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Tee macht tot

Tee macht tot

Titel: Tee macht tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Clayton
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Sämtliche Pros und Contras gegenübergestellt, fand er zu jeder Zeit eine zufriedenstellende Lösung.
    Das lief lange gut, denn Mutter Rohrasch war eine liebenswerte, fleißige Dame, die ihn stets bei seiner Entscheidungsfindung unterstützte.
     
    Dass er aber mit 40 Jahren seinen Beruf als Finanzstratege an den Nagel hängen, in ein Altenheim übersiedeln und für plötzliche Tode nichts mehr übrig haben würde, hätte er sich in seinem wüstesten Tabellarium nicht ausrechnen können.
     

2
     
     
    Heiß und drückend lastete die Sommerhitze über Starnberg. Seit drei Wochen war kaum Regen gefallen; die Luft flirrte.
    Balthasar Sebastian Rohrasch ruhte mit seiner Mutter im Garten unter dem Sonnenschirm auf den hölzernen Liegestühlen, auf denen er schon in seiner Kindheit gelegen hatte. Jeden Morgen bei Sonnenschein stellte die Mutter die Stühle auf; jeden Abend klappte sie sie wieder zusammen und räumte sie ordentlich in den Schuppen. Die Belange von Haus und Garten hielt sie in ihren Händen. So war es schon gewesen, seit er denken konnte.
    Die Möbel, die Balthasar Sebastian Rohrasch aus seiner Kindheit kannte, standen auch im Erwachsenenalter noch da. Unverändert. Alles wirkte sauber, gepflegt, fast neu. Selbst die Betten überzog seine Mutter Tag für Tag frisch. Im Sommer hing die Bettwäsche im Garten, im Winter im Keller. Nie hatte sie gejammert, dass ihr die Arbeit zu viel wurde, nie gab es einen Tag, an dem sie nicht die Betten frisch überzog.
    Stöhnend hielt sich Mutter Rohrasch die Hand an die Stirn und klagte über die entsetzliche Schwüle.
    Balthasar Sebastian Rohrasch blickte von seinem Laptop auf, der sich auf seinem Schoß befand.
    Ihr sonst so hübsch frisiertes Haar klebte förmlich an ihrem Kopf. Sie wirkte blass; ihre Beine zitterten, als sie aufstand, um im Haus Schutz vor der Hitze zu suchen.
    Verwundert guckte Balthasar ihr nach. Derartiges war er von ihr ganz und gar nicht gewohnt. Egal, ob es heiß oder kalt war, seine Mutter war immer damit zurechtgekommen, und falls es nicht so gewesen sein mochte, hatte sie es sich zumindest nie anmerken lassen. Doch an diesem Tag legte sie sich schon während des Nachmittags hin, um sich etwas zu erholen, wie sie sagte.
    Sicherlich ist es nur ein kleiner Infekt, überlegte er, sicherlich nichts, worüber man länger nachdenken musste. Balthasar Sebastian Rohrasch wandte sich wieder seinem Rechner zu und gab sich einigen Computerrecherchen hin.
    Erst am späten Nachmittag stand Mutter Rohrasch frisch und ausgeruht wieder auf. Körperlich zwar voller Elan, aber doch wortkarg, wanderte sie im Garten umher, zupfte hier und da etwas Unkraut und erntete einige von ihren selbst gezogenen Tomaten. Danach verschwand sie in die Küche, um das Abendessen zu richten. Gemeinsam saßen sie am Tisch.
    „Hast du dir etwas eingefangen?“, fragte Balthasar seine Mutter beiläufig. „Du warst heute sehr still.“
    „Ich glaube nicht“, erwiderte sie, „es ist wahrscheinlich nur das Alter.“ Tief seufzte sie auf. „In meinem Alter können einem solch heiße Tage doch sehr zusetzen.“
    „Was meinst du damit? Seit wann bist du in diesem Alter?“ Gedankenverloren holte er die Wurst vom Brot und schob sie sich in den Mund. Mit alten Menschen hatte er noch nie etwas zu tun gehabt. Sein Vater war ja erst 56 Jahre gewesen, als er starb; seine Mutter war bisher topfit gewesen, was ihn über ihren Jahrgang nie besonders hatte nachdenken lassen. Deshalb war er einigermaßen darüber verblüfft, dass seine Mutter so etwas zur Sprache brachte.
    Liebevoll tätschelte sie daraufhin seine Wange. „Was glaubst du denn? Dass ich ewig jung bleibe?“
    Natürlich glaubte er das nicht, es war aber auch nicht so, dass er sich bisher dafür interessiert hatte.
     
    Langsam kroch die Nacht hervor, und als Balthasar Sebastian Rohrasch seinen Rechner endlich herunterfuhr, war es 23:00 Uhr. Laut gähnend legte er sich in sein frisch bezogenes und gestärktes Bett, das Mutter Rohrasch täglich für ihn richtete.
    Er glaubte, gerade erst eingeschlafen zu sein, als er durch irgendetwas geweckt wurde. Der Vollmond tauchte das Zimmer in ein diffuses Licht, der Wind blies durch die Baumkronen, die vor seinem Fenster zu sehen waren; gerade wie in einem Horrorfilm hörte er erneut das Geräusch, das ihn geweckt hatte. Leise knarzte das Parkett. Irgendwer oder irgendetwas näherte sich seinem Bett. Kurzzeitig hielt er den Atem an.
    Durch den Schleier seiner vom Schlaf verklebten

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