Tenebra 1 - Dunkler Winter
vergewisserte sich, blickte grimmig von meinem Gegner auf. »Hier sieht es schlecht aus. Ich muss mich um Ihr Bein kümmern, Unteroffizier. Lassen Sie sich auf den Rücken nieder und legen Sie das Bein hoch.« Sie öffnete den Beutel an ihrem Gürtel. »Ich habe sauberen Stoff hier, und wenn wir Wasser kochen können, können wir die Wunde wenigstens auswaschen.«
»Es ist schon in Ordnung«, unterbrach ich sie. »Er hat mich nicht berührt.«
»Unsinn.« Sie sagte es knapp und unwillig. »Sie bluten. Sehen Sie sich an.«
Verwundet zu werden, war im Orden anscheinend eine Art Fehlverhalten. Sie billigte es jedenfalls nicht.
Ich beeilte mich, ihr zu widersprechen. »Eine alte Verletzung, halb ausgeheilt. Öffnete sich wieder während des Kampfes.«
»Lassen Sie mich sehen.«
»Ah… sie ist oben an der Innenseite des Schenkels, meine Dame.« Ich warf einen Blick zu Silvus. Er sah säuerlich erheitert aus und stieg wieder die Treppe hinauf. Wahrscheinlich um den Essig zu holen.
Sie brachte für meine Sittsamkeit weniger Verständnis auf als er. »Bei der Siegesgöttin!«, versetzte sie ungeduldig. »Ich will die Blutung stillen, nicht in staunender Verwunderung verharren. Hier.«
Und bevor ich wusste, wie mir geschah, hatte sie mich auf dem Rücken, das Kettenhemd oben und meine Beinlinge unten, kniete über mir und schnalzte ungeduldig über dem durchbluteten und verrutschten Verband. Sie zog ein Messer aus dem Stiefel und schnitt den Verbandstoff mit einer Bewegung ihres Handgelenks entzwei. Die Klinge musste scharf wie ein Rasiermesser sein; ich fühlte kaum den Zug.
Da ich auf dem Rücken liegen und zur Decke aufblicken musste, konnte ich die Schnittwunde nicht sehen. Hrudis Winterridge murmelte vor sich hin, aber ich verstand nicht, was sie sagte. Ich vermutete, dass die Wunde aussah, wie zuvor, an den Rändern schwarz vom alten Blut, dazwischen hervorsickerndes frisches.
»Das ist kein Schnitt. Ein Stoß mit einer schmalen Klinge drang von vorne aufwärts ein und kam zwei Finger weiter heraus, bevor sie von innen aufschnitt. Er hatte es auf die große Beinarterie abgesehen und sie nur um ein Geringes verfehlt. Was hatten Sie getan, um solch einen Stoß einzustecken?«
»Er hatte sich totgestellt.«
Sie grunzte und zog den Korken von einer kleinen Flasche, schüttelte den Kopf zu Silvus, der wie vermutet mit einem Essigkrug die Treppe herabgestiegen war. Er muss das Zeug trinken.
»Und damit setzten Sie den draußen und den Armbrustschützen außer Gefecht, und dann fochten Sie diesen zu einem Stillstand, ohne selbst einen Kratzer abzubekommen?«
Ihre Mundwinkel zuckten. »Nicht schlecht für einen frisch gebackenen Knappen. Halten Sie still. Dies wird nicht brennen, aber jucken.«
Sie goss ein paar Tropfen von einer dicken, honigfarbenen Flüssigkeit in den Schnitt und murmelte etwas. Sie hatte Recht. Es juckte. Es juckte wie ein drei Tage alter Wespenstich. Meine Finger krümmten sich unwillkürlich.
»Stillhalten, sagte ich.« Ihr Umgang mit Kranken ermangelte einer gewissen Einfühlung. Ich biss die Zähne zusammen, als das Jucken einen unerträglichen Grad erreichte und dann nachließ. »So«, sagte sie, »das wird reichen. Halten Sie die Wunde trocken. Ein Verband ist jetzt nicht nötig.« Sie hob die Flasche auf und ließ sich auf die Fersen zurücksinken.
Ich war erstaunt. Die Wunde blieb nicht nur schmerzfrei, sie fühlte sich angenehm an. Ich stützte mich auf die Ellbogen, um sie zu betrachten. Sie war geschlossen, und rosige Haut hatte sich darüber gebildet. Sie sah aus, als wäre sie sechs Monate alt und nicht eine Woche. Ich stand auf und zog die Beinlinge hoch. Die Sache kam mir unheimlich vor. Ich hatte noch nie eine Heilsalbe von dieser Wirkung gesehen.
»Was hat dich auf den Gedanken gebracht, zurückzukommen?«, fragte Silvus mich. Ich musste mich erst besinnen.
»Ich wurde selbst überfallen, vor meinem Quartier. Dachte mir, es sei unwahrscheinlich, dass sie Sandasti nur auf mich allein ansetzen würden. Es musste ein Versuch sein, uns beide auszuschalten - uns alle.«
Ich sah die Schwertjungfrau an, um Bestätigung zu finden.
Sie nickte. »Gut gedacht. Ich hatte die gleiche Idee.«
Was bestätigte, dass sie versucht hatten, auch ihr das Lebenslicht auszublasen. Ich fragte mich, wie es ihr gelungen sein mochte, dem Anschlag zu entgehen. Als wir sie verlassen hatten, war sie im Begriff gewesen, sich schlafen zu legen, und bei Swechers Gasthaus konnte es nicht schwierig
Weitere Kostenlose Bücher