Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Terra Anchronos (German Edition)

Terra Anchronos (German Edition)

Titel: Terra Anchronos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andree Leu
Vom Netzwerk:
grinste er Martha an. Ihr Lächeln war ihm wichtiger als alles andere. Er mochte dieses fremde Mädchen und freute sich einfach, in ihrer Nähe zu sein.  Nach der Schule sollte der Vater kommen und die Kinder wieder abholen. Normalerweise fuhr Arne mit dem Fahrrad die kurze Strecke nach Bensersiel. Doch mit Martha auf dem Gepäckträger? Das hatte die Mutter nicht zugelassen.  Die beiden warteten vergeblich.
    „Er wird aufgehalten worden sein“, meinte Arne.
    „Komm!“ Er nahm Martha bei der Hand und zog sie hinter sich her. „Wir gehen zu Fuß.“
    Martha protestierte mit keiner Silbe und hielt mü helos mit Arne Schritt. Lange Fußwege war sie aus ihrer Kindheit gewohnt. Manchmal zögerte sie ein wenig und Arne wusste, dass sie wieder eine Stelle passiert hatten, die Martha bekannt vorkam. Als sie am Tor des Friedhofs von Bensersiel vorbeikamen, blieb Martha jedoch stehen.
    „Ich komme doch aus Bensersiel. Ob es wohl ein Grab für mich gibt?“
    „Wieso sollte es?“, sagte Arne. „Du lebst doch.“
    Schnell schaute er zu Boden, um nicht wieder einem von Marthas vorwurfsvollen Blicken begegnen zu müssen.  Jetzt war es Martha, die Arne einfach vor sich herschob. Das schwere eiserne Friedhofstor quietschte in den Angeln. Die Kinder zuckten unter dem Geräusch ein wenig zusammen. Auch wenn es helllichter Tag war. Ein Friedhof war immer etwas zum Fürchten.
    Lautlos und fast auf Zehenspitzen gingen Martha und Arne auf dem Hauptweg, der direkt auf das Mahnmal zuführte, das zu Ehren der gefallenen Soldaten im Zweiten Weltkrieg errichtet worden war.
    Arne schaute auf der rechten, Martha auf der linken Seite. Doch alle Grabsteine waren neueren Datums. Fast wollten sie die Suche schon aufgeben, als Martha den Friedhofsgärtner erblickte, der eine Karre Kompost vor sich herschob.
    „Entschuldigen Sie. Wir suchen das Grab von Martha Achterdiek.“
    Der Friedhofsgärtner stellte die Karre ab und schob sich die Mütze in den Nacken. Statt auf Marthas Frage zu antworten, bellte er die Kinder unfreundlich an.
    „Ihr seid das also. Wagt mich zu fragen wo das Grab dieses armen Mädchens ist. Ihr wisst es doch ganz genau.“
    Dabei beugte er sich vor und brachte sein Gesicht nahe an die der Kinder. Seine Augen blitzten böse.
    „Was wollt ihr an dem Grab? Es wieder schänden?
    Na wartet, ich werde die Polizei rufen. Hab ich endlich dieses Lumpenpack, das sich ständig an dem Grabstein zu schaffen macht.“
    Mit der Hand wies er in Richtung des alten Friedhofteils, auf dem die verwitterten Steine längst vergessener Menschen in Reih und Glied standen. Dort gab es keinen Blumenschmuck mehr auf den Gräbern.  Überall wuchs Rasen. Stellenweise wucherte Unkraut.
    Martha und Arne ergriffen die Flucht, bevor der Friedhofsgärtner sie packen und festhalten konnte. Sie hörten sein Schimpfen.
    „Das muss endlich aufhören. Ich habe Besseres zu tun, als immer nur die Inschrift des Steins von Martha Achterdiek nachzuzeichnen.“
    Dies und einiges mehr, auch Flüche, die auf einem christlichen Friedhof eigentlich nicht zu hören sein sollten, rief er den Kindern hinterher.
    Martha und Arne sahen sich erstaunt an, als sie die Sicherheit der Friedhofsmauer zwischen sich und dem Gärtner wussten. Dann schlichen sie in stillem Einvernehmen an der Mauer entlang, bis sie ungefähr auf der Höhe der alten Grabsteine waren. Arne half Martha über die Mauer und sprang dann selbst ebenfalls über die Friedhofsbegrenzung.
    Das Grabmal von Martha Achterdiek hatten sie schnell gefunden. Es stand ein wenig windschief. Der Sandstein war ziemlich verwittert. Merkwürdig nur, dass die Inschrift in strahlendem Gold deutlich zu lesen war: 
    Von West nach Ost,
    in Nord und auch Süd,
    wo immer wir waren,
    wir ließen sie fahren.
    Die Hoffnung war groß,
    doch nun lassen wir los.
    Die Suche blieb vergebens
    nach Zeichen des Lebens.
    Martha Achterdiek
    17. Januar 1812  29. Februar 2012
    Arne pfiff leise durch die Zähne. „Es ist also wahr: der 29. Februar 2012.“ Er sah Martha an und wollte sich für seine Worte und den Unglauben entschuldigen. Doch Martha schien wie erstarrt. Ihre Augen wanderten über die Inschrift. Tonlos formten ihre Lippen die geschriebenen Worte. Ein ums andere Mal fuhren ihre Finger langsam über die Buchstaben.
    „Komm!“, sagte Martha plötzlich. „Wenn mich nicht alles täuscht, bedeuten diese Worte meine Rettung.“

Die Legende
    „Da seid ihr ja!“ Arnes Vater legte gerade den Telefonhörer aus der Hand,

Weitere Kostenlose Bücher