Taylor Jackson 01 - Poesie des Todes
spüren, dass es Bruder und Schwester sind.”
Taylor beugte sich zu Sam und nahm sie in den Arm. “Das wird ganz wunderbar, meine Süße. Wir werden eine tolle Zeit haben.”
Sam schaute sie an, suchte ein Anzeichen dafür, dass Taylor ihre kleinen Dämonen bezüglich ihrer eigenen Situation besiegt hatte. Mit perfektem Timing klingelte genau in diesem Augenblick Taylors Handy und gab ihr die Entschuldigung, den Blick zu lösen. Sie öffnete das Handy und schaute auf einen Punkt über Sams linker Schulter.
“Taylor Jackson.” Sofort begann sie, unruhig auf dem Stuhl hin und her zu rutschen. “Hallo, Dr. Gregory. Nein, mir geht’s gut.” Sie schwieg einen Moment. Dann noch einen. “Sind Sie sicher?” Die Leichtigkeit, die sich in ihre Stimme geschlichen hatte, brachte Sam dazu, ihr einen scharfen Blick zuzuwerfen. Taylors Grinsen reichte von einer Seite des Raumes zur anderen. “Danke. Nein, wirklich. Danke vielmals.”
Sie legte auf und biss sich auf die Lippe.
“Gute Neuigkeiten?”, fragte Sam.
Taylor lehnte sich zurück. “Offenbar hat seine Helferin, Shelby, einige Testergebnisse durcheinandergebracht. Eine Frau mit dem
Nachnamen
Taylor ist schwanger, nicht ich.”
“So etwas dachte ich mir schon. Du sahst irgendwie nicht schwanger aus.”
“Und das hast du mir nicht gesagt? Letzte Nacht hätte ich ein paar Zweifel gut vertragen können.” Taylor wusste nicht recht, ob sie lachen oder weinen sollte. Aber die Erleichterung, die sie fühlte, war einfach überwältigend. Die Zeit war einfach noch nicht reif für sie und Baldwin. Vielleicht später, wer wusste das schon?
In ihrer beruhigenden Art streckte Sam eine Hand aus und tätschelte Taylors Arm. Sie musste nichts sagen.
Nach einer ganzen Weile setzte Taylor zu sprechen an, aber als sie den Mund öffnete, ging Sams Pager los. Sie klemmte ihn von ihrem Handtaschenhenkel ab, sah auf das Display und griff nach ihrem Handy. Während sie eine Nummer eintippte, wurde sie von der aufgeregten werdenden Mutter zur seriösen Gerichtsmedizinerin. Sie hörte zu, legte dann auf und schüttelte den Kopf.
“Verdammt, ich muss los. Tödlicher Verkehrsunfall an der Einfahrt zum Belle Meade Boulevard. Daher auch die ganzen Sirenen. Willst du mitkommen?”
“Sicher, warum nicht. Ich warte sowieso darauf, dass Lincoln und Marcus mich anrufen.”
Die beiden Frauen standen schnell auf, warfen ihren Müll in die Behälter am Eingang und gingen zu ihren Autos. Sam rief: “Fahr mir nach”, bevor sie in ihrem neuen, silbernen BMW 330Ci Cabrio verschwand, einem Hochzeitsgeschenk von Simon.
Die Unfallszenerie war so grauenhaft, wie es die Lautstärke der Sirenen hatte vermuten lassen. Tücher bedeckten Opfer, Blut breitete sich auf dem warmen Asphalt aus, Glas und Splitter automobiler Wunderwerke waren achtlos verstreut. Eine Kinderpuppe lag vergessen in der Mitte der Straße unter einer Scheibe zerborstenem Verbundglas.
Taylor bewunderte Sams Fähigkeit, ihr normales Leben abzuschütteln, wenn die Arbeit rief. Sie gab Befehle, schaute unter die Laken, bewegte sich durch das Chaos wie ein Schwan auf einem schimmernden See. Als Gerichtsmedizinerin war es ihr Job, mit Blutbädern und Verstümmelungen umzugehen, aber sie war so geschmeidig und gewandt, dass in der Minute, in der sie die Szene betrat, alles unter Kontrolle schien. Taylor saß einfach auf der Motorhaube eines Streifenwagens und versuchte, nicht im Weg zu stehen. Das hier war nicht ihr Fall, und es liefen genügend Leute herum, sodass sie sich nicht auch noch dazwischendrängen musste.
Sam kam zu ihr hinüber, etwas blass im Gesicht.
“Geht es dir gut?”, fragte Taylor besorgt.
Sam nickte und zuckte die Achseln. “Mir geht es gut, aber das hier ist die Hölle. Die Frau in dem X5 ist wie mit einem Panzer über den Audi drübergefahren. Alle Insassen waren sofort tot. Der Führerschein sagt, dass die Mom Tina Young heißt. Sie identifizieren die Kinder gerade anhand der Namen auf ihren Schulranzen. Meredith und Jason. Grundschule. Es ist echt schlimm, der Kopf der Mutter ist einfach abgetrennt worden. Zumindest kann ich dem Rest der Familie sagen, dass es schnell gegangen ist. Ich glaube, sie hatte keine Sekunde Zeit zu überlegen, was sie da getroffen hat.”
“Und wer ist die Frau im X5? Und was ist das überhaupt mit den BMWs hier in der Stadt? Bin ich wirklich die Einzige, die keinen hat?”
“Bist du fertig? Die Fahrerin des X5 war Whitney Connolly. War nicht angeschnallt, ist
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