Terra Anchronos (German Edition)
Die Ankunft des Schamanen hatte dem Basken eine Erwiderung erspart, während die Subtektonen mit dem Beobachten von Arnes Behand lung beschäftigt waren. Als der Heiler verschwunden war, hatte der Baske sich wieder gefasst.
„Holt Martha“, rief er. „Ich will, dass alle Subtektonen das Ende der Herrschaft dieses Mannes miterleben.“ Dabei wies er mit ausgestrecktem Arm auf den Navigator und spuckte verächtlich aus.
Arnes Herz raste. Er würde Martha sehen. Wenigstens die Ungewissheit über ihr Schicksal blieb ihm erspart.
Für seine eigene Zukunft hegte er kaum noch Hoffnung.
Zwar hatte er die Uhr am Arm, die ihm die Reise nach Greenwich ermöglichen könnte. Doch mit den Fesseln um die Handgelenke war er zum Bleiben verurteilt.
Augenblicke später wurde eine Kugel in die Halle getragen, die scheinbar aus Seegraswurzeln geflochten war. Durch die Lücken im Flechtwerk konnte Arne schon von Weitem Marthas blonde Locken erkennen.
Trotz seiner misslichen Lage brachte Arne ein kleines Lächeln zustande.
„Martha“, flüsterte er.
„Sperrt den Jungen zu Martha!“
Der Befehl des Basken ließ Arne innerlich jubeln.
Die Kugel wurde geöffnet. Sigurd wollte Arne schon einen Stoß geben, der den Jungen zu Martha befördern wollte, da gebot der Baske dem Wikinger Einhalt.
„Vorsichtig, Sigurd. Hast du nicht gehört, was der Herr Navigator gesagt hat? Das ist doch keine Art, mit Kindern umzugehen.“
Kaum hatte Arne die Kugel betreten, wurde die Öffnung durch eine starke Seegraswurzel wieder zusammen gezogen. Martha und Arne sahen sich an. Der kurze Blick genügte, um die Freude über das Wiedersehen zu signalisieren.
„Bist du gefesselt?“, fragte Arne.
Martha nickte und hob ein wenig die Hände hinter dem Rücken an.
„Du musst versuchen, meine Fessel zu lösen“, flüsterte Arne.
Mit einem Rucken wurde der Korb angehoben.
Die Kinder sahen, wie Sigurd alle Kraft aufwand, um die Last über seinen Kopf zu stemmen. Flink wie ein Wiesel kletterte einer der Kannibalen an der Außenwand der Kugel empor und befestigte sie an einer tief herabhängenden Seegraswurzel.
Sigurd schnaufte und stöhnte, brüllte dem Kannibalen nach, er solle sich gefälligst beeilen. Mit einem geschmeidigen Sprung landete der Menschenfresser wieder am Boden und Sigurd ließ langsam die Arme sinken. Arne und Martha hingen etwa drei Meter über dem Boden in der Luft.
„Dann kann es ja endlich losgehen“, sagte der Baske zufrieden. „Bringt mir einen spitzen Stein. Die Insignien der Macht dieses elenden Navigators werde ich selbst zerstören. Und ihr alle werdet zusehen!“
Triumphierend präsentierte er den Subtektonen den Stein, den man ihm gereicht hatte. Dann ging er auf die Felsplatte zu, in der Arne die eingeritzten Linien gesehen hatte.
„Zerstöre meine Striche nicht, Baske.“
Dem Tonfal des Navigators war kaum zu entnehmen, ob er eine flehende Bitte oder eine Drohung ausgesprochen hatte.
Unbekümmert machte der Baske sich an die Arbeit.
Er setzte den Stein an und begann an dem ersten Strich zu kratzen.
„Ich warne dich!“, sagte der Navigator.
„Willst du mir drohen?“ Der Baske setzte seine Arbeit fort, ohne aufzuschauen.
„Du kennst die Folgen deines Handelns nicht.“ Die Stimme des Navigators nahm an Schärfe zu.
Der Baske erhob sich, nachdem er die erste der Linien unkenntlich gemacht hatte. Er trat einen Schritt zurück und begutachtete sein Werk.
„Was du entfernst, wird unwiederbringlich ausgelöscht sein. Willst du das verantworten?“
Arne und Martha sahen, dass der Baske nicht beabsichtigte, auf die Frage des Navigators zu reagieren.
Stattdessen kniete er sich wieder vor die Felsplatte und begann, den zweiten Strich zu entfernen. Kaum hatte er sein Werk vollendet, gab es einen entsetzten Aufschrei unter den Subtektonen. Der Baske fuhr aufgeschreckt herum.
„Was ist los?“, fragte er zornig.
„Eben stand Piet Andernach noch neben mir“, rief eine Frau.
„Der Holländer? Na und? Wo ist er jetzt?“ Der Baske war sichtlich verärgert über die Unterbrechung seiner Arbeit.
„Das ist alles, was von ihm übrig geblieben ist“, sagte die Frau und deutete auf ein Häufchen Staub neben sich. Sie brach in Tränen aus.
Der Schamane drängte sich durch die Menge, die neugierig um den kleinen Haufen versammelt war.
Der Medizinmann bückte sich und griff mit der Hand in den Staub, verrieb ihn zwischen den Fingern und roch daran. Dann schaute er auf.
„Kein Leben mehr.“
„Was du
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