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Tausend und eine Nacht, Band 4

Tausend und eine Nacht, Band 4

Titel: Tausend und eine Nacht, Band 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustav Weil
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Hälfte der vierundzwanzig Stunden, die Nacht nämlich, genügt dazu; am Tag aber ist man schuldig, seinem Beruf zu leben. Wer sich zuviel mit Weibern abgibt, der schwächt seinen Körper und seinen Geist, und verkürzt sein Leben. Die Frauen empfehlen das Gute, das sie selbst nicht tun, und verbieten das Böse, das sie selbst begehen; höre sie nicht an, sonst geht es dir, wie dem Gärtner mit seiner Frau.« Der König fragte: »Wie ging es diesem?« Schimas erzählte:

Geschichte des Gärtners mit seiner Frau.
    Einst war ein Gärtner, der eine sehr schöne Frau hatte, die er so sehr liebte, daß er sich ganz von ihr beherrschen ließ. Er hatte einen Garten, den er jeden Tag tränkte und pflegte, und aus dem er abends mit nach Hause nahm, was sich gerade vorfand. Eines Abends, als er zu seiner Frau kam, fragte sie ihn, wie es mit dem Garten stehe? Der Gärtner antwortete: »Es steht alles gut und er bringt mir viel Segen,« Da sagte die Frau: »Wenn du wahr sprichst, so solltest du mich einmal mitnehmen, daß ich dich dafür segne.« Der Gärtner erwiderte: »Dein Wunsch ist leicht zu erfüllen und ich bedarf deines Segens; so Gott will, sollst du morgen mit mir gehen, bereite dich nur dazu vor.« Als sie am folgenden Morgen in ihrem Garten waren, stiegen junge Leute, die sich in einem benachbarten Garten belustigten, ganz leise auf die Mauer, welche die beiden Gärten trennte, um die Frau zu sehen, deren Stimme so lieblich zu ihnen hinüberklang, und einer sagte zum anderen: »Gewiß hat der Gärtner ein Freudenmädchen hierher bestellt; laß uns hinabsteigen und ihn von seinem Mädchen verjagen.« Da erwiderte einer der jungen Leute: »Warte noch, bis wir uns überzeugen, daß dem wirklich so ist.« Sie sahen bald, wie die Frau, nachdem sie eine Weile im Garten umhergegangen war, sich an ein Bächlein setzte, ihren Mann zu sich rief und ihn küßte; er machte sie darauf aufmerksam, daß hier kein passender Ort dazu wäre, aber sie schlang leidenschaftlich ihre Arme um ihn und drückte ihn an ihr Herz.
    Sobald die jungen Leute dies sahen, sprangen sie von der Mauer herunter und sagten zum Gärtner: »Laß uns dieses Mädchen, sonst bringen wir dich um, du Ehebrecher und laufen davon,« Der Gärtner erwiderte mit demütiger Stimme: »In Wahrheit, dieses Weib ist meine Gattin; nehmet unsere Kleider und was wir sonst haben, und lasset uns in Frieden ziehen, Gott wird euch dafür belohnen!« Aber die Jünglinge sagten: »Ihr seid Ehebrecher und wollt uns belügen.« Da ging einer von ihnen und band den Gärtner an einen Baum und steckte ihm einen Stein in den Mund. Die Frau aber wurde trotz ihrer vielen Tränen so mißhandelt, daß der Gärtner vor Ärger und Gram starb. Als die Jünglinge den Gärtner tot sahen, befürchteten sie, durch die Frau verraten zu worden; sie führten sie daher zu ihm hin und erwürgten sie neben ihm, und entflohen.
    Hieraus siehst du, o König, wie es dem Mann geht, der seiner Frau nachgibt; darum hüte dich wohl, du, der du so weise warst, jetzt so töricht zu werden, und dich von Frauen beherrschen und von so verderblicher Leidenschaft hinreißen zu lassen.«
    Der König sagte. »Ich sehe nun ein, daß du recht hast; so Gott will, werde ich morgen im Divan erscheinen und deinen Rat befolgen.« Schimas freute sich über dieses Versprechen des Königs, ging zu den übrigen Vezieren und sagte ihnen. »Der König kehrt bald wieder auf den guten Weg zurück, von dem ihn seine Jugend abgeleitet; er schämt sich vor euch, und nur ein unüberwindliches Hindernis hielt ihn heute ab, vor euch zu erscheinen, er wird aber morgen früh kommen, darum fehle niemand von euch.« Der König brachte nun wieder einige Zeit in Unruhe und Nachdenken über die Worte des Veziers zu, bis die Schöne zu ihm kam, an der die Reihe war. Sie grüßte ihn mit süßen, zarten Worten. Der König erwiderte ihren Gruß, stieß aber dabei einen tiefen Seufzer aus. Da sagte die Schöne: »Gott lasse dir keinen Kummer zustoßen! Warum seufzest du so, o tapferer Löwe? Erzähle mir, was dir widerfahren, daß du so ganz außer dir bist?« Als ihr der König erzählte, was zwischen ihm und dem Vezier vorgefallen, sagte sie lächelnd, nachdem sie eine Weile den Kopf zur Erde gebeugt hatte: »Du machst mich staunen; wie, du bist König und Königssohn, und fürchtest dich vor deinen Untertanen? Gott bewahre, was wirst du erst tun, wenn ein Feind dich heimsucht? Sei nur recht standhaft, die Herde muß dem Hirten und nicht der Hirt

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