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Tausend und eine Nacht, Band 4

Tausend und eine Nacht, Band 4

Titel: Tausend und eine Nacht, Band 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustav Weil
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eine seiner Heiligen unter euch als Muselmännin sterben lassen, wir kommen, um sie als solche zu beerdigen.« Aber die Bewohner des Fleckens, welche nach langem Suchen endlich die Christin tot auf dem Grab des Muselmannes fanden, sagten: »Die gehört uns, sie ist in unserem Glauben gestorben und wir wollen sie beerdigen.« Die Alten behaupteten hingegen, sie sei als Muselmännin gestorben. Nach langem Streit sagte endlich einer der Alten: »Wollt ihr euch überzeugen, daß sie als Muselmännin gestorben, so lasset alle vierzig Priester aus dem Kloster kommen, um sie vom Grab wegzubringen; vermögen sie es nun, so gebe ich zu, daß sie als Christin beerdigt werde. Bringen sie sie aber nicht von der Stelle, dann möge einer von uns es versuchen, sie wegzuziehen, und gelingt es ihm, so dient es als Beweis, daß sie als Muselmännin gestorben.« Die Bewohner des Fleckens waren mit dieser Probe zufrieden und ließen sogleich die vierzig Klosterbrüder kommen, um sie wegzutragen, aber sie konnten es nicht. Zwar nahmen sie ein sehr starkes Seil und banden es um ihren Körper und zogen mit aller Kraft daran, aber das Seil zerriß; zuletzt versuchten sogar noch alle Bewohner des Fleckens, sie wegzutragen, aber dennoch brachten sie sie nicht von der Stelle. Endlich sagten sie einem der Alten: »Nun versuche du es, sie wegzutragen.« Er näherte sich ihr, faßte ihren Oberrock und sagte: »Im Namen Gottes des Barmherzigen, des Allmilden!« nahm sie auf den Arm und trug sie in eine Höhle dort in der Nähe; die zwei alten Frauen wuschen sie und hüllten sie in ein Totengewand, und beerdigten sie neben dem Grab des Jünglings. Wir alle – fuhr der Diener Gottes fort – sahen dies mit unseren Augen. Als wir daher allein untereinander waren, sagte einer zum andern: »Es ist unsere Pflicht, die Wahrheit anzuerkennen, die sich uns so klar geoffenbart hat. Wie können wir einen sichereren Beweis für die Echtheit des islamitischen Glaubens fordern, als den, den wir mit eigenen Augen gesehen?« Ich bekehrte mich daher zum Islamismus mit allen Priestern des Klosters und allen Einwohnern des Fleckens. Wir schickten dann nach Djeziereh und ließen um einen frommen Lehrer bitten, der uns mit den Grundsätzen des Islams und der Art und Weise des Gottesdienstes bekannt machte, und so leben wir nun im schönsten Segen. Gott sei gelobt und gepriesen!

Der Todesengel vor zwei Königen und einem Frommen.
    Man erzählt ferner: Einer der älteren Könige wollte sich einst im höchsten Glanz, von allen Großen des Reiches umgeben, seinem Volke zeigen. Er befahl allen seinen Freunden und Emiren, sich zu einer Musterung vorzubereiten, ließ sich von seinem Kammerdiener die kostbarsten Kleider bringen und von seinem Stallmeister die schönsten Pferde vorführen, und nachdem er das schönste gewählt hatte, ritt er, ganz in Gold und Perlen und allerlei Edelsteine gehüllt, mit glänzendem Gefolge von seinem Schloß weg und begab sich mitten unter seine Truppen. Hier ließ er seinen Renner stolz umhertummeln, Satan blies Eitelkeit und Hochmut in seine Nase, so daß er voll Selbstgefallen zu sich selbst sagte: Wer in der Welt kann sich mit mir vergleichen?
    Während der König so stolz umhersprengte und vor Hochmut niemanden ansah, kam auf einmal ein Mann in zerrissenen Kleidern auf ihn zu und grüßte ihn. Der König erwiderte seinen Gruß nicht. Da ergriff der Mann die Zügel seines Pferds. Als der König dies sah, sagte er ihm; »Ziehe deine Hand zurück, du weißt nicht, wessen Zügel du ergriffen.« – »Ich habe ein Anliegen.« – »Warte, bis ich absteige, dann magst du mir dein Anliegen vortragen.« – »Ich kann nicht warten, bis du absteigst, mein Geschäft leidet keinen Aufschub.« – »So sprich denn!« – »Ich muß es dir geheim sagen.« Da neigte der König sein Ohr zu ihm hin und der Mann sagte ihm ins Ohr: »Ich bin der Todesengel und komme, um deine Seele zu holen.« – »Warte doch, bis ich nach Hause gehe, und meiner Frau und meinen Kindern und meinen Nachbarn Lebewohl sage.« – »Das kann nicht sein, die siehst du nie mehr wieder; deine Lebenszeit ist vorbei, ich muß sogleich deine Seele haben.« Sobald der Todesengel dies gesagt hatte, fiel der König von seinem Pferd tot zur Erde. Der Todesengel begab sich hierauf zu einem frommen, gottgefälligen Mann, grüßte ihn und sagte ihm: »Ich habe dir, o frommer Mann, ein Geheimnis anzuvertrauen.« – »Sage mir es ins Ohr.« – »Ich bin der Todesengel.« – »Sei mir

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