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Terra Anchronos (German Edition)

Terra Anchronos (German Edition)

Titel: Terra Anchronos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andree Leu
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gehörte, daher wagte es niemand, sich zu beschweren.
    Dann endlich – der Kapitän hatte das Schiff schon längst die Elbe hinabgesteuert und die deutsche Bucht erreicht – kam die Gelegenheit, Martha zu befreien.
    „Das wurde aber auch Zeit“, atmete Martha erleichtert auf, als sie mit Arne in dessen Kammer stand und sich neugierig umsah.
    „Du hast hier ja mehr Platz als wir früher in der Fischerhütte für die ganze Familie.“
    „Trotzdem weiß ich nicht, wo ich dich verstecken soll.“
    „Sind blinde Passagiere nicht immer ganz unten im Laderaum?“
    „Da würde man dich schnel finden. Das Schiff fährt mit leerem Bauch bis Australien. Mein Vater hat gesagt, es wird mächtig schaukeln, weil der Schwerpunkt so hoch liegt. Deshalb werden regelmäßig Kontrol gänge gemacht, zur Sicherheit.“
    Martha blieb in Arnes Kammer. Der Junge hatte erfahren, dass es an Bord eines Schiffes üblich sei, keine Kammer zu betreten, deren Tür geschlossen sei. Man bräuchte auch nicht abschließen, denn das sei ein Zeichen des Misstrauens. An Bord gibt es keine Diebe.
    Und wehe dem, der es trotzdem wagt, sich an fremdem Eigentum zu vergreifen. Selbst der Vater, immerhin Kapitän des stolzen Schiffes und der Einzige, der die Regel hätte brechen dürfen, hielt sich daran.
    Die Tage vergingen wie im Flug. Arne schlich oft in der Kombüse herum, stahl gelegentlich einen Apfel aus der Kühlkammer, fragte aber in der Regel immer sehr höflich beim Smutje, ob er sich noch eine Butterstulle machen dürfe. „Kommt gar nicht in Frage“, ant wortete der Koch dann meistens lachend und erledigte das Schmieren des Brotes dann selbst. Nach drei Tagen schon griff der Koch nur noch in den Kühlschrank, wenn er Arne kommen sah, und reichte ihm seine Extraration. Seeluft mache halt hungrig, rechtfertigte der Junge seinen vorgeblichen Appetit, der für zwei zu reichen schien. Dann biss er meistens zum Beweis herzhaft zu und verschwand schnell wieder. Immer sah Arne voller Vorfreude zu, wie Martha aß, denn anschließend war es Zeit, Neues aus der Terra anchronos zu erfahren.
    „Warum lasst ihr die Seegraswurzeln verfaulen? Sie könnten doch weiterwachsen und dann frisch geerntet werden.“
    „Das Zeug stinkt zwar entsetzlich“, meinte Martha, „aber für eine Vipera archimedensis ist es ein Leckerbissen. Frische Wurzeln rühren sie nicht an. Außerdem scheint auf dem Meeresboden etwas nicht ganz in Ordnung zu sein. Die Viperae archimedensis werden oft nicht satt. Die Weiden bieten einfach nicht mehr genug Nahrung.“
    „Umweltverschmutzung?“ fragte Arne.
    „Keine Ahnung. Wir wissen nicht, was außerhalb der Terra anchronos vorgeht. Deshalb war ja auch so ein enttäuschtes Gemurmel zu hören, als der Navigator sagte, ich sei an diesem 29. Februar 1824 der einzige Neuzugang gewesen. Von einem Kind ist nicht viel Neues zu hören, glauben sie.“
    „Frechheit!“ Arne hasste es, wenn Erwachsene Kinder offensichtlich nicht richtig ernst nahmen. „Die werden es nie begreifen, die Erwachsenen, meine ich.“
    Martha stimmte ihm mit einem Kopfnicken zu.
    Arne winkte verächtlich ab.
    „Sag mir lieber, was die Subtektonen in der Faulkammer gemacht haben.“
    „Die Seegraswurzeln müssen ausgeräumt werden.
    Bei dieser einen Kammer scheint es dem Navigator besonders wichtig zu sein. Wenn die Kammer leer ist, wird sie sofort wieder mit frischen Wurzeln gefüllt.“
    „Die dann wieder gären und den Viperae archimedensis als Futter dienen.“
    „Wenn es nur das wäre“, sagte Martha, „müsste der Navigator die Subtektonen dabei nicht ständig so zur Eile antreiben. Er macht das auch nur bei dieser einen Kammer. Sie ist die Einzige, die so weit aufschwimmt, dass sie die Meeresoberfläche erreicht und aufbricht.“
    „Was dir ja wohl das Leben gerettet hat“, warf Arne ein.
    „Stimmt. Gleichzeitig bringt das aber die Terra anchronos auch in Gefahr. Sehr oft fahren Schiffe ganz nah an der Faulkammer vorbei. Das stört den Navigator aber nicht. Immer wieder lässt er die Kammer in aller Hast ausräumen und wieder füllen. Bis zu einer ganz bestimmten Marke müssen die Seegraswurzeln reichen.
    Nur dann, so sagt er, entstünden gerade so viel Faulgase, dass die Kammer ihren Rhythmus finden könne. Wenn es wieder so weit ist, klettert er immer als Erster aus der Spalte, schaut in die Sterne und behauptet, es sei der 29.  Februar.“
    „Und wenn es nicht so ist? Was macht denn der Navigator, wenn ein Jahrhundert vol ist und der

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