Taylor Jackson 05 - Symbole des Bösen
braune Haut war von den Messerschnitten auf ihrem Bauch nur ein wenig eingedrückt worden. Ein inzwischen vertrautes Symbol: Fünf Punkte, durch einen ausgefransten Kreis miteinander verbunden.
„Ich würde sagen, irgendeine Art von Überdosis“, sagte Baldwin mit Blick auf die blauen Lippen des Mädchens.
„Genau wie bei Jerrold King. Was zum Teufel ist hier heute Nachmittag passiert?“
Aus dem Augenwinkel nahm Taylor eine hektische Bewegung wahr. Hastige Gesten und wirr durch die Dunkelheit irrende Lichter. Taschenlampen, deren blauweiße Strahlen sich die Straße hinunter entfernten. Sie wandte sich von der Leiche ab und trat ans Fenster. Menschen liefen auf und ab, schrien, weinten, fluchten. Das scharfe Heulen einer Sirene zerriss die wolkenverhangene Luft. Streifenwagen kämpften sich ihren Weg durch die Schaulustigen die Estes hinauf inRichtung Abbott Martin Road. Einer von ihnen fuhr weiter und verschwand hinter einem Hügel.
Als ihr Handy klingelte, wäre sie beinahe nicht rangegangen. Weglaufen kam ihr wie ein guter Plan vor. Doch wenn sie ehrlich war, spürte sie schon, wie sich das Adrenalin, die Faszination in ihr aufbaute. Ein neuer Fall. Sie nahm den Anruf an.
„Was zum Teufel ist hier los?“, fragte sie statt einer Begrüßung.
„Ich brauche dich sofort!“, rief Lincoln durchs Telefon.
„Ich bin auf dem Weg.“ Sie drehte sich zu Baldwin um. „Wir müssen gehen.“
„Was um alles in der Welt passiert hier?“, fragte er.
„Ich weiß es nicht. Aber wir sollten es besser herausfinden.“
Gemeinsam eilten sie die Treppe hinunter und in die Nacht hinaus. In den letzten fünf Minuten, die Taylor und Baldwin sich in Ashleys Zimmer aufgehalten hatten, war auf der Straße das reinste Chaos ausgebrochen. Es sah aus, als wenn eine Bombe explodiert wäre – keine blutigen Körperteile oder qualmende Autowracks, aber Menschen, die ziellos die Straße hinauf- und hinunterliefen. Vor vielen Jahren hatte Taylor gesehen, wie ein Mann aus einem brennenden Gebäude gekommen war – die Augen leer, die Kleidung in Flammen – und versucht hatte, die Straße entlangzugehen, weg von der Hilfe, die auf ihn wartete. Schock. Das konnte sie nur zu gut verstehen.
Die Menschenmenge wogte die Straße hinauf und herunter, Anwohner vermischten sich mit Streifenpolizisten und Rettungssanitätern. Taylor konnte Lincoln nicht gleich entdecken, fing aber den Blick von Marcus Wade auf und winkte ihn heran.
„Was ist los? Wir waren eben im Zimmer des zweiten Opfers, als hier unten die Hölle losbrach.“
„Es gibt noch mehr, Taylor. Ich habe bereits Berichte über drei weitere erhalten, doch die Zentrale erhält seit zehn Minuten einen Notruf nach dem anderen.“
„Noch mehr?“, fragte Taylor verständnislos. „Drei weitere Leichen?“
Marcus strich sich die Haare aus den Augen und Taylor sah, dass sich auf seiner Stirn kleine Schweißperlen gebildet hatten, die im Licht der Scheinwerfer eines in der Nähe stehenden Streifenwagens glänzten. „Ja. Alles Teenager. Alle in diesem Viertel.“
In diesem Moment rannte Lincoln an ihnen vorbei. Er bog in die Auffahrt des übernächsten Hauses ein. Das Heulen der Sirenen warso ohrenbetäubend laut, dass Taylor glaubte, ihre Trommelfelle müssten platzen.
Ihr Handy klingelte erneut. Das Hauptquartier. Sie atmete tief durch, um sich zu beruhigen, und ging dann ran. Es war ihre neue Chefin, Joan Huston.
„Was ist da draußen los, Jackson? Ich habe gerade von der Zentrale erfahren, dass sie mit Notrufen nur so überschüttet werden.“
„Ja, Ma’am. Mehrere Opfer an verschiedenen Tatorten. Ich habe noch keine genauen Informationen über die Anzahl der Opfer, aber derzeit sind es mindestens fünf Leichen. Wir brauchen ein vollständiges Sondereinsatzkommando auf der Estes Road in Green Hills. Schicken Sie jeden verfügbaren Officer. Ich brauche Dan Franklin und alle Rechtsmediziner, die er erübrigen kann. Ich muss mich jetzt um die Einsatzleitung kümmern. Ich rufe Sie an, sobald ich Näheres weiß.“
„Gibt es eine Bedrohung durch biologische Kampfstoffe? Brauchen wir einen Kampfmittelräumtrupp? Ich kann sofort den Notstand ausrufen.“
„Ich denke nicht, dass das nötig sein wird. Es sieht mir nach mehreren Morden aus, aber wir werden eine Weile brauchen, bis wir das mit Gewissheit sagen können. Wir wissen ja noch nicht einmal, mit wie vielen Tatorten wir es zu tun haben.“ Sie hielt inne und schaute auf die Straße. Die Menschenmenge schien mit
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