Terminal 3 - Folge 5: Die Methode Bronsky. Thriller (German Edition)
und vor allem die Kundschaft im Auge behalten. Es wird nicht auffallen, wenn Paul sich dort herumtreibt. Erstens ist er geschickter in solchen Dingen, als man aufgrund seines manchmal burschikosen Auftretens annimmt. Zweitens marschiert er ohnehin mehrmals am Tag in den Donut-Shop.
Ich schnippe mit dem Finger gegen Bill Clintons hohlen Kopf.
Sharon Jacinto
Am heutigen Morgen liefern Butterfield und ein mir bisher unbekannter Mann die neue Ware. Er stellt sich schlicht als Bob vor. Eine hochgewachsene Erscheinung mit Muskeln, die sich deutlich unter seinem T-Shirt abzeichnen. Aber seine Augen schauen sehr milde, beinahe kindlich. Er ist mir auf Anhieb um Längen sympathischer als dieses Wiesel Dukakis.
Ich warte voller Anspannung darauf, dass mir einer der beiden Männer eine Nachricht von Bronsky überbringt. Ich bin unendlich erleichtert, als dies nicht geschieht. Offensichtlich sind die Figuren von Mighty Duck und Dave Austen doch nicht vertauscht worden.
Aber dann sagt Bob einen Satz, der mich trotz der Sanftheit in seiner Stimme wie ein Faustschlag in den Magen trifft: »Mr Bronsky möchte Sie sofort sehen.«
»Sofort?«, frage ich zurück und muss mich mit einer Hand an der Verkaufstheke festhalten. »Aber der Laden öffnet doch gleich.«
»Er bleibt heute geschlossen«, sagt Bob und sieht dabei traurig aus.
Butterfield klebt ein Schild an die Innenseite der Tür. Als wir auf die Mall treten, sehe ich, was auf dem Schild zu lesen ist: Wegen Krankheit vorübergehend geschlossen.
Wir fahren mit einem Kleintransporter westwärts zur Pazifikküste. Dort besitzt Bronsky eine Villa mit Blick aufs Meer. Ich war erst ein einziges Mal dort. Damals gab Bronsky eine große Poolparty, die sich binnen weniger Stunden zu einer Drogenorgie entwickelte. Ich weiß noch genau, dass Bronsky der Einzige war, der absolut clean geblieben ist. Er saß nur in seinem Korbsessel unter einem weißen Baldachin und beobachtete das Geschehen. Wie eine Schlange, die ihre zukünftige Beute studiert.
Es ist kein gutes Zeichen, dass er mich holen lässt und dafür sogar vorübergehend den Laden schließt.
Der Wagen rollt über den Kies in der Auffahrt. Butterfield bleibt hinter dem Steuer sitzen. Bob legt sanft seine Hand auf meinen Arm und führt mich ins Innere der Villa. Bronsky liebt es kühl. Die Einrichtung ist wie ein Spiegel seiner Seele. Marmorwände, Fußböden aus schwarzem Vulkangestein und Möbel aus blitzendem Chrom.
Eine Dienstmädchen, natürlich eine Philippinerin, wischt Staub. Sie sieht nicht in unsere Richtung, als wir an ihr vorbeigehen.
Bronsky steht im riesigen Wohnzimmer vor der Glastür zum Pool. Auf seiner Nase trohnt eine filigrane Nickelbrille mit blauen Gläsern. Er trägt einen maßgeschneiderten weißen Anzug und mustert den Mann, der neben ihm auf einem Hocker kauert. Erst beim zweiten Blick erkenne ich, dass es Dukakis ist. Seine Haare stehen ab, als habe er versucht sie auszurupfen. Er trägt einen rosafarbenen Pyjama, ist leichenblass und blickt aus blutunterlaufenen Augen zu uns auf.
Ich habe ihn immer gehasst, aber dennoch erfasst mich jetzt ein wenig Mitleid. Ich kann mir vorstellen, dass Bronsky ihn dazu gezwungen hat, dieses lächerliche Kleidungsstück anzuziehen. Es ist eine Demütigung ganz nach Bronskys Geschmack. Dukakis muss seinen Boss verärgert haben.
Mein Mitleid für Dukakis verschwindet augenblicklich, als Bronsky seine Aufmerksamkeit auf mich richtet.
»Hallo, Sharon.« Er nimmt die exzentrische Brille ab und steckt sie in die Brusttasche seines Jacketts. »Komm näher.«
Ich gehorche. Bob bleibt an seinem Platz.
»Es gab ein Problem mit diesem Mann.« Er deutet auf Dukakis.
Dukakis schnieft leise und starrt jetzt den schwarzen Fußboden an.
Ich schweige und warte.
»Er hatte den Auftrag einen Spezialisten zu Lennard Fanlays Haus zu bringen.«
Ich ahne den Grund. Fanlay sollte umgebracht werden. Weil er stört. Weil jeder, der Bronskys Geschäften schaden könnte, bisher eliminiert wurde. Immer auf eine Art, die niemals Rückschlüsse auf Bronsky als Drahtzieher geben konnte. Nächtlicher Überfall, ein vorgetäuschter Unfall. Dafür gibt es namenlose Spezialisten, heißt es. Aber Fanlay lebt noch, sonst würde Dukakis nicht in einem lächerlichen Pyjama zu Füßen seines Chefs hocken.
»Er sollte den Spezialisten nur zu Fanlays Haus bringen«, fährt Bronsky in einem verächtlichen Tonfall fort und tritt dann Dukakis in die Seite. Nicht mit Schwung, aber fest genug, um
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