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Teeblätter und Taschendiebe

Titel: Teeblätter und Taschendiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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Schnurrbart nicht hängen, wir regeln die Sache schon irgendwie.«
    »Was ist denn passiert?« fragte sie, als er aufgelegt hatte. »Hat Pepe die beiden Paul Klees und den Winslow Homer nicht gefunden?«
    »Doch, doch, er hat sie gefunden. Außerdem auch noch einen Utrillo und einen Vuillard.«
    »Aber der Klient vermißt doch gar keinen Utrillo und keinen Vuillard.«
    ^Précisément, ma chérie. Genau deswegen muß ich jetzt auch schnell nach Marseille Jetten, bevor die Jungs von der Sûreté sich Pepe schnappen.«
    »Mary möchte unbedingt möglichst schnell nach Hause.«
    »Dann wollen wir sie auch nicht länger warten lassen.«
    Nachdem sich alle genügend Zeit zum Verabschieden genommen hatten, machte sich Max mit seinen Fahrgästen auf den Weg, und Sarah blieb allein mit Theonia zurück. Als sie gemeinsam das Porzellan für das Buffet aus dem Schrank holten, ergriff Sarah die Gelegenheit.
    »Theonia, darf ich dich was fragen? Es ist aber ziemlich unhöflich.«
    »Meine liebe Sarah, du darfst mich alles fragen, egal, was es ist.«
    »Es betrifft den Abend, an dem wir bei Dolph und Mary zu Besuch waren und du die Teetasse gegen die Kaminwand geworfen hast.«
    »Ach, das.« Theonia zögerte, musterte eingehend eine vollkommen saubere Tasse und drehte sie in ihren zarten Händen, als suche sie auf dem zerbrechlichen Porzellan nach den richtigen Worten.
    »Vermutlich könnte man es als forensische Zukunftsdeutung bezeichnen. Ich glaube, ich habe dir schon mal erzählt, daß ich beim Wahrsagen gelegentlich eine Art Geistesblitz bekomme - so nenne ich es jedenfalls.«
    »Wenn du etwas mit absoluter Sicherheit weißt. Ja, ich erinnere mich.«
    »Richtig. Aber da gibt es noch eine andere Art von Geistesblitz. Man kann etwas deutlich spüren, es aber nicht benennen. Und genau das geschah in dem Moment, als ich in die Tasse sah. Ich spürte die Gegenwart von etwas Unheilvollem, Bösem, als würde unser kleiner Kreis von einer großen Gefahr bedroht. Meine Großmutter war ja Zigeunerin, und sie hätte gesagt, jemand praktiziert Schwarze Magie gegen uns. Jetzt kann ich es dir ja sagen, aber im ersten Moment dachte ich, Max sei in Gefahr, doch das war mein Verstand, nicht mein Gefühl. Ich wußte nicht, woher die Verwünschung kam oder gegen wen sie sich richtete. Daher konnte ich nur eins tun: sie umkehren.« »Umkehren?«
    »Verwünschungen kehren zum Verursacher zurück, wenn die Person, gegen die sie gerichtet sind, den Fluch einfach an sich abprallen läßt. Ich wußte, daß ich niemandem schaden würde, nur der Person, von der das Böse ausging, daher habe ich keine Rücksicht genommen und einfach das getan, was ich in dem Moment für richtig hielt. Ich gebe zu, daß es eurem wunderschönen Porzellan gegenüber nicht sehr schön war, ähnlich wie bei den alten Tyrannen, die den Überbringer einer schlechten Nachricht
    kurzerhand umbrachten. Im Grunde war es dasselbe Prinzip. Damals glaubte man, der Überbringer der schlechten Nachricht sei ebenfalls von der bösen Aura durchdrungen.«
    »So wie ein Postbote, der alle Postkarten liest?« schlug Sarah vor.
    »Du machst dich über mich lustig«, sagte Theonia, »und es wundert mich nicht einmal.«
    »Stimmt überhaupt nicht. Warum sollte ich? Es hat ja schließlich funktioniert, oder? Einer der beiden ist tot, und der andere ist im Grunde noch viel schlimmer dran, wenn du mich fragst. Und eigentlich sind sie selbst daran schuld, wenn man es sich richtig überlegt. Ted Ashe hat mit seinem Leben gespielt, als er sich heimlich als Hetherton Montague einschleichen wollte, wozu im übrigen gar kein Grund bestand. Wäre er damit zufrieden gewesen, als Ted Ashe Autos zu parken, wie Dolph vorgeschlagen hatte, hätte er höchstwahrscheinlich tun können, was er wollte, und keiner hätte etwas gemerkt.«
    »Da könntest du recht haben. Niemand hätte ihn angegriffen, und Osmond Loveday hätte ihn nicht aus lauter Panik erschossen«, meinte Theonia.
    »Und Mr. Loveday hat sein Schicksal herausgefordert, indem er die Waffe behalten hat«, fuhr Sarah fort. »Das war wirklich verrückt, vor allem, wenn man bedenkt, wie pingelig er sonst immer ist. Es scheint ganz so, als wären sie beide von ihrem eigenen Größenwahn geblendet gewesen. Und jetzt, wo alles vorbei ist, stehen Dolph und Mary bedeutend besser da als je zuvor und können ihr gutes Werk zu Ende zu führen. Wenn das die Teetasse nicht aufwiegt, dann weiß ich es wirklich nicht.«
    »Vielen Dank, daß du mir verzeihst,

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