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Tenebra 1 - Dunkler Winter

Tenebra 1 - Dunkler Winter

Titel: Tenebra 1 - Dunkler Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Luckett
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mir den Grund denken. Am Essen gab es nichts auszusetzen, meistens war es Wild - der Landedelmann musste seine Jäger seit einer Woche ausgesandt haben. Aber würde das Gefolge des Grafen Anstoß daran nehmen, dass es aus hölzernen Bechern trinken und von einem rohen Holztisch essen musste, der nur notdürftig mit einem geflickten Tuch gedeckt war? Würden sie Wein verlangen, der hier draußen kostspielig und schwierig zu beschaffen war? Oder würden sie sich mit Bier zufriedengeben? Würden die Servierer, die nur hastig unterwiesene Dorfbewohner waren, Ungeschicklichkeiten oder schreckliche Fehler machen?
    Nun, das Bier stellte mich zufrieden. Es war gutes Bier.
    Ich trank einen Krug davon und tat mir mit den Fleischschnitten vom Wildbret keinen Zwang an, und dann erinnerte ich mich meiner eigenen spärlichen Ausbildung in höflichen Manieren. Wenn es verlangt wurde, musste ich im Feld am Tisch dienen - das war die Pflicht eines Knappen. So ging ich zum Kopfende der zusammengeschobenen Tische, um meinen Herrn zu fragen, ob er etwas wünschte.
    Silvus war der Jüngste unter den adligen Herrschaften und wurde als Letzter mit Lob und Anerkennung bedacht. Von den fünf Rittern, die über ihm an der Tafel saßen, war de Lacy der Nächste und saß neben ihm. Der Graf saß zur Rechten des Gastgebers, wie es sich gehörte, und Hubert auf der anderen Seite. Schwester Winterridge saß zur Rechten der Dame des Hauses, Silvus gegenüber.
    Anscheinend konnte die Konversation es nicht mit dem munteren Plätschern des Quellwassers aufnehmen, das draußen vor dem Haus aus einem löwenmäuligen Bronzerohr in ein Granitbecken floss. Der Graf schaute verdrießlich drein, und der Gastgeber war dabei, eine Geschichte über einen Rehbock zu erzählen, den er einmal gejagt hatte, eine Geschichte, die seine Frau, nach ihrer Miene zu urteilen, mindestens schon tausendmal gehört hatte und wusste, dass sie keinen Eindruck machen würde. Niemand sonst sagte viel. Silvus aß wie immer, bescheiden und ohne Genuss, aber säuberlich und ohne den geringsten Rest auf dem Teller zurückzulassen. Ich näherte mich von hinten und schob mich seitwärts an der Wand entlang, um zu ihm zu gelangen. Ser Joachim ließ sich einen Becher Wein reichen, schnüffelte zweifelnd daran und goss ihn dann auf einen Zug hinunter, als wollte er andeuten, dass es besser sei, den Geschmack auf einmal hinter sich zu bringen. Als er den Kopf in den Nacken legte, sah er mich, und seine Brauen, die alles von ihm waren, was ich über dem Rand des Bechers sehen konnte, zogen sich zusammen.
    Ich beugte mich vor, um zu Silvus zu sprechen. Da es andere Ohren gab, tat ich es förmlich. »Mehr Bier, Ser?«, fragte ich.
    Silvus winkte ab. Er wollte etwas sagen, aber de Lacy kam ihm zuvor.
    »Ihr Knappe, Ser Silvus«, bemerkte er, nachdem er den Becher vom Mund genommen hatte, »ist hier, um seine gesellschaftlichen Manieren zu beweisen. Sehr ordentlich. Ein höchst bemerkenswerter Mann.«
    Seine Stimme unterbrach die Jagdgeschichte und hatte verwundertes Schweigen zur Folge.
    »Offensichtlich versteht er viel von Pferden. Man sieht es seiner Haltung an, wenn er reitet.«
    Einer der Knappen, der auf der anderen Seite des Tisches Dienst tat, kicherte. Ich verbeugte mich und wollte mich zurückziehen.
    Offenbar war de Lacy bereits angetrunken. In der plötzlichen Stille fuhr er fort, vorgeblich noch immer zu Silvus gewandt: »Es ist klar, dass er mit ihnen aufgewachsen ist. Könnte es sein, dass sein Vater ein Stallknecht war - oder vielleicht ein Pferdeverschneider? Er könnte in der Lage sein, uns darüber aufzuklären. Das heißt, wenn er eine Vorstellung davon hat, wer sein Vater tatsächlich war?«
    Es kam zu einer jener atemlosen Pausen, in denen jeder versteht, was gerade geschehen ist. Komisch, musste ich denken, er versucht mich zu reizen. Das ist eine geplante Sache. Aber was ich dachte, hatte nichts mit meinen Reaktionen zu tun. Ein Teil von mir riet, es zu überhören und die Herausforderung ins Leere laufen zu lassen, nicht auf der Ebene zu fechten, die sie gewählt hatten. Doch der Rest von mir kümmerte sich nicht darum; er wollte handeln.
    Irgendwo hatte ich einmal einen Roman gelesen, wo der Held beim Essen beleidigt worden war und darauf mit einer Geste reagiert hatte, die der Autor - und ich mit ihm - im höchsten Maße angemessen fand. Ich streckte die Hand zum nächsten Weinbecher aus, tauchte einen Finger hinein und berührte den Handrücken des Ritters damit.

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