Taylor Jackson 05 - Symbole des Bösen
ein und aus. Einekleine Gruppe Nachbarn hatte sich im Vorgarten versammelt und schaute schweigend zu. Die Trauer hatte sich bereits tief in ihre Gesichter eingegraben.
Die Treppe nach oben schien endlos, der inzwischen vertraute Geruch nach Jasmin hing schwer in der Luft. Amandas Zimmer war gleich das erste auf dem Flur. Ein Todesermittler schoss Fotos. Das laute Klicken des Auslösers war ein für Tatorte typisches Geräusch, aber heute kam es Taylor laut und aufdringlich vor.
Xander Norwood lag auf dem Rücken auf dem Boden. Er war nackt. Amanda Vanderwood war ebenfalls nackt, sie lag halb auf dem Bett, die Arme hingen über den Rand. Taylor fiel auf, dass Amandas Zeigefinger Xanders Handfläche berührte. Es wirkte, als hätte sie es geschafft, mit letzter Kraft halb aus dem Bett zu kriechen, und Xander hatte seine Hand nach ihr ausgestreckt, damit sie sich in den letzten Minuten ihres schwindenden jungen Lebens noch einmal berühren konnten. Immerwährende Liebe.
Zum ersten Mal seit vielen Jahren verspürte Taylor an einem Tatort eine leichte Übelkeit.
Wäre Baldwins Berührung nicht auch das, was sie als Letztes in ihrem Leben spüren wollte? Würde sein Gesicht nicht das letzte Bild sein, dass sie sehen wollte, seine Lippen, die sie berührten, seine Worte, die ihre Ohren füllten? Mit dem, den man liebte, gemeinsam zu sterben war die höchste Gnade.
Taylor schob die romantischen Gedanken beiseite und zwang sich, die Szene klinisch und rational zu betrachten. Die Leichenstarre setzte ein. Die Lippen waren blau gefärbt, die Körper wiesen die gleichen Pentakel auf wie bei den anderen. Xander trug ein nicht ganz abgerolltes Kondom, dessen Verpackung neben dem Nachttisch auf dem Boden lag. Hatten sie gerade davor gestanden, Sex zu haben, waren sie mitten dabei gewesen oder gerade fertig, als der Killer zuschlug? Sie nahm an, dass es egal war. Es gab keine Verteidigungswunden, keine sichtbare Unordnung im Zimmer. Es wirkte, als wären sie in diesen unbequemen Haltungen einfach eingeschlafen und nicht wieder aufgewacht. Abgesehen von dem großen, hervorstechenden Stern, der ihnen in die Haut geritzt worden war.
Baldwin umkreiste die Körper einmal und trat dann an den Schreibtisch des Mädchens.
„Haben Sie das hier alles fotografiert?“, fragte er. Der Ermittlernickte. Baldwin durchsuchte die Sporttasche des Mädchens und widmete sich dann ihrer Handtasche. Aus der Innentasche des Lederbeutels zog er einen Plastikbeutel, in dem sich vier kleine Tabletten befanden.
„Taylor“, sagte er.
„Ja?“
„Sieh dir das mal an.“
Die Pillen waren blau, winzig klein wie Babyaspirin, und hatten auf einer Seite ein eingestempeltes Herz.
„X“, sagte Taylor.
„Jupp.“ Er reichte die Tüte dem Todesermittler, der sich gerade um die Leichen kümmerte.
„Verlieren Sie die nicht“, wies Baldwin ihn an.
„Wird schon nicht passieren“, erwiderte der junge Mann. Er war neu – Taylor kannte ihn nicht. Sie hatte das dumpfe Gefühl, ihn schon einmal irgendwo gesehen zu haben, konnte ihn aber nicht einordnen. Was nicht weiter verwunderlich war – der ständige Strom an neuen Mitarbeitern bei der Metro Police sorgte dafür, dass es viele Gesichter gab, zu denen sie die Namen nicht kannte. Sein Ausweis hing an einem schwarz-gelben Band um seinen Hals. Unter dem Foto stand der Name B. Iles. Er nahm Baldwin den Beutel ab, fotografierte und beschriftete ihn und packte ihn zu den Beweisen.
„Die Leichen sind genauso gefunden worden?“, fragte Taylor.
„Ja, Ma’am. Es ist nichts verändert worden. Wir warten auf den Rechtsmediziner, damit er den Tod feststellt und die Leichen freigibt.“ „Können Sie das nicht machen?“ Sie war überrascht. Todesermittler hatten eigentlich die Befugnis, ohne Anwesenheit eines Rechtsmediziners an einem Tatort Entscheidungen zu treffen.
„Das könnte ich schon, aber ich habe den Befehl erhalten, dass jeder Tatort hier von einem der Rechtsmediziner freigegeben werden muss.“
„Wer hat den Befehl erteilt?“
„Commander Huston.“
Ah. Ihre neue Chefin ging auch genau nach Vorschrift vor. Taylor hatte damit kein Problem, aber sie wusste, dass Sam fürchterlich frustriert sein würde. Sie würden die gesamte Belegschaft der rechtsmedizinischen Abteilung – alle sechs Rechtsmediziner – aufscheuchen müssen, um diesen Fall zu bearbeiten.
„Na, ich hab nichts dagegen. Ist Ihnen irgendetwas aufgefallen, vondem ich wissen sollte?“
„Nein, Ma’am. Ich habe alles
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