Taumel der Gefuehle - Roman
hatte, hatte Lady Battenburn sich zuerst von ihrem eigenen Schock erholen müssen, um anschließend ihre Verlegenheit darüber zum Ausdruck zu bringen, dass jemand sich an ihrem Spiel zu schaffen gemacht hatte.
»Sag etwas, Elizabeth«, zischte sie. »Kannst du meine überwältigende Schmach nachvollziehen?«
»Niemand macht dir Vorwürfe«, erwiderte Elizabeth gelassen. »Als ich hinter den Vermeer griff, nahm ich, was dort lag.«
»Das hast du ganz offensichtlich getan.«
»Wenn ich die Dose nicht gefunden hätte, wäre es Lord Northam gewesen.«
Verärgert stampfte Louise mit dem Fuß auf dem Boden auf. »Meine Geduld mit dir ist am Ende!«
»Ich habe dich und Harrison in Schutz genommen«, verteidigte sich Elizabeth.
Harrison, der in Gedanken versunken war, hob den Kopf. »Das hast du getan?«, fragte er trocken. »Das war sehr nett von dir.«
»Das war das Mindeste, was sie tun konnte!«
Elizabeth ballte die Hände zu Fäusten. »Es war eine großzügige Geste des Diebes, die Schnupftabakdose zurückzugeben.«
»Ich mag es nicht, wenn meine Pläne durchkreuzt werden!« Louises Satinkleid raschelte, während sie wieder unruhig im Zimmer auf und ab schritt. »Hinaus!«, schrie sie. Harrison und Elizabeth warfen einander fragende Blicke zu, da fügte Louise scharf hinzu: »Beide. Ich bin völlig überreizt!«
Elizabeths Hand lag auf dem Türgriff, als Louise sie zurückrief. Sie drehte nur den Kopf, um Lady Battenburn anzusehen.
»Wir sind noch nicht fertig«, erklärte Louise.
»Aber du sagtest...«
»Du magst jetzt auf dein Zimmer gehen, Elizabeth, aber sei auf der Hut, der heutige Abend wird Konsequenzen nach sich ziehen.«
Elizabeths Handflächen waren feucht, und sie benötigte zwei Anläufe, um die Tür zu öffnen. Ihr nervöses Benehmen war Lady Battenburn nicht entgangen.
Verängstigt lag Elizabeth auf ihren zerwühlten Bettlaken und starrte an die Decke. Sie wünschte sich, das Schlafmittel zu haben, von dem sie vor einigen Tagen angeblich etwas genommen hatte.
Louise hätte sie nicht daran erinnern müssen, dass die Angelegenheit zwischen ihnen noch nicht beendet war. Elizabeth hatte nicht für einen Moment geglaubt, dass
sich die Ereignisse des Abends derart schnell lösen lie ßen. Doch Louise tat nichts ohne Hintergedanken, nicht einmal, wenn sie wütend war. Folglich waren ihre Abschiedsworte dazu bestimmt gewesen, Elizabeth zu verdeutlichen, dass ihre Vergeltung hart werden würde. Es gab so viele Möglichkeiten, sie zu verletzen. Aus welcher Richtung würde Louise angreifen?
Elizabeths Magen zog sich krampfhaft zusammen, als sich die Vertäfelung neben ihrem Frisiertisch beiseite schob. Sie hatte nicht erwartet, dass Louise derart schnell zu ihr kommen würde. Andererseits wäre es eine Erleichterung, die Angelegenheit zwischen ihnen sofort zu klären.
Sie stand langsam auf, drehte sich jedoch nicht um, während sie ruhig und gefasst erklärte: »Ich habe dich nicht erwartet.«
»Das hätte ich auch niemals gedacht.« Erschrocken fuhr sie zusammen. Northam bürstete sich den Staub von seiner Kleidung. Er hatte sich seit dem frühen Abend nicht umgezogen und trug immer noch einen schwarzen Gehrock, dunkelgraue Hosen und ein strahlend weißes Hemd mit gestärktem Kragen. »Obwohl sich einem die nahe liegende Frage stellt: Wen außer mir hast du nicht erwartet?«
»Geh.«
»Ich weiß, dass Lady Battenburn gelegentlich den Geheimgang benutzt, doch wie steht es mit ihrem Gatten?«
Als hätte er Elizabeth geohrfeigt, wich sie einen Schritt rückwärts. »Verschwinde!«
Northam neigte den Kopf zur Seite und dachte über ihre Antwort nach. »Vielleicht habe ich mich geirrt. Verzeih mir.« Daraufhin verschloss er die Wandvertäfelung.
»Ohne die Schatzsuche hätte ich den Weg hierher nicht gefunden. Ich stolperte über eine Verbindungstür, während ich mit Lady Powell nach Hinweisen suchte.«
Elizabeth glaubte keinen Moment, dass er über irgendetwas gestolpert war. Wenn er bei der Schatzsuche in diesen Teil des Anwesens gekommen war, hatte er es absichtlich getan und nicht, weil er die Hinweise missverstanden hatte.
»Ich dachte, du magst keine engen Räume.«
»Vielleicht habe ich mit meiner Abneigung ein wenig übertrieben.«
Mit zusammengebissenen Zähnen zischte sie: »Du musst gehen!«
Northam durchquerte den Raum und verschloss die Tür. Dann zeigte er zum offenen Fenster. »Heute Nacht werde ich diesen Weg nicht benutzen«, drohte er. »Nicht einmal, wenn die Folgen
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