Taylor Jackson 03 - Judasmord
Was zum Teufel denkst du denn, was er für Absichten hat? Er ist hinter mir her. Nach dem Debakel mit seiner Familie hat er geschworen, mich zu erledigen. Und hier bin ich, in Quantico, isoliert wie nie, dabei sollte ich in Nashville sein, um sicherzustellen, dass er mein Leben nicht so zerstört, wie ich seines zerstört habe.“
Atlantic senkte nur leicht das Kinn und sagte: „Du musst ihn für uns finden, Baldwin.“
Baldwin war zu müde, um sich zu streiten. Außerdem war es sinnlos, sich mit Atlantic auf eine Diskussion einzulassen, das hatte er schon vor langer Zeit gelernt. Er wandte sich an Garrett. „Ich fasse es nicht, dass du mir nichts davon erzählt hast. Du weißt, dass ich jedes winzige Informationszipfelchen brauche, um diesen Idioten zu finden. Du hast mir das wichtigste Puzzleteil vorenthalten. Mein Gott,Garrett. Ich dachte, ich könnte dir vertrauen.“
Atlantic räusperte sich. „Er hat nach meinen Anweisungen gehandelt. Wir wollten nicht, dass dieser Vorfall dein Urteilsvermögen trübt. Wenn du gedacht hättest, dass er hinter dir her ist, wärst du für uns nicht mehr nützlich gewesen.“
„Natürlich. Weil das ja alles ist, was zählt, nicht wahr? Dass ich euch gebe, was ihr braucht. Fickt euch.“
Baldwin stürmte aus dem Raum und kehrte in sein provisorisches Büro zurück. Verdammt sollten sie sein, alle miteinander. Menschen würden getötet werden, und wofür? Um ihre halb illegalen Aktivitäten weiter unter Verschluss zu halten? Das schienen sie ihm kaum wert zu sein. Für den Moment schob er das Thema beiseite. Irgendwo da draußen lenkte Aiden seinen Wagen zu einem bestimmten Ziel, und Baldwin konnte nur beten, dass er ihn rechtzeitig aufspüren würde.
21. KAPITEL
Mit den Informationen, die Tony Gorman ihr gegeben hatte, setzte Taylor Lincoln darauf an, die Geschichte zu verifizieren. Gorman wusste gar nicht, wie wertvoll seine Infos waren. Taylor hatte sofort die Anzeichen für einen großen Fall erkannt und wusste, dass sie nicht viel Zeit hatte.
Sie ließ Gorman gehen. Marcus begleitete ihn zur Vordertür und rief ihm ein Taxi. Sie glaubte nicht, dass sie ihn so bald wiedersehen würde. Er war kein Mitspieler in diesem Szenario, sondern nur ein williger Voyeur. Solange alle Beteiligten volljährig waren, war nichts Illegales dabei, anderen beim Sex zuzusehen. Er würde ein guter Junge sein und die Klappe halten, dessen war sich Taylor sicher. Die Drohung mit den Kinderpornos war eine gute Vermutung gewesen; er sah aus wie ein Mann, der nach Hause rasen und sobald wie möglich seine Festplatte löschen würde. Eins zu null für ihr Talent, andere Leute zu interpretieren. Sollte er später bei einer Verhaftungswelle mit erwischt werden, würde sie ihm keine Träne nachweinen.
Sie trommelte mit den Fingern auf den Tisch und dachte über ihre nächsten Schritte nach. Sie musste zu ihrer Hütte fahren. Dem Ort ihrer Erniedrigung. Sie hatte sie als Vermietungsobjekt behalten. Es war ihr erstes Zuhause gewesen, und sie würde es auf keinen Fall an irgendeinen Fremden verkaufen. Stattdessen hatte sie es an zwei Studentinnen der Belmont University vermietet. Was bedeutete, dass auf das Bett von einer von ihnen eine Kamera gerichtet war.
Baldwin. Sie wusste, dass sie ihm erzählen musste, was hier los war. Sie wusste auch, dass sie nur versuchte, Zeit zu schinden, und nahm sich selbst das Versprechen ab, ihn sofort anzurufen, sobald mehr Zeit zum Reden wäre. Sie konnte ihn nicht einfach mitten am Tag anrufen und sich an seiner Schulter über das ausweinen, was sich zum schlimmsten Tag ihres gesamten Lebens auswuchs. Schlimmer noch als der Tag, an dem ihr ein Verdächtiger die Kehle aufgeschlitzt hatte. Schlimmer, als an ihrem Hochzeitstag entführt worden zu sein. Schlimmer, als ihren eigenen verdammten Vater verhaften zu müssen, Herrgott noch mal.
Hör auf, befahl sie sich. Sie packte ihre Gefühle in eine Kiste, gab noch ein wenig von Baldwins zu erwartender Enttäuschung dazu und klappte den Deckel zu. Sie hatte Arbeit zu erledigen.
Trotz allem, was im Moment los war, musste ihre Priorität dem Wolff-Fall gelten. Es fühlte sich an, als wenn sie schon seit Jahren aus dem Fall raus wäre, nicht erst seit einer Stunde. Da sie sich nicht zutraute, selbst zur zentralen Verhaftungsstelle hinunterzugehen, um zu sehen, wie es da vor sich ging, rief sie Fitz auf dem Handy an.
„Heya“, antwortete er. Gesegnet sei dieser Mann. Er wusste nichts von dem Tollhaus, das sich hier
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