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Tekhnotma - Das wüste Land: Roman (German Edition)

Tekhnotma - Das wüste Land: Roman (German Edition)

Titel: Tekhnotma - Das wüste Land: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aleksei Bobl , Andrei Levitski
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einer nach dem anderen erschossen. Turan kann die Schüsse nicht hören, aber er weiß, dass die Feinde hier sind. Es sind viele. Aus den Augenwinkeln sieht er ihre dunklen Umrisse, die wie riesige Zaunpfeiler die Farm umringen und in den Himmel aufragen wie Monster. Aschetornados wirbeln über die verwüstete Farm, rascheln und knacken trocken, und in diesen Klang mischen sich die Stimmen der Farmbewohner, des Vaters und der Mutter, Mikas und Nasars, der Feldarbeiter, der Jäger, ihrer Frauen und Kinder. Sie reden leise, eindringlich, als ob sie Turan um etwas bitten wollten – sie sind schwarze Schatten in einem toten Halbdunkel. Ihr undeutliches Geflüster verursacht Turan einen Schweißausbruch, er zittert heftig am ganzen Körper.
    Er dreht sich um und sieht, dass sein Vater und seine Mutter am Boden liegen. Sie sind verbrannt, sind nur noch schwarze Mumien mit tiefen Augenhöhlen in den verkohlten Gesichtern. Und Mika? Turan hält ihn doch noch an der Hand, er spürt noch dessen Finger in seinen! Turan dreht sich zu seinem Bruder – Mika steht da, grinsend, mit blutunterlaufenen Augen, öffnet den Mund und entblößt die Reste seines ausgeschlagenen Gebisses, mit kindlicher Stimme, die Worte verzerrt, sagt er: »Du hast mich gehen lassen. Du hast mich getötet. Du bist es, der mich getötet hat …«
    Mit einem Ruck setzte sich Turan Dschaj im Käfig auf, stieß einen Schrei aus, ballte die Fäuste und hieb mit voller Kraft auf den Boden. Seine Handgelenke schmerzten heftig. Er fiel auf die Seite, presste die Hand an die Brust und erstarrte.
    Die Nacht ging ihrem Ende zu, die Sterne leuchteten schwächer. Plötzlich wurden sie im Osten von etwas Länglichem verdeckt. Turan dachte erst, dass es wieder eine Plattform wäre – aber dann erkannte er, dass das Ding zu klein war und zu niedrig flog.
    Er setze sich auf und rieb sich die Augen. Die seltsame Maschine segelte langsam über die hügelige Landschaft und entfernte sich vom Lager. Als Turan bemerkte, dass Taka schon wach war und mit untergeschlagenen Beinen am Boden saß, im gleichmäßigen Rhythmus vor und zurück schaukelte und die Knochen und Krallen seines Halsbandes einen nach dem anderen anfasste, rief ihn Turan mit leiser Stimme an:
    »Taka! Was fliegt da? Das ist keine Plattform!«
    Der Wüstenführer sagte gleichgültig und ohne sich umzudrehen:
    »Stawro ist schon lange hier. Er hat die Blasen aufgefüllt. Heißer Dampf treibt nach oben, sagt Stawro. Er fliegt.«
    Turan wollte mehr von diesem Stawro wissen, aber bevor er fragen konnte, ertönte Lechas Aufschrei. Der Bandit, der für die letzte Wachschicht eingeteilt war, hatte sich so über das seltsame Flugobjekt erschreckt, dass er nach einem Moment der Starre wie verrückt in den Himmel feuerte.
    Sofort erhob sich allgemeiner Lärm. Die Banditen krochen unter den Fahrzeugen hervor, Makota sprang halb nackt, mit seinem Gewehr in der Hand und dem unvermeidlichen Strohhut auf dem Kopf, aus dem Punch . Bis sich klärte, wer warum geschossen hatte, war der Flugapparat bereits in der Morgendämmerung verschwunden.
    Makota war in seiner Wut kurz davor, Lecha niederzuschlagen, dann besann er sich und begann ihn vor den anderen Banditen für seine Wachsamkeit zu loben und ihn als Beispiel anzuführen: »Schaut euch das an, Jungs, so muss man Wache halten!«
    Schnell wurde es heller. Der Dampf stieg in milchigen Säulen von den Erdlöchern auf, die Quellen in der Nähe des Lagers gurgelten leise vor sich hin.
    Krjutschok und Malik brachten einen Kübel voller Melonenschalen für den Manis. Nacheinander traten die beiden Banditen das schlafende Tier in den Bauch, bis es zischend auf die Beine kam und zu fressen begann. Die Reste des Fruchtfleisches spritzten nur so durch die Gegend.
    Inzwischen bauten die anderen Männer das Lager ab. Derjuschka, Lecha und Mors reparierten das Rad eines der Transporter, Botschka und Sachar überprüften mithilfe des schweigsamen Stopors und des zerzausten jungen Changa die übrigen Fuhrwerke. Cromwell entwirrte in der Zwischenzeit sein Fangnetz für die Saiga-Antilopen, schüttelte es und begann es nach einem bestimmten Muster wieder zusammenzulegen.
    Der Himmel verfärbte sich von Gräulich zu Hellblau, die Sonne schob sich im Osten über den Horizont und tauchte die Dampfwolken in ein zartgoldenes Licht. Krjutschok kletterte auf den Wagen, spuckte einmal in die Hände und nahm mit einer Hand die Zügel auf, mit der anderen griff er nach der Stange. Taka hockte sich an

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