Taylor Jackson 05 - Symbole des Bösen
primäre Ereignis vorbei war, konnten sie anfangen, die Puzzleteile zusammenzufügen.
Das erste gefundene Opfer, Jerrold King, war schon mindestens ein paar Stunden tot. Taylor arbeitete mit der Prämisse, dass die Morde irgendwann zwischen halb eins und drei Uhr am Nachmittag stattgefunden hatten. Schulschluss war um zwölf Uhr gewesen, die erste Leiche war um fünfzehn Uhr gefunden worden. Vorausgesetzt, die Opfer hatten den Vormittag in der Schule verbracht, ergab sich daraus ein vorläufiger Zeitrahmen, mit dem sie arbeiten konnten.
Bei dem Gedanken an die methodische Inszenierung der Leichen überlief Taylor ein Schauer. Sie wünschte, sie könnte einen Tag vorspulen, damit sie eine Vorstellung davon hätte, was die Kinder getötet hatte. Irgendeine Form von Drogen – die Blaufärbung der Haut und die stecknadelkopfgroßen Pupillen deuteten auf eine Überdosis hin –, irgendetwas, das sie alle eingenommen oder gespritzt hatten. Ihr kam der düstere Gedanke, dass es sich um einen Massenselbstmord handeln könnte. Aber das erklärte nicht die Pentakel, oder? Konnten sieben Teenager einen Massenselbstmord koordinieren und sich, während sie starben, Pentakel in die Brust ritzen?
Nein. Diese Verbrechen zeugten von Einwirkung von außen. Sie waren von jemandem begangen worden, der schnell, gnadenlos und effizient zuschlug.
Taylor sah, dass McKenzie der jungen Letha King half, in einen Streifenwagen einzusteigen. Der Wagen fuhr davon, der leere Blick des Mädchens war stur nach vorne gerichtet. McKenzie stellte sich neben Taylor und schaute dem Auto hinterher.
„Was ist los?“, wollte Taylor wissen. „Hast du von ihr irgendetwas in Erfahrung bringen können?“
„Sie hat nicht viel gesagt. Ich dachte, es wäre besser, sie im Auge zu behalten und außer Haus zu bringen, bis ihre Tante kommt und sie holt. Sie hat vor ein paar Minuten angerufen, dass sie auf dem Weg ist.“
„Gut. Wenn sich alles ein wenig beruhigt hat, wollen wir noch mal mit ihr sprechen.“
Sie gingen zum Haus der Kings zurück. Trotz der vielen Leute war es in der Küche ungewöhnlich ruhig.
Baldwin reichte ihr einen Stapel Fotos. „Bist du bereit? Simari hat mir ihre überzähligen Polaroids überlassen, damit wir anfangen können,die Tatorte nachzustellen. Auch wenn mir das noch eine Weile aus dem Gedächtnis gelingen wird, fürchte ich.“
„Ja, mir auch. Konnten alle Opfer identifiziert werden?“
Lincoln nickte. „Prinzipiell schon. Einige müssen noch bestätigt werden, sobald ihre nächsten Angehörigen informiert wurden. Zwei der Familien befinden sich auf Reisen.“
„Wir können die Namen erst dann der Presse mitteilen, wenn alle Opfer offiziell identifiziert sind. Ich denke, wir sollten so lange warten und dann alle Namen gemeinsam bekannt geben.“
„Wir können es versuchen, aber du weißt, dass einige der Namen durchsickern werden. Das liegt in der Natur der Sache.“
„Ich weiß. Versucht es einfach, so gut es geht, okay? Jetzt hätte ich gerne einen kurzen Überblick über die Tatorte und ein paar Namen zu den Gesichtern. Wer wurde nach Jerrold King und Ashley Norton als Nächstes gefunden?“
Sie legte die Bilder auf die Granitarbeitsfläche. Lincoln schob sie hin und her, bis sie in der richtigen Reihenfolge lagen.
„Wir haben Jerrold, dann Ashley Norton. Danach die beiden Doppelmorde, Xander Norwood mit Amanda Vanderwood und Chelsea Mott mit Rachel Welch. Danach haben wir wieder ein einzelnes Opfer gefunden, Brandon Scott.“ Er tippte auf das letzte Foto, auf dem das erstarrte Gesicht eines jungen Mannes zu sehen war, der noch nicht genügend Sonnenaufgänge gesehen hatte. Wunderschöne Gesichtszüge, vom Tod zerstört. Taylor fragte sich, wie er wohl lebend ausgesehen hatte, schob den Gedanken dann aber beiseite. Es hatte keinen Sinn – die toten Gesichter der Teenager würden sie sowieso ihr Leben lang verfolgen.
„Gibt es irgendwelche Hinweise auf besondere Verbindungen zwischen den Opfern? Irgendwelche Feinde?“
„Nein. Hier weiß niemand irgendetwas.“
„Wo wurde das erste Pärchen gefunden?“ „Im Haus der Vanderwoods.“
„Okay, schauen wir uns das mal an.“
Der Weg dorthin dauerte nicht lange – die Villa der Vanderwoods lag nur eine Viertelmeile die Estes Road hinauf. Sie war weniger protzig als die anderen beiden Häuser, in denen Taylor gewesen war. Kleiner, mit weiß getünchten Fensterläden und einer roten Vordertür. Alle Lichter brannten und die Kriminaltechniker gingen
Weitere Kostenlose Bücher