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Tekhnotma - Das wüste Land: Roman (German Edition)

Tekhnotma - Das wüste Land: Roman (German Edition)

Titel: Tekhnotma - Das wüste Land: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aleksei Bobl , Andrei Levitski
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im Himmel, sehen auf uns runter …«
    »Nein, das ist etwas … irgendein Ding, eine Konstruktion. Eine Maschine oder ein Mechanismus, genau wie die Luftschiffe der Flieger. Weißt du, wer die Himmelsgänger sind? Auch die Plattformen sind Maschinen, sehr, sehr große. Aber was sind das für Lichter? Hast du die schon mal gesehen? Auf der Farm hab ich sie nie gesehen …«
    »Gottes Augen«, sagte Taka.
    Turan schüttelte den Kopf. Die Plattform segelte lautlos am Himmel dahin, fremd und unerreichbar. Woher kam sie? Wohin flog sie? Wo war ihre Station, ihre Basis oder ihr Stock, wie bei den Himmelsgängern? Sie konnte doch nicht immerzu fliegen …
    Turan hatte von der Vertikalen Stadt gehört, die weit entfernt lag und vom Ödland durch einen breiten Streifen Nekrose getrennt war. Er hatte vom Ural gehört – von den hohen Bergen, mit denen verglichen der rote Felsen, den sie heute passiert hatten, ein Hügelchen war. Vielleicht landeten die Plattformen ja dort irgendwo.
    Weder sein Vater noch Nasar, weder Schaar Skitalez noch die weitgereisten Wanderer und Jäger, die ab und zu auf der Farm vorbeigekommen waren, hatten auch nur irgendetwas von den Plattformen zu berichten gewusst. Die Menschen konnten nichts anderes tun, als Gerüchte auszutauschen und Vermutungen anzustellen.
    Es war jetzt ganz dunkel geworden. Die Plattform war am Horizont verschwunden, die weißlichen grün-blauen Lichter hatten sich in der Dunkelheit aufgelöst. Die Banditen lärmten und lachten. Nur Derjuschka redete noch lange über die Plattform, staunte lauthals über ihre Größe und erzählte alle möglichen wilden Geschichten, bis ihm Botschka, den er mit seiner lauten Stimme geweckt hatte, eine Ohrfeige verpasste. Daraufhin verstummte er beleidigt. Makota schrie seinen Männern noch Befehle vom Dach des Punch zu und teilte die Wachschichten ein, ehe er in der Luke verschwand und der Deckel mit einem Knall zufiel.
    Krjutschok schlief auf dem Vorderteil des Wagens, und Taka hatte sich auf den Boden neben den mit Melonenschalen vollgefressenen Manis gelegt. Bald war er ebenfalls eingeschlafen und schnarchte leise pfeifend vor sich hin. Rund herum stiegen Dampfsäulen in den schwarzen Nachthimmel auf, ein monotones Zischen und Gluckern der Quellen erfüllte das Tal. Turan lauschte ihnen wie einem Nachtlied und fiel nach kurzer Zeit in den Schlaf.
    Boris Dschaj-Kan ist noch jung, sein wettergegerbtes Gesicht ist ohne Furchen, er umarmt eine große, schöne Frau in einem Kleid aus handgewebtem Stoff, und Turan schaut von unten zu den beiden hinauf, denn er ist noch klein. An seiner Hand hält er Mika, der gerade laufen gelernt hat und lächelnd irgendetwas vor sich hin brabbelt. Die Mutter lächelt auch, sogar die Augen des Vaters, die sonst immer so ernst aussehen, blitzen fröhlich. Vor Turan erstrecken sich die Felder der Farm, der Mais ist schon aufgegangen – die Blätter rascheln, die saftigen, dicken Stängel schwanken – alles ist sehr deutlich – die gelben Kolben und das grüne Gras, der strahlend blaue Himmel über ihren Köpfen. Turan dreht sich nicht um, aber er weiß es: Hinter ihm steht sein Elternhaus, Nasar geht auf dem Hof hin und her, auch die alte Bruta trippelt da herum, brummt wie immer etwas vor sich hin, und an der Seite führen die Feldarbeiter ein schwanzloses Pferd aus dem Stall.
    Die Mutter sagt: »Guten Morgen, Kinder.«
    »Gu…moga…«, brabbelt Mika und zeigt seine wenigen Milchzähnchen.
    Turan will auch antworten, aber in diesem Moment heben Mutter und Vater die Köpfe und ihr friedlicher Gesichtsausdruck wechselt zu einem voller Erstaunen und Angst. Ein roter Widerschein fällt auf den Boden, der Himmel verdunkelt sich. Turan dreht sich um – die Farm brennt. Der Stall steht in Flammen, das Dach des Hauses ist schon eingestürzt. Nasar steht auf den Knien mitten im Hof, langsam stürzt er mit dem Gesicht voraus auf den Boden, zwischen seinen Schulterblättern ragt ein Messer mit einem hölzernen Griff heraus. Und obwohl der Mechaniker weit weg ist, sieht Turan: In den Griff ist ein »M« geschnitzt. Hinter Nasar rast ein brennendes schwanzloses Pferd durch den Hof. Es wiehert wie wahnsinnig, stampft mit den Hufen in die Erde, wirbelt Staub auf und schleift Bruta hinter sich her, die mit den Füßen am Pferd festgebunden ist. Die Alte ist tot, ihre Arme sind nach hinten geworfen, der Kopf holpert über den unebenen Boden. Aus den Baracken und dem Haus kommen die Feldarbeiter gelaufen – und werden

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