Taumel der Gefuehle - Roman
eine überstürzte Hochzeit einschlössen.«
Fassungslos öffnete Elizabeth den Mund, doch sie gab keinen Ton von sich. Ihr Anblick amüsierte ihn.
Northam zog den gepolsterten Stuhl von ihrer Frisierkommode und ließ sich darauf nieder. »Willst du dich nicht setzen, Elizabeth?«, fragte er höflich. »Ich werde dir nichts antun.«
Sie rührte sich nicht von der Stelle.
»Wie du möchtest. Ich könnte dein Freund sein, Elizabeth, wenn du es nur zuließest. Ich werde das Gefühl nicht los, dass du Hilfe benötigst. Und ich biete dir meine Unterstützung an, ohne irgendwelche Hintergedanken. Ich werde nichts im Gegenzug von dir verlangen.«
Elizabeth sog tief die Luft ein, und ihre Brust hob und senkte sich. Leidenschaft und Schmerz, Angst und Resignation
waren aus ihren Augen wie weggeblasen, und sie blickte Northam emotionslos an. »Verschwinde«, entgegnete sie kühl. »Das ist alles, was ich von dir will.«
Northam überdachte seine Möglichkeiten, bevor er schließlich aufstand und mit einem Seufzer auf sie zuging. Elizabeth war völlig regungslos, und am liebsten hätte er sie geschüttelt. Gleichzeitig wollte er jedoch die Arme um sie schlingen und sie fest an sich ziehen. »Was hast du heute Abend zu South gesagt, dass ihn derart amüsierte?«, fragte er leise.
In diesem Moment verstand Elizabeth, dass kein körperlicher Kontakt nötig war, um sie völlig aus dem Gleichgewicht zu bringen. Northam schaffte dies allein kraft seiner Stimme.
Sie blinzelte und antwortete auf die Frage, ohne vorher zu überlegen. »Ich denke, ich zweifelte seine Brillanz an.«
Kurz erwog Northam ihre Entgegnung. »Wirklich? Und er lachte?«
»Es war vielleicht eher die Art , wie ich es sagte.«
Er grinste. »Ah, das kann ich sehr gut nachvollziehen. Von Zeit zu Zeit schlägst du einen Ton an...« Nachdenklich musterte er ihre Gesichtszüge. Er verspürte keine Freude, ihre Verletzlichkeit aufzudecken, aber er konnte es nicht zulassen, dass sie ihm gegenüber nur Gleichgültigkeit vorgab. »Southerton war heute Abend äußerst gescheit, nicht wahr?«
»Ja«, erwiderte sie ruhig. »Er entschlüsselte die Bedeutung jedes einzelnen Hinweises, den wir fanden.«
»Das mag sein.« Das leichte Zucken um seinen Mund war nun nicht mehr zu deuten. »Ich spreche jedoch davon, wie er uns am Ende zusammenführte.«
»Ich|...« Sie wollte schon stürmisch protestieren, da ließ sie den Abend noch einmal vor ihrem geistigen Auge Revue passieren. Ihre Brauen zogen sich finster zusammen, als die Wahrheit seiner Worte sie wie ein Blitz traf. Sie und North waren in der Galerie wie zwei Figuren auf einem Schachfeld bewegt worden. »Warum tat er das?«
»Das musst du ihn selbst fragen. Vielleicht bemühte er sich nur darum, mit Lady Powell allein sein zu können.« Er sah Skepsis in ihren bernsteinfarbenen Augen aufflackern. »Ich weiß, es klingt nicht sehr überzeugend. Ich habe den Großteil des Abends mit ihr verbracht, und kann mir nicht vorstellen, dass South absichtlich dasselbe anstreben könnte.«
»Lady Powell ist eine äußerst angenehme|...« Elizabeth stockte, als Northam den Kopf schüttelte. »Nein, das ist sie nicht wirklich«, fügte sie leiser hinzu.
»Nicht im Geringsten«, pflichtete er ihr bei. »Was mich zu dem Schluss kommen lässt, dass South annimmt, es könnte eine gewisse Anziehung zwischen uns beiden bestehen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ihn allein eine Wette zu diesem Schritt verleiten könnte.«
»Es besteht eine Wette?«
»Ja.«
Sie schluckte. »Uns betreffend?«
»Das nehme ich an, doch ich kenne keine Einzelheiten.«
»Sind wir mehr wert als einen Shilling?«
»Ich habe sie davon reden hören, dass ein Sovereign auf dem Spiel steht.«
»Gütiger Himmel. Ein ganzer Sovereign!«
»Ich weiß, es ist erniedrigend.«
Elizabeth spürte ein Zittern in den Beinen, und sie
merkte, dass ihr die Knie bald den Dienst versagen würden. »Ich werde mich hinsetzen.« Nachdem sie es sich in dem Ohrensessel bequem gemacht hatte, stand Northam auf, um einen Augenblick später mit ihrem Flanellschal zurückzukehren. »Danke.« Sie wehrte sich nicht dagegen, als er ihn ihr um die Schultern legte. Seine Finger berührten leicht ihre Haut knapp oberhalb ihres Ausschnittes, und Elizabeth erschauderte. Sie sahen einander nicht an und gaben vor, dass nichts passiert sei.
North trug den Stuhl von dem Frisiertisch herbei, stellte ihn vor ihr ab und ließ sich darauf nieder. »Schmerzt dein Bein?«, fragte
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