Tekhnotma - Das wüste Land: Roman (German Edition)
Meter entfernt vom Punch , rauchten noch die Überreste eines Panzers vor sich hin. Krjutschok griff in seinen Beutel am Gürtel, holte eine Kauscheibe aus gepresstem Stechapfelgras heraus und betrachtete sie nachdenklich. Die alte Sucht meldete sich immer wieder, aber die Abstände wurden größer – es waren schon viele Tage vergangen, seit er das letzte Mal schwach geworden war.
Krjutschok warf die Scheibe weg, riss sich den Beutel vom Gürtel und schleuderte ihn fort. Langsam kroch er zurück, zog die Pistole und rannte geduckt am oberen Rand der Erdspalte entlang.
Er umrundete das hintere Ende des Felsens und erreichte den Steinwall, der die Spalte vom Graben trennte. Unter sich erblickte er drei Gestalten, die abwärts kletterten. Die Böschung war an dieser Stelle noch nicht so steil, aber weiter unten fiel sie fast senkrecht abwärts. Die Sonne stand schon ein gutes Stück über dem Horizont und beleuchtete das, was zwischen den Wänden dieser gigantischen Kluft hing.
Krjutschok blickte lange darauf hinunter, bis er plötzlich auf ein silbriges Glitzern auf der anderen Seite aufmerksam wurde. Er legte die Hand wie einen Sonnenschirm über die Augen. Dort war das Luftschiff: Der rechte Gasbehälter hing in einer Spalte im Felsen fest. Und unterhalb erkannte er vier Gestalten, die ebenfalls abwärts kletterten.
Einer von ihnen hob den Kopf. In diesem Moment blieb Makota unter ihm stehen und blickte zur anderen Seite hinüber.
Krjutschok warf einen Blick zurück auf den ausgebrannten Panzer und den Punch , dann begann er den Abstieg in den Graben.
Als Turan Makota erblickte, überraschte ihn das nicht. Schlagartig wurde ihm klar, dass er diese ganze Zeit, seit er mit Stawro im Thermoplan unterwegs gewesen war, nicht einmal an den Banditen gedacht hatte. Warum? Wollte er sich nicht mehr rächen? Doch. Aber in seinem Innern hatte Turan gewusst, dass Makota ihm nicht entkommen würde. Genau wie es ihm selbst nicht gelingen würde, dem Ataman zu entkommen. Von nun an würden sie sich nie mehr für längere Zeit aus den Augen verlieren. Ihre Schicksale waren für immer miteinander verflochten.
Auf der nördlichen Seite des Grabens hob der Ataman den Kopf und erblickte den Schakal.
Auch er war nicht überrascht.
Er hatte gewusst: Der Schakaljunge war irgendwo hier in der Nähe.
Selbst wenn alles von der Nekrose zerfressen würde – von nun würde der Schakaljunge immer irgendwo in der Nähe sein!
Für einen Moment hatte Makota das Bedürfnis, etwas Ungewöhnliches zu tun, zum Beispiel, den Hut abzunehmen und sich vor dem Jungen zu verbeugen. Aber er hatte keinen Hut.
Langsam hob er die Hand. Streckte den Zeigefinger aus, spannte mit dem Daumen den Hahn einer unsichtbaren Pistole, zielte auf Turan und zog ruckartig den Mittelfinger an. Er schoss.
Während Turan seinen Feind beobachtete, wurde ihm plötzlich noch etwas anderes klar. Der Ataman war ein Schurke, ein gewissenloser Killer, erbarmungslos, skrupellos … und er war stark. Stärker als der Alte, als Stawrides, als Tim Belorus und stärker als der verstorbene Boris Dschaj-Kan. Aber an diesem Morgen, während Turan so dastand, im Steilhang des gigantischen Grabens, auf dessen Grund sich eine dünne Feuerschlange dahin wand, begriff er auf einmal: Er selbst war genauso stark. Damals im Palast hatte er keine Chance gehabt, nicht mal eine minimale, und später auf der Brücke auch noch nicht, denn Makota war schlauer, erfahrener, schneller, erfolgreicher. Er war stärker. Aber jetzt war es anders. Jetzt waren sie einander ebenbürtig.
Makota zielte immer noch auf ihn und grinste dazu breit. Turan Dschaj streckte langsam die Hand in Richtung des Ataman aus, ballte sie zur Faust und machte eine ruckartige Drehbewegung damit, als ob er dem Feind den Hals umdrehen wollte.
Dann begann er abwärts zu klettern, ohne noch länger auf den Banditen zu achten. Er folgte seinen Gefährten.
Makotas Grinsen erstarb, er spuckte wütend aus, warf über die Schulter einen Blick zu Malik und Derjuschka und begann ebenfalls den Abstieg.
»Was ist, Hammer-Arm?«, sagte Max, die ununterbrochen auf das Ding starrte, dass unter ihnen zwischen den Grabenwänden feststeckte. »Jetzt wissen wir wenigstens, was das Energion ist. Ist dir klar, was diese Entdeckung bedeutet? Für alle …«
Der Riese versuchte gelassen zu wirken, aber es gelang ihm nicht besonders gut.
»Nein«, knurrte er. »Im Moment ist mir das noch nicht klar.«
»Wir werden erfahren, wer sie lenkt!
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