Tensegrity. Die magischen Bewegungen der Zauberer
die Zauberer seiner Tradition niemals erlebten: die Wirkung der Menschen in Masse. Don Juan und alle Schamanen seiner, wie er glaubte, siebenundzwanzig Generationen umfassenden Tradition sind nie in die Lage gekommen, die Wirkungen der Menschen in Masse zu erleben. Sie übten die magischen Bewegungen allein oder in Gruppen von höchstens fünf Teilnehmern. Für sie waren die magischen Bewegungen etwas Individuelles.
Wenn die Zahl der Tensegrity-Übenden in die Hunderte geht, entsteht beinahe augenblicklich eine energetische Strömung zwischen ihnen. Diese Energieströmung, die ein Schamane mühelos sehen könnte, bewirkt bei den Teilnehmern ein Gefühl, gefordert zu sein. Es ist wie ein vibrierender Wind, der durch sie hindurchweht und ihnen eine erste Ausrichtung bietet. Ich hatte das Glück, etwas zu sehen, das für mich ein erhebender Anblick war: das Erwachen von Zielstrebigkeit, die energetische Basis des Menschen. Don Juan nannte es die unbeugsame Intention. Von ihm lernte ich, daß die unbeugsame Intention das unverzichtbare Werkzeug all jener ist, die ins Unbekannte aufbrechen.
Sehr wichtig ist es, bei den Tensegrity-Übungen darauf zu achten, daß die Bewegungen mit der Vorstellung ausgeführt werden, daß sich der Nutzen der magischen Bewegungen von selbst einstellt. An dieser Vorstellung muß um jeden Preis festgehalten werden. Am Anfang fällt es oft schwer zu begreifen, daß Tensegrity keines der üblichen Bewegungssysteme zur Entwicklung des Körpers ist. Wohl wird der Körper dabei entwickelt, doch nur als Nebenprodukt eines eher transzendentalen Effekts. Indem die magischen Bewegungen ungenutzte Energie umverteilen, können sie die Übenden auf eine Bewußtseinsstufe führen, auf der die Parameter der normalen, traditionellen Wahrnehmung außer Kraft gesetzt sind, weil sie erweitert werden. Den Übenden bietet sich so die Möglichkeit, in unvorstellbare Welten vorzustoßen.
»Warum sollte ich aber den Wunsch haben, in solche Welten vorzustoßen?« fragte ich Don Juan, als er mir diesen Nacheffekt der magischen Bewegungen schilderte.
»Weil du ein Geschöpf der Bewußtheit bist, ein Wahrnehmender, wie wir alle«, antwortete er. »Die Menschen befinden sich auf einer Reise des Bewußtseins, die vorübergehend durch äußere Kräfte unterbrochen worden ist. Glaube mir, wir sind magische Geschöpfe der Bewußtheit. Ohne diese Überzeugung bleibt uns nichts.«
Und er erklärte, daß die Menschen, seit ihre Bewußtseinsreise unterbrochen wurde, gewissermaßen in einem Strudel gefangen sind, wo sie umherwirbeln und den Eindruck haben, mit der Strömung zu schwimmen, während sie in Wirklichkeit nicht von der Stelle kommen.
»Du kannst es mir glauben«, fuhr Don Juan fort, »denn meine Worte sind keine willkürlichen Behauptungen. Ich habe durch eigene Erfahrung die Bestätigung dafür, was die Zauberer im alten Mexiko herausgefunden haben: Wir Menschen sind magische Wesen.«
Ich brauchte dreißig Jahre harter Disziplin, um eine kognitive Ebene zu erreichen, auf der Don Juans Behauptungen für mich nachvollziehbar sind und sich ihre Gültigkeit jenseits aller Zweifel bestätigt. Ich weiß jetzt, daß die Menschen Geschöpfe der Bewußtheit sind.
Sechs Tensegrity-Folgen
Es werden sechs Folgen vorgestellt:
1. Die Folge zur Vorbereitung der Intention
2. Die Folge für die Gebärmutter
3. Die Folge der fünf Anliegen - die Westwood-Folge
4. Die Trennung von rechtem und linkem Körper - die HitzeFolge
5. Die Männlichkeits-Folge
6. Die Folge der Hilfsmittel, die in Verbindung mit bestimmten magischen Bewegungen benutzt werden
Die einzelnen magischen Tensegrity-Bewegungen, aus denen sich jede der sechs Folgen zusammensetzt, entsprechen dem Kriterium größtmöglicher Wirksamkeit. Mit anderen Worten, jede magische Bewegung ist präziser Bestandteil einer Formel. Das entspricht genau der Methode, nach der die langen Folgen magischer Bewegungen ursprünglich angewandt wurden. Jede Folge genügte an sich, um ein Maximum an umverteilbarer Energie freizusetzen.
Beim Üben der magischen Bewegungen sind einige Dinge zu beachten, damit man mit den Bewegungen die größtmögliche Wirkung erreicht.
1. Alle magischen Bewegungen der sechs Folgen können, wenn nicht anders angegeben, beliebig oft wiederholt werden. Übt man zuerst mit der linken Körperseite, so muß die gleiche Anzahl von Bewegungen mit der rechten Seite wiederholt werden. In der Regel beginnt jede magische Bewegung der sechs
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