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Tenebra 1 - Dunkler Winter

Tenebra 1 - Dunkler Winter

Titel: Tenebra 1 - Dunkler Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Luckett
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Joche für die Ochsen zu verkaufen, obwohl die Söldner nicht versäumten, uns unbeliebt zu machen. Silvus überraschte einen von ihnen dabei, wie er einem Ackerknecht einen Lederriemen um den Kopf legen und zusammendrehen wollte, um zu erfahren, ob der Mann etwas über den Angriff wusste.
    De Lacy war dafür, sofort umzukehren, vorzugsweise mit meiner Haut als Satteldecke. Ein so schlechter Reiter wie ich hatte anscheinend nicht das Recht, das Schlachtross eines adligen Herrn zu erstechen, und ob ich Recht getan hatte oder nicht, spielte dabei keine Rolle. Ungehobelte Kerle, die frisch vom Misthaufen gekommen und irrtümlich in einen Stand erhoben worden waren, der ihnen nicht zukam, hatten sich mit ihren schmutzigen Händen nicht am Eigentum adliger Herren zu vergreifen…
    An dieser Stelle bemerkte Silvus, dass er sich frage, ob Ser Joachim den Adelstitel eines Mannes in Zweifel ziehen wolle, der ihn aus den Händen des Grafen selbst erhalten hatte. Er sagte es laut genug, dass Ruane es hören konnte, und der Graf blickte missvergnügt drein. Er wandte sich um, und in seine Stimme kam eine Härte, die ich bis dahin nicht gehört hatte. »Meine Herren, Ihre privaten Streitigkeiten sind Ihre Sache. Aber wir müssen weiter. Es gibt keine Umkehr ohne Entehrung. Ich möchte nichts mehr davon hören.«
    Dabei sah er mich nicht einmal an. Ich stand da, blickte in dieses lange, schmale Gesicht und fragte mich, ob Befehlen etwas sei, was man lernte, oder ob man dazu geboren wurde. Oder vielleicht beides. Ruane hörte sich an, als hätte er soeben etwas wiedererlernt, was er immer schon wusste.
    Aber die Tatsachen waren klar genug, daran gab es nichts zu deuteln. Ich zuckte die Achseln. Jeder konnte sehen, dass das Pferd hoffnungslos verkrüppelt war und dass ich das einzig Mögliche getan hatte. Dennoch sahen die adligen Herren mich seltsam an.
    »Was ist ihr Problem?«, fragte ich Silvus, als ich eine Gelegenheit fand.
    Diese Gelegenheit ergab sich erst, als wir zum Dorf ritten, jeder ein paar Ersatzpferde an den Zügeln führend. Die Fuhrwerke und Karren mit ihren Lasten von überflüssigem Putz und Leichen knarrten langsam vor uns dahin. Alles passte sich jetzt dem langsamen Schritt der Ochsengespanne an.
    Wir überwanden die letzte Anhöhe.
    Silvus warf mir einen Blick zu. »Problem? Sie erwarteten von dir, dass du dich aufregen würdest. Er zog deine Ehre in Zweifel. Du setztest dich nicht zur Wehr. Jetzt fragen sie sich, ob du ein Hasenfuß bist.«
    »Was, ich?«, platzte ich heraus. Ausgerechnet… Mein Gehirn brauchte ein Weilchen, um sich aus dem Dämmerzustand aufzurappeln, der sich daraus ergeben hatte, dass mir das Kinn auf die Brust gesunken war. »Ich habe zwei von diesen Strolchen erledigt, während der Herr mit der eisernen Hose wie ein Anfänger abgeworfen wurde und auf den Hintern flog!«
    Silvus lächelte. Er schien amüsiert.
    »Gewiss. Aber Herren von Stand haben an andere Dinge zu denken als an eine ordinäre Balgerei mit Straßenräubern im Dreck. An ihre Ehre, zum Beispiel.« Er spuckte aus, dann blinzelte er in die tief stehende Sonne. »Man fragt sich, woher dieses Gesindel die Armbrüste bekommen hat. Diese Dinger sind nicht billig. Und sie waren die einzigen neuen Waffen, die sie hatten. Außerdem waren sie im Umgang damit nicht allzu geschickt. Schossen die meiste Zeit vorbei…«
    Er schwieg. Gut und schön für ihn. Niemand hatte Zweifel an seinen Qualitäten.
    Ich war ein Edelmann? Es wurde Zeit, dass ich wie einer behandelt wurde. Je mehr ich darüber nachdachte, desto mehr wurmte es mich. Ich hatte wie… wie ein Bauerntölpel dagestanden und mich von diesem Gecken abkanzeln lassen.
    Das Dorf Hardanger lag zusammengedrängt in einer Senke zu beiden Seiten der Furt durch einen kleinen Fluss, der rauschend über die ausgewaschenen Felsen zwischen zwei Höhenzügen stürzte und unterhalb des Dorfes in gemächlichen Mäandern auf die Ebene hinausströmte. Im letzten Tageslicht sah alles dunkel und zusammengekauert aus. Jenseits des Dorfes lagen die dunklen Moor- und Heidelandschaften und das Ackerland hatte sich zu einer Felderbreite auf jeder Seite des Fahrweges verengt. Die struppigen, verfilzten Moorwälder schoben sich näher heran. Der Fahrweg trug hier draußen wenig Verkehr, war nach Regenfällen schlammig, wies abenteuerliche Schlaglöcher auf und war schmaler als westlich von hier. Am leeren Himmel kreisten Bussarde und der Wind trug feuchten Torfgeruch und den Duft von Stechginster

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