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Taylor Jackson 03 - Judasmord

Taylor Jackson 03 - Judasmord

Titel: Taylor Jackson 03 - Judasmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.T. Ellison
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um Taylors Haus herum tiefe, undurchdringliche Dunkelheit herrschte. Taylor ließ ihren Blick über die Bäume wandern, derenÄste wie knochige Finger in den Himmel ragten. In einem oder zwei Tagen würden sie in voller Blüte stehen. Der Frühling kam meistens über Nacht nach Nashville. Taylor fragte sich, ob sie, wenn sie weiter hier stünde und hinausschaute, den Wechsel von der Nacht zum Tag miterleben würde? Im Moment gab es nichts zu sehen; niemanden, der auf der Straße herumlungerte und zu ihrem Fenster hinaufstarrte.
    „Dumme Gans“, schalt sie sich. Der Klang ihrer eigenen Stimme beruhigte sie.
    Sie stieg ins Bett und schaute auf die grotesken Schatten, die das sich im Deckenventilator spiegelnde Nachtlicht an die Wände warf. Dachte an Corinne Wolff, erschlagen, allein, unfähig, ihren Angreifer abzuwehren. Sie drehte sich auf die Seite und nahm das Kissen in den Arm, als Ersatz für Baldwin, der ihr normalerweise in solchen Momenten Trost spendete. Die Einsamkeit war beinahe greifbar. Taylor streckte ihren rechten Arm aus und schob die Hand unter das Kissen. Ihre Finger schlossen sich um den Griff ihrer Dienstwaffe. Ein Zittern überlief sie, und dann wurde sie endlich vom Schlaf übermannt.
    Endlich gingen die Lichter aus. Er fragte sich, wie sie schlief. Auf der Seite oder auf dem Rücken? Auf dem Bauch, verletzlich und nicht in der Lage, sich zu verteidigen, wenn sie überrascht würde? Oh, wenn dem nur so wäre. Aber nein. Er hatte sie gehen sehen, die langen Schritte, die niemals zögerten und auf Kompromisslosigkeit schließen ließen, und er wusste, dass sie auf der Seite schlief, ein Bein über den Mann geschlungen, der neben ihr lag. Selbstbewusstsein. Das hatte sie im Überfluss. Oh, was würde er dafür geben, sie Demut zu lehren. Glück.
    Ein neugieriger Hund hatte ihn gerochen und fing an zu bellen. Er zog sich tiefer ins Unterholz zurück, weg von dem Haus, weg von der Zivilisation. Seine Zeit würde kommen. Er musste nur Geduld haben.

DIENSTAG

9. KAPITEL
    Obwohl der Radiowecker schon seit zwanzig Minuten direkt neben ihrem Ohr lief, konnte Taylor sich nicht dazu aufraffen aufzustehen. Irgendwann streckte sie die Hand aus und stellte die Musik ab. Mit einem Auge warf sie einen Blick auf die Uhrzeit. Beinahe halb acht. Mist. Um acht musste sie in der Rechtsmedizin sein, um der Autopsie von Corinne Wolff beizuwohnen.
    Sie schob die verdrehten Bettlaken beiseite und ging ins Bad. Während sie die Dusche laufen ließ, bis heißes Wasser kam, putzte sie sich die Zähne. Fünfzehn Minuten später rollte sie mit dem Wagen aus der Garage; barfuß, eine Cola light zwischen die Knie geklemmt, in Jeans und T-Shirt, und ihre nassen Haare in einem lockeren Knoten zusammengenommen. Sie hatte nachts komisch gelegen und sich den Nacken leicht verrenkt, was auch durch die heiße Dusche nicht gelöst worden war. Ihre Stiefel würde sie anziehen, wenn sie an der Gass Street angekommen war, genau wie ihren Pullover. Es war heute Morgen unerwartet kalt.
    In ihrer Zeit als Detective hatte sie diese Fahrt schon öfter gemacht, als sie zählen konnte. Sie verspürte eine seltsame Verbundenheit mit ihren Opfern – sie hatte den Wunsch zu sehen, was in ihnen steckte, wie sie tickten. Und Corinne Wolff war da keine Ausnahme. Sie wollte in allen Einzelheiten wissen, wie sie gestorben war.
    Der morgendliche Berufsverkehr quälte sich über die Interstate 40. Durch einen Unfall an der Ausfahrt Charlotte Pike ging es noch langsamer voran als sonst. Der westliche Teil der Stadt litt weniger unter dem Verkehr. Es war wesentlich leichter, von dort aus nach Nashville hineinzufahren als aus dem Norden, Osten oder Süden. Aber ein Unfall konnte diesen Vorteil sofort zunichtemachen und alle Fahrer dazu zwingen, sich im Schneckentempo vorwärts zu bewegen. Taylor nippte an ihrer Cola light und bemühte sich, die Ruhe zu bewahren. Es sah nicht so aus, als würde sich der Stau in naher Zukunft auflösen, und sie war nicht in der Stimmung, ihn einfach auszusitzen. Verdammt, sie würde zu spät kommen. Weitere zehn Minuten vergingen, bevor die Autos sich weit genug vorwärts bewegt hatten, dass sie an der nächsten Ausfahrt herunterfahren konnte. Mit einer illegalen Wendeschleife vor dem Cracker Barrel machte sie sich auf in Richtung White Bridge und fuhr auf den Briley Parkway.
    Der neue Teil der Straße ging bald wieder in den alten, vierspurigen Highway über. Taylor machte Zeit gut, als sie an dem stillgelegten

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