Taylor Jackson 01 - Poesie des Todes
trägt er keine Sportklamotten. Sie glaubt, dass er einen Undercover-Wagen fährt. Sie denkt, er ist einer von uns.”
Taylor legte die Akte auf den Tisch und hob eine Augenbraue. “Undercover wie in ‘einer unserer Undercover-Polizisten’? Oder einfach nur ein Kriminaler in ziviler Kleidung?”
“Das weiß sie nicht. Sie scheint sowieso nicht sonderlich viel zu wissen. Aber sie ist sich sicher, ihn in einen weißen Caprice einsteigen gesehen zu haben. Im Supermarkt meinte sie die Art an ihm zu erkennen, wie ein Polizist sich bewegt; sie glaubt zu wissen, dass er in ihrem Fitnesscenter trainiert und dass er derjenige war, der eines Abends vor ihrer Tür gestanden und sie dann vergewaltigt hat. Ich gebe zu, es ist ein bisschen dünn.”
“Weiß sie, wie der Cop heißt?”
“Nein, aber sie hat eine Beschreibung von ihm geliefert. Klingt wie ein Marineinfanterist. Ich weiß nicht, Taylor, ich kann mir nicht vorstellen, jemanden aufgrund der Art, wie er geht, zu verhaften. Und diese Lucy Johnson schien mir nicht allzu helle zu sein, falls du verstehst, was ich meine. Es könnte sein, dass sie Phantome sieht. Vergewaltigungen können sehr traumatisch sein.”
“Danke für die Erklärung, Marcus.” Taylor lächelte ihn an. “Aber ich bin im Moment nicht gewillt, auch nur die kleinste Spur außer Acht zu lassen. Lasst uns mit Betsy sprechen und sehen, was sie davon hält. Könnt ihr euch darum kümmern? Ich glaube, dass sie heute entlassen wird, also könnt ihr sie zu Hause besuchen. Und, Jungs, ich weiß, dass ich euch nicht daran erinnern muss, ab und zu über eure Schultern zu schauen. Wir wollen nicht, dass die Presse ihre Zelte vor ihrer Haustür aufschlägt, okay?”
“Sicher, Lieutenant, kein Problem.” Marcus lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. “Ich frage mich, warum er nur bei Regen zuschlägt.”
Taylor wartete, ob irgendjemand anders antworten wollte. Dann antwortete sie: “Weil der Regen seine Sünden fortwäscht. Ganz zu schweigen von den Beweisen.”
Alle drei Männer schauten sie an und nickten langsam. Ja, das ergab Sinn.
Als Marcus und Lincoln gingen, um sich mit Betsy zu unterhalten, bedeutete Taylor Fitz, zu bleiben.
“Was ist los?”, fragte er und rollte einen Stift zwischen seinen fleischigen Fingern.
“Julia Page war bei mir. Mir scheint, sie ist etwas besorgt über die Fähigkeit unseres Freundes Terrence Norton, unbeschadet aus jeder Anklage gegen ihn hervorzugehen.”
“Ja, ich hab von dem widerwilligen Zeugen gehört, der von irgendeinem Typen aus Atlanta erschossen worden ist. Der Schütze hatte auch noch einen ausstehenden Haftbefehl – jetzt kühlt er hier seine Hacken, während Atlanta es gar nicht erwarten kann, ihn wieder in die Finger zu bekommen. Sie wollen ihn unbedingt, weil sie denken, dass er der Geldeintreiber für einen ihrer größten Dealer ist. Sie wollen mit ihm einen Deal aushandeln, und zwar sofort. Du weißt, wie schnell diese Jungs vom Erdboden verschwinden, sobald ihren Bossen gedroht wird.”
“Ja. Page scheint allerdings zu denken, dass diese Sache tiefer reicht. Sie glaubt, er wurde eingeflogen, um den Zeugen zum Schweigen zu bringen, nur für den Fall, dass er sich das mit der Zeugenaussage doch noch mal überlegt. Sie glaubt auch, dass Terrence es angeordnet hat.”
“Alles ist möglich. Terrence ist ein kleiner Scheißer, aber so etwas ist ihm durchaus zuzutrauen. Ich glaube nicht, dass er schon auf diesem Level ist, aber …”
“Wärst du bereit, der Sache für mich mal nachzugehen? Zu prüfen, wie stark Terrence geworden ist? Page würde ihn zu gerne wegen Beeinflussung, Einschüchterung, irgendetwas drankriegen, was ihn endlich mal hinter Gitter bringt.”
Fitz stand auf und streckte sich, sein beeindruckender Bauch reckte sich zum Himmel. “Sicher. Ich spreche mal mit ein paar vertraulichen Informanten, mal sehen, was man sich auf der Straße so erzählt. Eins kann ich dir sagen, er ist schon ganz gut darin, sich zu schützen. Vielleicht ist er eine größere Nummer, als wir alle denken.”
“Dann brich seinen Schutz für mich auf. Die Drogen- und Gangszene ist hier schon stark genug, wir brauchen keinen weiteren Mitspieler. Sprich mit wem auch immer du musst. Aber behalt’s für dich, okay?” Einen Moment kaute sie nachdenklich auf ihrem Stift. “Page glaubt, dass die Korruption sogar noch viel tiefgreifender ist. Ganz bis rauf zur Richterbank.”
Fitz lachte. “Darüber würde ich mir nicht meinen hübschen Kopf
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