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Terrorist

Terrorist

Titel: Terrorist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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stehlen uns unser Öl, sie nehmen uns unser Land –»
    «Sie nehmen uns unseren Gott», unterbricht Ahmed ungeduldig seinen Mentor.
    Einen Moment lang starrt Charlie vor sich hin, dann stimmt er zögernd zu, als sei ihm dieser Gedanke neu. «Ja. Vermutlich. Sie nehmen den Muslimen ihre Traditionen und ihr Selbstwertgefühl, den Stolz auf sich selbst, auf den jeder Mensch ein Anrecht hat.»
    Das ist nicht ganz das, was Ahmed gesagt hat, und es klingt ein wenig falsch, ein wenig gezwungen und sehr weit weg von dem konkreten, lebendigen Gott, der Ahmed so nahe ist wie der wärmende Sonnenschein auf seinem Hals. Charlie steht ihm gegenüber; seine dichten Brauen knaulen sich, und sein beweglicher Mund ist wie erstarrt vor so etwas wie schmerzhaftem Eigensinn; so soldatisch steif, wie er dasteht, bringt er das Bild des anregenden Reisegefährten zum Erlöschen, den Ahmed am Rand seines Blickfelds zu haben gewohnt ist. Von vorn betrachtet, passt Charlie, der es an diesem Morgen unterlassen hat, sich zu rasieren, und dessen Augenbrauen über der faltigen Nasenwurzel zusammenstoßen, ganz und gar nicht zu der schönen Weite des Tages – dem wolkenlosen Himmel, bis auf ein paar versprengte weiße Kissen in der Ferne über Long Island; nicht zu der Atmosphäre von so überhöhter Klarheit, dass sie einer glattwandigen Grube aus blauem Feuer gleicht; den zu einer einzigen gleißenden Masse verschmolzenen Turmbauten im Süden von Manhattan, den schnurrenden Schnellbooten und schräg im Wasser liegenden Segelbooten in der Bucht, dem Gekreisch und Geplapper der vielen Touristen, die eine harmlose, ungleichmäßige Geräuschkulisse für das Gespräch zwischen Ahmed und Charlie abgeben. Diese Schönheit, denkt Ahmed, muss etwas zu bedeuten haben – einen Fingerzeig Allahs, einen Vorgeschmack des Paradieses.
    Charlie stellt ihm gerade eine Frage. «Würdest du also gegen sie kämpfen?»
    Worauf sich das «sie» bezieht, ist Ahmed entgangen, aber er sagt ja, als melde er sich bei einem Appell.
    Offenbar wiederholt Charlie etwas, was er schon einmal gesagt hat: «Würdest du mit deinem Leben kämpfen?»
    «Wie meinst du das?»
    Charlie lässt nicht locker; seine Brauen senken sich. «Würdest du dein Leben hingeben?»
    Die Sonne schmiegt sich an Ahmeds Hals. «Natürlich», sagt er und versucht, dem Zwiegespräch ein wenig Leichtigkeit zu geben, indem er die rechte Hand hochschnellen lässt. «Wenn Gott es will.»
    Der eine Spur falsche, bedrohliche Charlie fällt in sich zusammen und wird durch den gutmütigen Dampfplauderer ersetzt, den Ersatz für einen nicht vorhandenen älteren Bruder, und der grinst nun, zum Zeichen, dass sie dieses Gespräch hinter sich haben, dass er es abgeheftet hat. «Genau, wie ich’s mir gedacht habe», sagt er. «Du bist ein guter, tapferer Junge, Medizinmann.»
     
    Als der Sommer voranschreitet und im August die Sonne später aufgeht und die Dämmerung früher einsetzt, gilt Ahmed als so kompetent, als ein so vertrauenswürdiges Mitglied des Teams von Excellency, dass er einen Lieferungstag allein, mit einem Rollhund hinten im Laster, bewältigen kann. Bis zehn Uhr haben er und zwei schwarze Mindestlohnkräfte – «die Muskelpakete» nennt sie Charlie – den Lkw beladen, und Ahmed fährt los, versehen mit einer Liste von Adressen, einem Bündel Lieferscheine und seinem Satz farbiger Hagstrom-Landkarten, die von Sussex County bis nach Cape May hinunter den gesamten Bundesstaat abdecken. Zu den Aufträgen, die er an diesem Tag abzuwickeln hat, zählt die Lieferung eines rosshaargepolsterten, lederbezogenen Puffs in einen Küstenort südlich von Asbury Park; das ist an diesem Tag das am weitesten entfernte Ziel und das letzte, das er anfahren wird. Er nimmt den Garden State Parkway, über Route 18 hinweg und um den Ostrand des Munitionsdepots der US-Marine herum, und fährt auf der Ausfahrt 195 Ost ab, Richtung Camp Evans. Über Landstraßen, durch eine dunstige, tief gelegene Landschaft bewegt er seinen Laster Richtung Meer; der wilde, salzige Geruch wird stärker, und sogar die Ohren nehmen etwas wahr – das präzise rhythmische Ein- und Ausatmen der Brandung.
    Die Küstengegend ist reich an architektonischen Kuriositäten, Bauten in Form von Elefanten oder Bonbongläsern, Windmühlen und Gipsleuchttürmen. In diesem seit langer Zeit besiedelten Staat gibt es auf den Friedhöfen – Charlie hat mehrmals damit geprahlt – Grabsteine, die in Gestalt eines riesigen Schuhs, einer Glühbirne oder des

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