Tausendundeine Nacht - Erwachsene Märchen aus 1001 Nacht
die Braut vor mir geschmückt hat? »Nein, bei Gott!« rief er dann, »es war kein Traum: wo ist denn der Beutel mit Gold gefüllt? wo ist mein Turban, mein Oberkleid und mein Sacktuch?« Er kam dann vor Verwirrung ganz außer sich.
Da die Leute abermals schrien: »Der Mensch ist besessen!« lief ihnen Hasan davon in die Stadt, durchzog viele Straßen, immer von einer Menge Volks gedrängt, bis er in den Laden eines Kochs sich flüchtete, der ehemals ein gefürchteter Räuber und noch jetzt allen Bewohnern von Damaskus ein Gegenstand des Schreckens war; da zerstreuten sich die Leute, die Hasan verfolgten. Auf die Frage des Kochs: wer er sei? erzählte Hasan seine ganze Geschichte, die wir nicht zu wiederholen brauchen. »Deine Erzählung ist wunderbar«, sagte ihm der Koch, »doch verheimliche sie, bis dir Gott seinen Beistand verleihen wird, und bleibe indessen bei mir hier im Laden; ich habe ohnehin kein Kind und will dich daher an Kindes Stelle annehmen.« Als Hasan darein willigte, kaufte der Koch sogleich Kleider für ihn und erklärte vor Zeugen, daß er ihn als seinen Sohn anerkenne; so galt er denn in der ganzen Stadt für den Sohn des Kochs. So weit, was Hasan betrifft; nun kehren wir zu seiner schönen Base Sittulhasan zurück. Als diese bei Tagesanbruch erwachte und Hasan nicht an ihrer Seite fand, dachte sie, er sei hinauszugehen gezwungen worden. Sie saß eine Weile aufrecht im Bette, ihn erwartend; da kam ihr Vater Schemsuddin, der noch über den gestrigen Vorfall beim Sultan und über die darauf erfolgte gezwungene Ehe seiner Tochter mit einem gemeinen buckligen Sklaven bestürzt war. Er blieb an der Türe des Kabinets stehen und rief: »Sittulhasan!« Sie antwortete: »Hier bin ich zu deinen Diensten!« sprang vom Bette auf, lief ihm entgegen und küßte ihm die Hand. Ihr Gesicht hatte durch die Umarmungen der schönen Gazelle 6 noch an Schönheit und Glanz zugenommen. Als ihr Vater sie so munter sah, rief er aus: »Verdammtes Weib, wie kannst du mit diesem verfluchten Buckligen dich so freuen?«
Als Sittulhasan dies hörte, lächelte sie und sagte: »O mein Vater, laß es endlich bei dem gestrigen Scherze bewenden; die Frauen haben mich genug bemitleidet, und ich habe hinreichende Furcht ausgestanden, den Buckligen heiraten zu müssen, der nicht mehr wert war, daß er meinem Gemahle die Schuhe oder Pantoffel reiche, ich schwöre bei Gott, daß ich in meinem Leben keine schönere Nacht, als die gestrige, zugebracht habe; laß nun deinen Scherz und erwähne des Buckligen nicht mehr, der gemietet war, um von der jungen Schönheit meines Gemahls das böse Auge abzuwenden.« Bei diesen Worten konnte ihr Vater kaum vor Erstaunen fragen: »Was plauderst du da? hat nicht der Bucklige bei dir die Nacht zugebracht?« Sittulhasan wiederholte noch einmal: »Gott verdamme den Buckligen! lasse mir nur einmal Ruhe mit ihm; ich habe in den Armen des geistreichen Gatten mit schwarzen Augen und Augenbrauen geruht.« – »Bist du toll, Weib?« fragte der Vezier noch einmal. »Bei dem Allmächtigen, Vater! du zerreißest mir das Herz mit deinen Reden, lasse ab davon; der schöne Jüngling ist mein Gemahl, mit ihm habe ich die Nacht zugebracht, und seine Abwesenheit kann nur von kurzer Dauer sein.« Der Vezier ging hinaus, um ihn zu suchen, fand aber an seiner Stelle den Buckligen, mit dem Kopfe auf dem Boden und die Füße in die Höhe gestreckt. Ganz erstaunt fragte er ihn: »Was soll diese Stellung heißen? wer hat dies getan?« – »Warum auch«, erwiderte betrübt der Bucklige, »habt ihr mich mit der Geliebten der Büffel und Geister vermählt?«
Nun sagte der Vezier: »Komm doch einmal heraus, was bleibst du in diesem engen Raume?« – »Ich darf diesen Ort nicht verlassen«, erwiderte der Bucklige, »bis nach Sonnenaufgang; denn als ich gestern hier ein Bedürfnis verrichten wollte, kam mir auf einmal eine schwarze Katze miauend in den Weg, sie ward immer höher, bis sie die Größe eines Büffels erreichte, dann sagte sie mir etwas in die Ohren; doch lasse mich jetzt und gehe deines Weges, Gott wird meine Unschuld belohnen und meine junge Frau verdammen.« Der Vezier führte ihn jedoch heraus und der Bucklige ging sogleich zum Sultan, um ihm von allem, was vorgefallen, Bericht zu erstatten. Der Vezier hingegen kehrte betroffen zu seiner Tochter zurück, nicht wissend, was er von dieser ganzen Geschichte denken solle. Er fragte dann noch einmal seine Tochter, was denn in der letzten Nacht mit ihr
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