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Taylor Jackson 01 - Poesie des Todes

Taylor Jackson 01 - Poesie des Todes

Titel: Taylor Jackson 01 - Poesie des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.T. Ellison
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Programm nur auf medizinische Fortbildungen, was Christina ganz recht war. Sie würde erst einmal bei dieser Firma anfangen und könnte dann ja immer noch wechseln, wenn sie älter und erfahrener war.
    Christy wartete auf ihren Moment. Sie war eine gewissenhafte Mitarbeiterin, auch wenn ihre Aktivitäten außerhalb der Firma ein bisschen fragwürdig waren. Zugegeben, sie trank zu viel. Und oftmals nahm sie Drogen, die nicht unbedingt zu den legalsten der Welt zählten. Nichts Hartes, aber die sogenannten weichen Sachen, die Studentendrogen. Auf diese Weise erlebte sie die gleichen Dinge, die alle neunzehnjährigen Mädchen erlebten. Den Rausch, die Drogen, die Jungs. Aber das war nicht unbedingt schlecht, zumindest nicht ihrer Ansicht nach. Sie behielt die Kontrolle über ihren Körper, und sie hatte das letzte Wort bei allem, was sie tat. Die Tatsache, dass sie immer wieder Sex mit Jungs hatte, die nicht mal daran dachten, sie nach ihrer Telefonnummer zu fragen, war kein Problem. Wenn sie einen von ihnen wiedersehen wollte, fand sie einen Weg, es auch zu tun.
    Vielleicht zog sie sich ein bisschen zu provokativ an. Vielleicht trank sie auch zu viel, schlief ein bisschen zu sehr herum. Aber was für einen Unterschied machte das schon?
    Baldwin kannte das alles – und mehr. Als er nun Christys leblosen Körper betrachtete, der in Asheville, North Carolina, neben eine Straße geworfen worden war, konnte er nicht anders, als sich zu fragen, ob die arme Christy eine Ahnung davon gehabt hatte, in was für eine Gefahr sie sich immer und immer wieder brachte. Sex mit fremden Männern, Mitfahrten in Autos, die ihr nicht gehörten, und, was am wichtigsten war, einen Fremden mit in das Motelzimmer zu nehmen, das sie benutzte, wenn sie nicht wollte, dass ihre Mutter etwas von ihren Aktivitäten mitbekam.
    Aber Christys Mutter hatte es mitbekommen. Sie wusste alles, was ihre Tochter trieb, und machte sich entweder nicht genug daraus, um etwas dagegen zu tun, oder glaubte nicht, dass sie noch irgendeinen Einfluss hätte ausüben können. Als Baldwin sich mit ihr hingesetzt hatte, nur wenige Stunden nachdem sie erfahren hatten, dass Christy aus Zimmer 3 des Happy Roads Inn entführt worden war, schien Charlie Dale nicht sonderlich überrascht.
    Charlie Dale rauchte während der Befragung durchgehend. Baldwin dachte, er würde in der stickigen Luft ihres Trailers eingehen, und fragte sich, ob hier jemals ein Fenster geöffnet worden war. Überall stapelte sich Wäsche, ob gewaschen oder ungewaschen, konnte er nur raten. Dazu Müll, Aschenbecher und Dreck über Dreck. Charlie war keine gute Hausfrau, was sie Baldwin auch sagte. Er hatte gelächelt und so getan, als wenn alles in Ordnung wäre – etwas, das Charlie, wie er annahm, das letzte Jahrzehnt über ebenfalls getan hatte.
    Sie hatte nicht viel Nettes über ihre Tochter zu sagen. Christy war als unangenehme Überraschung ins das Leben ihrer Mutter getreten. Eine Überraschung, die daherkam, als Charlie fünfzehn war und verliebt in einen Jungen aus einem besseren Stadtteil von Roanoke. Als sie ihm sagte, dass sie schwanger sei, hörte sie nie wieder von ihm. Also waren es von Anfang an nur sie und Christy gewesen, hatte sie Baldwin erzählt. Und aus diesem Mädchen würde nie etwas werden, so wie sie herumlief, herumhurte und trank. Nur weil es gut genug für ihre Mutter gewesen war, war es noch lange nicht gut genug für sie. Charlie hatte immer etwas Besseres für Christy gewollt, teilte sie Baldwin mit, aber sie hatte nicht gewusst, wie sie es für sie bekommen sollte.
    Als Baldwin nun auf Christy hinunterschaute, spürte er eine Traurigkeit in sich, die zu gleichen Teilen aus Kummer über den Tod des Mädchens und Bedauern über ihre schlechten Startchancen im Leben bestand.
    Als sie den Anruf erhalten hatten, dass das Mädchen in Asheville, North Carolina, gefunden worden war, hatte Baldwin nicht mal mit der Wimper gezuckt. Der Mörder dachte nicht sehr weit voraus. Jetzt, wo sie ihm auf den Fersen waren, gab es für ihn nur noch entführen, umbringen, entsorgen. Und er wurde immer schneller dabei. Christy war nicht mal einen Tag vermisst gemeldet gewesen, und jetzt stand Baldwin über ihrem geschundenen Körper, schaute auf die Messerstiche in ihrer Brust, die blutigen Handgelenke und fragte sich, wo ihre Hand schlussendlich wieder auftauchen würde. Marni Fischers sorgfältig manikürte Hand lag ein paar Meter entfernt. Baldwin überlegte. Wo waren die restlichen

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