Taylor Jackson 03 - Judasmord
oben in den letzten Stunden entfaltet hatte. Wenn Taylor sich schon davor fürchtete, sich Baldwins Enttäuschung zu stellen, wie sollte sie dann damit umgehen, sollte Fitz es je herausfinden? Der Gedanke ließ sie schwer schlucken, doch sie setzte eine tapfere Miene auf.
„Selber heya. Wie geht’s vorwärts?“
„Wolff ist nicht gerade glücklich. Aber das war ja zu erwarten. Im Moment muss man eher ein Auge auf Miles Rose haben. Er ist hier vor ungefähr zehn Minuten herausmarschiert und hat geschworen, dass er eine Pressekonferenz einberufen wird, um die Welt wissen zu lassen, wie sein Klient überfahren worden ist.“
„Witzig. Miles schien mir gar nicht der Typ für Pressekonferenzen zu sein.“
„Mir auch nicht. Aber er und Wolff hatten Zeit, sich miteinander zu besprechen, nachdem wir die DNA-Probe genommen hatten. Danach sahen beide äußerst selbstzufrieden aus.“
„Er weiß nicht, dass wir Blut von seiner Frau in seinem Auto gefunden haben. Und er wird vermutlich nicht allzu glücklich sein, wenn wir ihm davon erzählen. Was ist sonst noch los?“
„Ich weiß nicht. Er hat uns nichts Neues gegeben. Kein neues Alibi, nichts. Während der Verhaftung hat er genau die richtigen Sachen gesagt. Aber ich habe das Gefühl, dass irgendetwas in der Luft liegt.“
„Wann soll die Pressekonferenz stattfinden?“
„Ich weiß es nicht.“
„Okay. Danke, dass du dich um alles kümmerst. Wir sprechen uns später. Melde dich, wenn du was hörst.“
„Klar. Du auch. Bis später.“
Sie legten auf. Taylor stieß den Atem aus. Anwälte. Sie fanden immer was, worüber sie sich aufregen konnten.
Sie wollte gerade aufstehen, da klingelte ihr Telefon. Das Büro der Staatsanwaltschaft. Oh-oh.
„Lieutenant Jackson.“
„Hey, hier ist Julia Page. Ich sehe, dass während wir hier sprechen gerade der Haftbefehl für Todd Wolff ausgestellt wird. Der Richter wird einen Termin für eine Vorabanhörung festsetzen, um zu sehen, ob ausreichend Beweise für eine Grand Jury vorliegen. Wir sehen, dass wir einen zügigen Termin bekommen. Gibt es noch weitere neue Beweise?“
Taylor konnte sich gerade noch zurückhalten, sich nicht mit der flachen Hand gegen die Stirn zu schlagen. Oh Mann, die Videos. Sie hatte die fünf CDs aus dem Haus total vergessen.
„Vielleicht. Wir haben noch ein paar Untersuchungen laufen. Ich glaube, Sie gehen ein wenig zu schnell vor, oder? Wir haben diesen Fall noch lange nicht in trockenen Tüchern. Und er ist definitiv noch nicht so weit, der Grand Jury vorgetragen zu werden.“
„Das ist doch eine Kleinigkeit. Er wird beschuldigt, seine schwangere Frau ermordet zu haben. Sie wissen, wie gering die Schwelle für eine Vorabanhörung bei hinreichendem Verdacht ist. Er wird der Grand Jury schneller überstellt, als Sie mit der Wimper zucken können.“
„Hätten Sie vorher nicht lieber alle Fakten auf dem Tisch?“
„Das ist eine bombensichere Sache, Lieutenant, vertrauen Sie mir. Wir klagen ihn an, und Sie und Ihre Leute können den Rest der Beweise vorführen, sobald sie eintrudeln.“
„Wird er Kaution bekommen?“
„Vielleicht. Ich weiß nicht, wer heute dran ist. Wenn es Judge Harrison ist, auf keinen Fall. Aber wenn die neue Tussi vorsitzt, Judge Bottelli, könnte es sein. Egal wie, es wird ihn teuer zu stehen kommen.“
„Fein. Was immer Sie wollen, Page. Sie sind hier die Anwältin, nicht ich. Stellen Sie nur sicher, dass alles zieht. Ich habe keine Lust, in ein paar Tagen der Presse beantworten zu müssen, wie wir diesen Fall versauen konnten. In dem Fall werde ich alle Schuld mit Freuden auf Sie abwälzen.“
Page lachte, und auf gar nicht mal unfreundliche Art. „Ich weiß. Das habe ich auch nicht für eine Minute bezweifelt. Tschüss.“ Sie war weg, bevor Taylor sich noch hatte verabschieden können.
Guter Gott, Page klang wie ein Tiger mit einem saftigen Stück Steak. Taylor konnte beinahe ihr territoriales Knurren hören. Selbst die abgebrühtesten Anwälte konnten sich dem Glamour eines großenMordfalles nicht entziehen.
Zu viel zu tun und zu wenig Zeit. Die Hütte, ihre Gefühle, die Entehrung zu wissen, dass ihr nackter Körper für jeden Fremden zu sehen war, der gewillt war, das entsprechende Geld aufzubringen, mussten warten. Erst musste sie sich um die Analyse der Videos kümmern.
„Marcus!“, rief sie. Er kam an die Tür zu ihrem Büro. Sein dunkles Haar war zerzaust, was in Taylor Sehnsucht nach Baldwin weckte. Sie schob das Gefühl
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