Taylor Jackson 05 - Symbole des Bösen
Geroux nahm die andere. Goldmanund sein Detective waren in Deckung gegangen.
Baldwin wollte Geroux gerade ein Zeichen geben, da drehte der sich in den Tunneleingang, gerade als ein weiterer frischer Kugelhagel durch die Luft sauste. Immer noch schießend wurde Geroux am Hals getroffen und sackte zusammen.
Baldwin drückte den Abzug durch. Das Feuer auf der anderen Seite verstummte. Aus ungefähr fünf Metern Entfernung ertönte ein gurgelndes Geräusch. Er hatte den Schützen getroffen. Wie in seiner jahrelangen Ausbildung gelernt, tat er jetzt automatisch alles, was nötig war, um die Bedrohung zu neutralisieren. Ein weiterer Schuss, dann verstummte das Gurgeln mit einem erstickten Seufzen.
Stille. Waren das Schritte? Nein, vermutlich bildete er sich das ein – nach den Schüssen klingelte es in seinen Ohren. Mithilfe der Taschenlampe erkundete er das andere Ende des Tunnels. Arlen saß mit dem Rücken zu ihm auf dem Boden. Er musste dabei gewesen sein, wegzulaufen, als Baldwins und Geroux’ Schüsse ihn getroffen hatten. Baldwin stieß ihm mit der Schuhspitze die Waffe aus der Hand und kniete sich hin, um seinen Puls zu fühlen. Er war tot.
Rufe und Schreie nach einem Krankenwagen ertönten. Die Jungs von Fairfax County machten sich nützlich. Baldwin war wie betäubt und spürte seine Hand nicht. Er musste beide Hände benutzen, um seine Waffe wieder ins Holster zu stecken. Nur langsam gelang es ihm, seine Atmung unter Kontrolle zu bekommen. Schließlich hielt er einfach den Atem an und wartete, bis sein Herz sich ein wenig beruhigt hatte, bevor er weiteratmete.
In dem Augenblick hörte er das Weinen. Leise und ganz schwach.
Er stolperte über Arlens Leiche hinweg in die Dunkelheit, nur der schmale Schein der Taschenlampe wies ihm den Weg tief und tiefer in den Tunnel hinein. Er bog um eine Ecke und sah Gretchen auf dem Boden. Sie trug ein Nachthemd. Ihre Beine waren gebrochen, aber ansonsten war sie sehr lebendig.
Er nahm das Mädchen in seine Arme, spürte, wie ihre Stirn sich gegen seinen Hals drückte. Sie schluchzte. Er konnte nicht sagen, wessen Tränen auf seinem Hemd landeten – ihre oder seine.
53. KAPITEL
Nashville
22:00 Uhr
Ariadne hatte es sich zur Aufgabe gemacht, zu wissen, wo die verschiedenen Coven sich versammelten. Als sie noch Teil des Rats gewesen war, hatte das zu ihren Rechten und Pflichten gehört. So wundervoll Wicca auch war, es gab immer welche, die es missbrauchten. Die versuchten, Macht über ihre Covenmitglieder zu gewinnen. Es gab ein besonderes Regelwerk, das die Arbeit in Hexenzirkeln regelte – Geld zu nehmen war verboten, genau wie darauf zu beharren, dass der Große Akt auf körperliche Weise ausgeführt werden musste, um im Coven aufgenommen zu werden. In den Zeremonien wurde der Große Akt nur symbolisch ausgeführt – ein Athame, der in einen Kelch getaucht wurde; ein Kelch, der sich dem Athame öffnete. Es gab viele Regeln, um sicherzustellen, dass auch bei diesen Zeremonien der freie Wille und die Freiheit des Einzelnen geachtet wurden.
Aber zu den Menschen gehört nun mal auch die Sünde des Machtstrebens. Ariadne war eine höhere Autorität, an die sich diejenigen wandten, die von der Macht in ihrem Coven missbraucht worden waren. Sie hatte solide Kenntnisse darüber, wo die meisten Coven aus der Gegend praktizierten, und eine noch bessere Antenne für die spirituellen Portale – Orte in der Natur, die der Göttin besonders nahestanden.
Sie erkannte den Ort aus ihrem Traum als heiligen Boden – sowohl für die Kirche als auch für Wicca. Ein Stück Land, das das Gute und das Böse gesehen hatte und somit von mächtigen Geistern durchdrungen war. Es handelte sich um einen privaten Friedhof am westlichen Rand des Davidson Countys. Am Ende eines kleinen Weges, der von einer zweispurigen Landstraße namens McCrory Lane abging.
Ihr Haus lag Downtown in der Sixteenth Avenue South, nur ein Stück entfernt von dem Teil der Stadt, der als Music Row bekannt war. Sie hatte die ganzen schweren Renovierungsarbeiten selber ausgeführt – die avocadogrüne Küche aus den 1960er-Jahren und ein schlecht mit Holz verkleidetes Büro herausgerissen und stattdessen weißen Marmor und halbhohe Wandvertäfelungen eingesetzt. Die Wände waren in satten Ostereierfarben gestrichen, der Stuck weiß angemalt worden. Die Kassettentüren hatten kristallene Türknäufe erhalten.Den Salon zierte ein originaler Fries von einem Wagenrennen im alten Rom, den sie restauriert hatte. Sie
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