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Tentakelblut (German Edition)

Tentakelblut (German Edition)

Titel: Tentakelblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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ihr aus. Sie würde sich an den Verlust nur schwer gewöhnen können, insbesondere da sie gar nicht wusste, wie lange ihre eigene physische Existenz noch andauern würde. Die Trauer um ein verstorbenes Mitwesen, so kam sie zu dem Schluss, war oft genug vor allem eine Mischung aus Erleichterung darüber, dass es einen selbst noch nicht erwischt hatte, und Angst davor, dass man als Nächstes dran war. Mirinda lernte auf diese Art und Weise interessante Dinge über Emotionen und deren Herkunft.
    Aber sie hätte sich die Lektion, die Slaps Tod ihr gegeben hatte, gerne erspart. Es war eine Art von Schmerz, mit dem sie schwer umgehen konnte und den sie in ihrem Gefühlshaushalt eher verbarrikadierte. Irgendwann würde sie sich damit auseinandersetzen müssen …
    Später.
    Nicht jetzt.
    Sie warf einen Blick auf Floriana, die immer noch munter plauderte, als sie den Gleiter langsam in die Luft steigen ließ. Entweder war die Sergentin völlig angstfrei oder einfach nur zu dumm, um zu verstehen, dass der Flug an die Frontlinie mit tödlicher Gefahr verbunden war. Mirinda selbst verspürte keine Angst, zumindest nicht in der Form, wie die Menschen um sie herum es gemeinhin taten. Sie ließ diese Emotion zu – sie war mitunter hilfreich, da sie zur Vorsicht gemahnte, und sie erlaubte ihr, Empathie für jene zu empfinden, die echte Sklaven ihrer Furcht waren –, aber sie hatte Kontrolle über sie, zumindest jetzt, da sie eher abstrakt schien und ihre Existenz nicht unmittelbar bedroht wurde.
    Sie blickte hinab. Fahrzeugkolonnen wurden sichtbar, marschierende Soldaten, ein beständiges Kommen und Gehen. Weiter vorne gab es ein ständiges Irrlichtern vor den düsteren Regenwolken, die sich erneut am Himmel aufzubauen begannen. Das waren keine Blitze eines herannahenden Gewitters, es waren Geschütze und Energiekanonen, und das auf beiden Seiten. Die Tentakel setzten hier schweres Gerät ein, verließen sich nicht allein auf ihre Übermacht an Kriegern. Es war kein gewöhnliches Gefecht. Hier fand, auf beiden Seiten, ein unglaubliches Massaker statt, und vom Ausmaß desselben wollte Mirinda sich nun selbst überzeugen.
    Sie nahm an, dass dieser Anblick sie durchaus mitnehmen würde. So gut sie ihren Gefühlshaushalt auch im Griff hatte, die Abneigung, ja der kalte Hass auf die Tentakel waren ihr sozusagen in die Wiege gelegt worden.
    Sameter beschleunigte den Gleiter. Sie flogen direkt auf das Irrlichtern in der Ferne zu. Die Geräuschisolation des Fahrzeugs war ausgezeichnet, sonst hätten sie auch ein Grollen gehört, das Gemisch aus abgefeuerten Projektilen, dem dumpfen Rauschen der Raketenwerfer sowie dem urtümlichen Geräusch der Detonationen.
    »Gleiter 12-44, hier Boden 1. Wir haben einen Durchbruch in Sektor C. Weichen Sie besser aus.«
    Die Stimme der Bodenkontrolle hatte professionell, aber dennoch mit nur schlecht unterdrückter Anspannung gemeldet. Sameters Wortschwall verstummte unvermittelt und sie beugte sich konzentriert über die Instrumente.
    »Da!«, sagte sie dann und zeigte aus der Kanzel in eine bestimmte Richtung. Alle starrten hinaus. Die Bodenkontrolle hatte nicht untertrieben. Eine breite Walze an Tentakeln hatte die Eindämmungslinie der irdischen Streitkräfte durchbrochen und marschierte in freies Terrain. Im Himmel wimmelte es plötzlich von Kampfgleitern und Hubschraubern. Die Armeeführung versuchte, den Durchbruch aus der Luft unter Kontrolle zu bekommen. Ein helles Blitzen zeigte, dass die Tentakel Luftabwehrgeschütze mit sich führten. Es heftiges Gefecht entbrannte direkt vor ihren Augen.
    Sameter wandte sich Mirinda zu, lächelte fröhlich und hob einen Daumen.
    »Alles kein Problem. Wir drehen ab in Richtung …«
    Mirinda sollte nichts Weiteres über die Pläne der Pilotin erfahren.
    Das hässliche Knirschen, mit dem der Gleiter aus der Flugbahn geworfen wurde, ging im sofort aufjaulenden Gejammer diverser Warntöne unter. Das Fahrzeug schüttelte sich wie ein nasser Hund. Sameters Hand umfasste den Steuerknüppel mit der Konzentration einer Pilotin, die wusste, dass sie auf eine Notlandung in Kampfgebiet zuschlitterten.
    Fröhlich wirkte sie jetzt nicht mehr. Das war fast noch beunruhigender als das bockige Fahrzeug, in dem sie saßen.
    »Hauptleitwerk getroffen, Antigrav beschädigt!«, rief die Pilotin laut. »Wir gehen runter. Heftig!«
    Mirinda klammerte sich an den Sessellehnen fest, spürte, wie die Gurte ihren Körper stärker als vorher fesselten, als der Gleiter hin und her

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