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Terra Anchronos (German Edition)

Terra Anchronos (German Edition)

Titel: Terra Anchronos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andree Leu
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„Ich sehe, du begreifst endlich, dass es noch eine andere Welt gibt als diese hier.“
    „Herzlichen Dank.“ Arne nahm das Kompliment leicht verstimmt entgegen.
    „Eine Vipera archimedensis wittert mit untrüglicher Sicherheit, wenn auf dem Ozean über den tektonischen Platten ein Mensch die letzten Atemzüge tut.
    Dann beginnt sie unruhig zu werden, stößt durchdringende Schreie aus, dass man sich die Ohren zuhalten muss. Das geht aber schnell vorbei. Die Vipera archimedensis richtet sich auf und bohrt ihren Kopf in die Decke, wo immer sie auch gerade ist. Sie dreht sich um die eigene Achse und ihr Leib verschwindet Stück für Stück in der tektonischen Platte. Erst wenn der Körper sich nicht mehr dreht, zieht man die Vipera archimedensis kräftig an dem noch herausschauenden Stück des Schwanzes wieder zurück.“
    „Und dann ist ein Loch im Meeresboden und das ganze Wasser fließt in die Terra anchronos?“
    „Nicht mehr als ein paar Eimer vol . Doch dann kommt erst der eigentliche Spaß. Es gibt einen heftigen Wind und ehe du dich versiehst, liegt vor dir der Schiffbrüchige, den die Vipera archimedensis gewittert hat.“
    „Verstehe ich nicht.“
    „Ist gar nicht so schwer. Die physikalischen Gesetze gelten auch in der Terra anchronos. Nur etwas anders.“
    Martha lächelte. „Mach dir nichts draus. Ich habe es mir auch erklären lassen müssen.“
    „Wer weiß, dass er nichts weiß, weiß mehr als der, der nicht weiß, dass er nichts weiß.“ Arne nahm seine Unwissenheit scheinbar gelassen.
    „Weise gesprochen“, sagte Martha.
    Arne winkte ab. „Ist nicht von mir.“
    „Ich weiß.“
    „Nun gib nicht so an! Erklär mir lieber, wie das funktioniert.“
    Martha erwiderte Arnes Grinsen mit einem leichten Lächeln.
    „Es ist ein Druckausgleich, wenn man so sagen darf. In der Terra anchronos fehlt jede Zeit. Auf der Erde dagegen gibt es davon genug.“
    „Das wüsste ich“, meinte Arne. „Immerzu sol ich mich mit al em beeilen. Zeit ist kostbar und Mangelware. Dass ich nicht lache.“ Arne stieß ein kurzes, verächtliches Schnauben aus.
    „Das ist ein Problem der Menschen. In jedem Falle gibt es auf der Erde Zeit und in der Terra anchronos nicht. Das sagt ja schon der Name. Zeit strömt also durch das Loch, das die Vipera archimedensis gebohrt hat, in die zeitlose Terra anchronos. Dabei werden Lebewesen mitgerissen. Zuerst die, deren Zeit bald abgelaufen ist, die auf der Schwelle zum Tod stehen ...“
    Martha unterbrach ihre Erklärung mitten im Satz.
    „Jetzt habe ich es: Schwelle! Das war das Wort, das ich gesucht habe.“
    Aufgeregt sprang Martha auf. „Schnell, Arne. Hast du etwas zum Schreiben?“
    Arne kramte einen kurzen Bleistiftstummel aus der Tasche und riss ein Stück altes Zeitungspapier ab, das er in einer Ecke des Dachbodens fand. Atemlos diktierte Martha: „Das Loch in der Zeit ist nicht sehr groß, von West nach Ost, lass’ Datum los.  Finde die Stelle,  spring über die Schwelle.  Die Terra anchronos wird geben dir Zuflucht und ewiges Leben.“
    Arne schaute auf. „Das Loch in der Zeit. Damit ist wohl das Loch gemeint, dass die Vipera archimedensis gräbt?“
    „Nein. Das hat damit nichts zu tun. Die Zeilen sind Teil der Legende. Das ist der Schlüssel.“ Martha setzte sich wieder auf den Thron und schwieg.
    „Kannst du mir wenigstens noch erklären, wie es mit der Vipera archimedensis weitergeht?“, fragte Arne nach einer Weile.
    „Ach ja!“ Martha schien alles um sich herum vergessen zu haben. „Du gibst ja sowieso keine Ruhe. Im Grunde ist es ganz einfach“, fuhr sie etwas zerstreut fort. „Zuerst wird fast vergangenes Leben mitgerissen, dann sind die Exemplare dran, die eigentlich noch länger zu leben haben. Bevor die aber angesogen werden, muss man schnell die Vipera archimedensis ansetzen, die sich wieder in das Loch dreht und den Zugang verschließt.“
    „Das ist doch die Lösung“, rief Arne. „Wenn du schiffbrüchig wirst, wird man dich mithilfe einer Vipera archimedensis in die Terra anchronos holen.“
    „Schön wär’s!“ Martha schüttelte den Kopf. „Ich habe dir doch gesagt, dass die Methode verboten ist.
    Sie darf nur noch am 29. Februar angewandt werden.“
    „Warum denn das? Dann müssen ja Menschen sterben, die eigentlich gerettet werden könnten.“
    „Da hast du recht“, stimmte Martha zu. „Es tut auch allen Subtektonen leid. Aber in der Terra anchro nos ist inzwischen kaum noch Platz. Es sind zu viele geworden.“
    „Ich

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