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Terrorist

Terrorist

Titel: Terrorist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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zuckerkrank.» Diese überflüssigen Sätze werden wohl unverständlich sein, befürchtet Ahmed und errötet, obwohl er im Dunkeln steht.
    Der hochgewachsene Mann dreht sich um. «New Prospect», wiederholt er für die anderen im Raum. Drei weitere Personen sind anwesend, sieht Ahmed nun, alles Männer. Einer davon ist klein, untersetzt und älter als die beiden anderen, die nicht viel älter sind als Ahmed. Alle sind sie nicht für einen Ferienort gekleidet, sondern wie zu körperlicher Arbeit; sie sitzen auf den gemieteten Möbeln, als warteten sie nur darauf, mit der Arbeit loszulegen. Aus dem beifälligen Gebrabbel, mit dem sie auf ‹New Prospect» reagieren, meint Ahmed die Wörter ful ū s und k ā fir, unter Flexionsendungen verborgen, herauszuhören; der Lange bemerkt, dass Ahmed lauscht, und fragt ihn schneidend: «Enta btehki ‘arabī?»
    Ahmed errötet wieder und sagt: La’ – ana aasif. Inglizi.»
    Befriedigt und eine Nuance weniger angespannt sagt der Mann: «Reinbringen, bitte. Ganzen Tag warten wir.»
    Excellency Wohnbedarf verkauft nicht viele Puffs; sie gehören, wie das Rathaus von New Prospect, einer an Schnörkeln reicheren Epoche an. Das Stück, zum Schutz seiner empfindlichen, aus gefärbten Lederflecken zu einem sechszackigen geometrischen Muster zusammengenähten Haut in dicke, durchsichtige Plastikfolie gehüllt, besteht aus einem gepolsterten Zylinder, stabil genug, das Gewicht eines sitzenden Mannes auszuhalten, jedoch auch weich genug, als angenehme Stütze der in Pantoffeln steckenden Füße von jemandem zu dienen, der sich behaglich in einem Sessel fläzt. Der Gegenstand, leicht auf die Arme zu nehmen, raschelt ein wenig, als Ahmed ihn vom Laster über das Fingergras ins Wohnzimmer trägt, wo die vier Männer im trüben Schein einer einzigen Tischlampe umhersitzen. Keiner von ihnen erbietet sich, ihm die Last abzunehmen.
    «Auf Boden ist okay», wird ihm gesagt.
    Ahmed setzt das Ding ab. «Das dürfte hier sehr hübsch hinpassen», sagt er, um das Schweigen im Raum zu brechen, und richtet sich auf. «Würden Sie bitte hier unterschreiben, Mr. Karini?»
    «Karini nicht da. Ich unterschreiben für Karini.»
    «Keiner von Ihnen ist Mr. Karini?»
    Die drei Männer werfen ihm jenes erwartungsvolle Lächeln zu, das über die Gesichter von Mensehen zieht, die eine Frage nicht verstanden haben.
    «Ich unterschreiben für Karini. Ich Kollege von Karini.» Ohne weiteren Widerstand legt Ahmed den Lieferschein auf den Couchtisch mit der schwachen Lampe und deutet mit dem Kugelschreiber auf die Stelle, die für die Unterschrift vorgesehen ist. Der namenlose dünne Mann unterschreibt. Die Unterschrift ist völlig unleserlich, stellt Ahmed fest, und jetzt erst fällt ihm auf, dass einer der Chehabs, Vater oder Sohn, «FH» auf den Lieferschein gekritzelt hat – frei Haus –, obwohl der Wert der Ware erheblich unter dem für eine kostenlose Lieferung erforderlichen Minimum von hundert Dollar liegt.
    Als Ahmed die Fliegentür hinter sich zuzieht, gehen im Wohnzimmer weitere Lichter an, und als er über den sandigen Rasen zum Lkw zurückgeht, hört er angeregtes arabisches Schnattern, mit Gelächter durchsetzt. Er steigt auf den Fahrersitz des Lasters und lässt den Motor aufdröhnen, damit sie ihn auch wirklich abfahren hören. Er rattert den Wilson Way bis zur ersten Kreuzung entlang, biegt nach rechts ab und parkt vor einem Häuschen, das unbewohnt aussieht. Flink, leise und flach atmend geht Ahmed auf dem Trampelpfad, der anstelle eines Gehwegs ins Gras getreten ist, zurück. Kein Auto, kein Mensch ist in dem schäbigen Sträßchen unterwegs. Ahmed geht zum Seitenfenster des Wohnzimmers von Nummer 292, wo ein kümmerlicher Hortensienbusch mit welken lavendelfarbenen Blüten ihn einigermaßen verbirgt, und späht vorsichtig hinein.
    Der Puff ist aus seiner Plastikhülle genommen und auf einen gekachelten Teetisch gesetzt worden, der vor einem zerschlissenen karierten Sofa steht. Mit einem Schnappmesserchen, vielleicht einen halben Finger lang, hat der Anführer die Stiche an einem der dreieckigen Flicken aufgetrennt, die auf der kreisrunden Lederfläche einen sechszackigen Stern bilden, eine rot-grüne Schneeflocke. Als dieses Dreieck zu einer losen Lasche von ausreichender Größe geworden ist, kann die schmale Hand des Anführers hineingleiten und, zwischen zwei lange Finger geklemmt, Stapel grüner amerikanischer Banknoten hervorziehen. Durch den sterbenden Hortensienbusch hindurch vermag

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