie stets eine schlagfertige Antwort auf der Zunge.
    North verzog den Mund zu einem sanften Lächeln. »Ja, ein Spaziergang. Einen Fuß vor den anderen, Seite an Seite, wenn Ihr wollt. Natürlich immer in Sichtweite der Baronin und ihres Gatten. South warnte mich von vornherein, dass Ihr ein besonderer Günstling unserer Gastgeber seid.«
    »South?«
    Northam wies mit dem Kinn zu Southerton, der sich auf einer der Decken ausgestreckt hatte und den Anschein gab, ein Nickerchen zu machen. »Viscount Southerton. Wir nennen ihn South.«
    »Ich kannte seine Schwester Emma. Wir wurden im selben Jahr in die Gesellschaft eingeführt.«
    »Auch ich kenne Emma«, antwortete North. »Diese Verbindung macht uns vielleicht zu Freunden.«
    »Ich würde nicht so weit gehen, dies zu behaupten.«
    »Das müsst Ihr auch nicht, denn ich habe es bereits getan.«

    Elizabeth lachte. »Es würde Euch nicht in Verlegenheit bringen, mit mir spazieren zu gehen?« Sie betrachtete nicht den Earl, sondern den unebenen Weg, der dem gewundenen Bach folgte. »Ich fürchte, Ihr werdet Eure Einladung noch bereuen.«
    »Mich in Verlegenheit bringen? Wie kommt Ihr darauf?« Wovon sprach sie nur?, fragte sich Northam verwirrt.
    Natürlich hatte er keine Ahnung, wurde ihr in diesem Moment bewusst. Er war verspätet zu dem Picknick gekommen und hatte die gestrige Abendgesellschaft versäumt. Anscheinend hatte der Marquess von Eastlyn ihr Gebrechen ebenfalls nicht erwähnt.
    Mit geschmeidiger Eleganz erhob sich Elizabeth, legte die Palette mit Aquarellfarben auf den Stuhl und schlüpfte aus dem Malerkittel. Als sie den Farbfleck auf ihrem Kleid entdeckte, seufzte sie, wusste allerdings, dass nichts mehr zu machen war. »Ich würde sehr gerne mit Euch spazieren gehen«, meinte sie entschlossen. »Darf ich mich bei Euch einhaken?«
    »Natürlich.« Überrascht bemerkte North, dass Elizabeth sich ungewöhnlich stark auf ihn stützte. Sitzend war sie ihm nicht sehr groß vorgekommen, vielleicht hätte er sie sogar als zierlich eingeschätzt. Doch nun, da sie stand, reichte ihr Kinn bis zu seinen Schultern, und ihre großen, mandelförmigen Augen waren nur eine Handbreit unter seinen. Sie war schlank und anmutig, wirkte jedoch nicht zerbrechlich.
    Nachdem Northam den ersten Schritt gemacht hatte, erkannte er, weshalb sie sich derart fest bei ihm unterhakte: Elizabeth Penrose hinkte. Er spürte ihr Zögern, als erwartete sie, dass er den Spaziergang beenden würde, bevor
dieser wirklich begonnen hatte. Northam hatte aber nicht die Absicht, dies zu tun. »Hier entlang«, meinte er und geleitete sie an der langen Tafel vorbei, die mit Braten- und Fischplatten, Schüsseln voller Melonen, Orangen und anderer Delikatessen überladen war, und auch die Türme an Brot, Kuchen und Pasteten waren nahezu unberührt. Inmitten des

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