Taylor Jackson 05 - Symbole des Bösen
wieder schlurfend in Bewegung und gesellte sich zu seinen Kumpels im Park. Die Ironie blieb ihr nicht verborgen – über die Bücherei und die Aufklärung und Bildung, für die sie stand, wachten die vergessenen Menschen der Stadt.
„Willst du immer noch mit zur Hillsboro? Ich kann dich auf dem Weg dahin wieder abholen.“
„Ja. Das klingt gut, ich ruf dich dann an. Das hier sollte nicht allzu lange dauern.“
Er stieg aus dem Auto, bereits vollkommen in seine Welt vertieft. Taylor seufzte, als er durch die reich verzierten Türen verschwand. Sie wusste nicht, warum, aber ihn weggehen zu sehen erinnerte sie an Memphis. James „Memphis“ Highsmythe, den Viscount Dulsie, besonderer Verbindungsmann der Terrorismusabteilung in der BAU in Quantico oder, um es präziser auszudrücken, der Metropolitan Police bei New Scotland Yard.
Baldwin hatte Memphis letzte Woche in Quantico gesehen, wo er sein neues Büro bezogen hatte. Sie hatte Baldwin nicht erzählt, dass Memphis außerdem mit ihr in Kontakt geblieben war.
Memphis hatte sich in den letzten Wochen anständig verhalten. Nach ihrem kleinen Intermezzo in Florenz und einem Kuss, der ihr noch tagelang durch den Kopf gegangen war, hatte sie ein paar diskrete SMS und E-Mails erhalten; nichts, was sie Baldwin nicht zeigen könnte, sollte das Thema mal aufkommen. Aber gestern, bevor man ihr öffentlich ihren Titel wieder verliehen hatte, war auf ihrem Schreibtisch ein Strauß weißer Rosen aufgetaucht. Auf der Karte stand nur In Liebe, M .
Sie hatte alle angemessenen und auch die nicht so angemessenen Gefühle durchlebt. In Liebe, M . Es wäre alles gut gewesen, wenn Baldwin es nicht gesehen hätte. Er hatte nichts gesagt, aber seinen Kiefer so fest angespannt, dass die Muskeln hervorgetreten waren. Sie hasste Memphis dafür, Baldwin so verletzt zu haben. Hasste ihn für seine Arroganz,ihr Rosen mit einer Karte zu schicken, auf der das Wort Liebe stand. Aber gleichzeitig war sie glücklich und wusste nicht, was das zu bedeuten hatte.
Beim Gedanken daran wurde sie wieder wütend, legte schnell einen Gang ein und trat fester aufs Gaspedal, als nötig gewesen wäre. Mit quietschenden Reifen schoss sie vom Bürgersteig auf die Straße zurück. Abwesend achtete sie kaum auf die Autoschlangen vor ihr, auf die Touristen, die sich auf den Bürgersteigen drängten und auf eine Gelegenheit warteten, die Straße zu überqueren, um sich auf dem Lower Broadway ein paar Stunden unterhalten zu lassen. Schließlich reichte es ihr und sie bog auf die Union Street ab und fuhr die Fifth hoch, während sie alle Gedanken an Memphis in die entsprechenden Schubladen zurückstopfte. Sie konnte nicht so weitermachen, aber sie wusste auch nicht, wie sie damit aufhören sollte. Sie wollte ihn nicht. Das sollte eigentlich alles sein, was zählte. Doch die Gedanken an ihn schlichen sich in den unangebrachtesten Augenblicken immer wieder ein.
Sie wollte mit Sam darüber sprechen, aber Sam war sowieso schon verärgert und reagierte höchst allergisch auf den Bruch in Taylors mentalem Protokoll. Sie hatten das Thema geflissentlich gemieden, nachdem Sam ihr vorgeworfen hatte, während einer Autopsie mit Memphis geflirtet zu haben. Bei dem Gedanken an ihren Streit brannten Taylors Wangen. Sie hatte nicht absichtlich geflirtet und war verletzt, dass Sam etwas anderes andeutete. Doch nun, nachdem Memphis ihr so offen gesagt hatte, was er für sie empfand, nachdem sie körperlichen Kontakt gehabt hatten, wusste sie nicht mehr, wie sie ihre Gefühle in Worte kleiden sollte, sodass ihre Freundin sie verstand.
Und da Sam wieder schwanger war, würde sie sich sowieso mehr auf sich und ihre Familie konzentrieren. Taylors Dummheiten hätten für sie keine Priorität. Mit einem Mal fühlte sie sich allein und isoliert. Das erste Mal seit Jahren. Um die Wahrheit zu sagen, sie hatte nicht viele Freunde, mit denen sie reden konnte – zumindest nicht über Herzensangelegenheiten.
Im Moment konnte sie deswegen also nichts unternehmen. Mit einem inneren Schulterzucken verbuchte sie es als Glück, von zwei Männern attraktiv gefunden zu werden, und beließ es dabei. Baldwin war der Bessere der beiden, derjenige, mit dem sie für immer zusammen sein wollte, und sie hatte gewiss nicht vor, ihre Beziehung zu gefährden, nur weil ein anderer Mann ein wenig in sie verliebt war.
Der Gedanke an andere Männer führte sie unweigerlich zu Fitz. Sie musste nachher unbedingt noch einmal beim North Carolina State Bureau
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