Tensegrity. Die magischen Bewegungen der Zauberer
die Hand eines Bettlers, und wer die magischen Bewegungen ausübe, sei ein Krieger und keineswegs ein Bettler.
9. Wenn die Finger im zweiten Fingerglied abgebogen und fest über die Handfläche gekrümmt werden müssen, sind die Sehnen im Handrücken maximal angespannt, besonders die Sehnen des Daumens (Abb. 13). Diese Anspannung der Sehnen erzeugt Druck auf die Handgelenke und Unterarme - Zonen, denen die Zauberer des alten Mexiko eine Schlüsselrolle für die Förderung von Gesundheit und Wohlbefinden zuschrieben.
10. Bei vielen Tensegrity-Bewegungen müssen die Handgelenke fast im rechten Winkel zum Unterarm nach vorne oder nach hinten gebogen werden (Abb. 14). Dieses Abbiegen soll langsam geschehen, weil das Handgelenk meist unbeweglich ist und es darauf ankommt, die nötige Flexibilität des Handgelenks zu erreichen, um den Handrücken in einem maximalen Winkel zum Unterarm abbiegen zu können.
11. Ein weiterer wichtiger Punkt beim Üben der Tensegrity- Bewegungen ist ein Vorgang, der mit dem Begriff Wecken des Körpers bezeichnet wird. Bei diesem ganz besonderen Vorgang werden alle Muskeln des Körpers, vor allem das Zwerchfell, gleichzeitig und blitzschnell angespannt. Die Muskeln am Bauch und Unterleib sowie die Muskeln an Schultern und Schulterblättern sollen sich ruckartig zusammenziehen. Die Arme und Beine werden unisono und mit gleicher Kraft angespannt, aber nur für einen Moment (Abb. 15, 16). Mit zunehmender Übung kann man lernen, die Spannung etwas länger zu halten.
Das Wecken des Körpers hat nichts mit dem Zustand dauernder körperlicher Spannung zu tun, die ein Zeichen unserer Zeit zu sein scheint. Wenn der Körper durch starke Beanspruchung oder Überarbeitung angespannt ist und die Nackenmuskeln schmerzhaft hart sind, ist der Körper keineswegs wach. Das Entspannen der Muskeln oder das Einnehmen einer Ruhelage bedeutet kein Abschalten des Körpers. Nach der Vorstellung der Zauberer im alten Mexiko wurde der Körper durch ihre magischen Bewegungen in einen Zustand der Wachsamkeit versetzt und war zum Handeln bereit. Diesen Zustand nannte Don Juan Matus das Wecken des Körpers. Wenn die Muskelspannung beim Wecken des Körpers nachläßt, wird der Körper, wie er sagte, von selbst.
12. Atmung und Atem waren nach Aussage von Don Juan für die Zauberer des alten Mexiko von größter Bedeutung. Sie unterschieden zwischen dem Atmen mit den Spitzen der Lungenflügel, dem Atmen mit der mittleren Lunge und der Bauchatmung (Abb. 17, 18, 19). Das Atmen durch Dehnung des Zwerchfells, die Bauchatmung, nannten sie den Tier-Atem. Die Bauchatmung praktizierten sie mit großer Ausdauer, weil sie, wie Don Juan sagte, Gesundheit und Lebensdauer günstig beeinflußt.
Don Juan Matus war der Überzeugung, daß viele gesundheitlichen Probleme des modernen Menschen leicht durch tiefes Atmen behoben werden könnten. Er behauptete, heute neigten alten Mexiko war es, den Körper durch die magischen Bewegungen zu einem tieferen Ein- und Ausatmen zu erziehen. Deshalb empfiehlt es sich sehr, bei den Tensegrity-Bewegungen, die ein tiefes Ein- oder Ausatmen verlangen, auf langsames Ein- und Ausströmen der Atemluft zu achten, damit das Einatmen und Ausatmen länger und tiefer wird.
Während der Tensegrity-Übungen ist außerdem darauf zu achten, daß normal geatmet wird, sofern in der Beschreibung einer bestimmten magischen Bewegung nichts anderes angegeben ist.
13. Von großer Bedeutung für die Übungen ist auch die Erkenntnis der Ausführenden, daß Tensegrity im wesentlichen ein Zusammenspiel zwischen Anspannung und Entspannung der Muskeln in ausgewählten Körperregionen ist. Damit wird eine körperliche Explosion erreicht. Die Zauberer des alten Mexiko nannten das die Sehnen-Energie. Es handelt sich dabei buchstäblich um eine Explosion in den Nerven und Sehnen unterhalb oder im Inneren der Muskeln.
Geht man davon aus, daß es sich bei Tensegrity um ein Anspannen und Entspannen der Muskeln handelt, ist die Intensität der Muskelspannung sowie die Zeitdauer, die die Muskeln bei einer bestimmten magischen Bewegung in diesem Zustand gehalten werden, abhängig von der Stärke des Ausübenden. Es ist ratsam, am Beginn der Übungen die Anspannung minimal und die Zeitdauer möglichst kurz zu halten. Hat sich der Körper erwärmt. kann die Spannung gesteigert und die Zeitdauer ausgedehnt werden, dies aber stets in vernünftigen Maßen.
Erste Folge
Die Folge zur Vorbereitung der
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