Terrorist
eines Tages ihre Hülsen sprengen und Blüten treiben. All ā hu akbar! »
Beharrlich fragt Ahmed weiter. «Kommt das Geld irgendwie über Onkel Maurice? Seit seiner Ankunft hat sich etwas verändert, so kommt’s mir vor, obwohl es unter seiner Würde ist, sich mit dem Tagesgeschäft der Firma zu befassen. Und dein guter Vater – inwieweit ist er an alldem beteiligt?»
Charlie lacht; er lacht mit der Nachsicht eines Sohns, der über seinen Vater hinausgewachsen ist, ihn jedoch weiter ehrt, wie Ahmed es mit seinem Vater hält. «He, wer bist du eigentlich, die CIA? Mein Vater ist ein Immigrant alten Stils, ein loyaler Anhänger des Systems, das ihn aufgenommen und ihm erlaubt hat, zu Wohlstand zu kommen. Wenn er wüsste, worüber wir hier reden, du und ich, würde er uns beim FBI anzeigen.»
In seiner neu gewonnenen Stärke versucht Ahmed, einen Scherz anzubringen: «Wo sie die Anzeige schleunigst verlegen würden.»
Charlie lacht nicht. Er sagt: «Du hast wichtige geheime Dinge aus mir herausgeholt, bei denen es um Leben oder Tod geht, Medizinmann. Im Moment frage ich mich gerade, ob’s nicht ein Fehler von mir war, dir so viel zu erzählen.»
Ahmed bemüht sich, möglichst herunterzuspielen, was zwischen ihnen vorgefallen ist. Ihm wird klar, dass er Wissen in sich aufgenommen hat, das er nicht wieder abgeben kann. Wissen ist Freiheit, stand über dem Eingang von Central High. Wissen kann jedoch auch ein Gefängnis sein – wenn man sich einmal darin befindet, entkommt man ihm nicht mehr. «Du hast keinen Fehler gemacht. Du hast mir nur ganz wenig gesagt. Und du warst es ja auch nicht, der mich an das Fenster zurückgebracht hat, wo ich sie hab Geld zählen sehen. Es hätte alle möglichen Erklärungen für das Geld geben können. Du hättest sagen können, du wüsstest nichts davon, und ich hätte dir’s geglaubt.»
«Hätte ich sagen können», räumt Charlie ein. «Vielleicht hätte ich’s tun sollen.»
«Nein. Das hätte Lügen zwischen uns gebracht, wo bisher Vertrauen war.»
«Dann musst du mir eins sagen: Bist du auf unserer Seite?»
«Ich bin auf der Seite derer», sagt Ahmed langsam, «die auf der Seite Gottes sind.»
«Okay. Das muss genügen. Aber sei in dieser Sache auch so verschwiegen wie Gott. Erzähl deiner Mutter nichts davon. Deiner Freundin auch nicht.»
«Ich habe keine Freundin.»
«Stimmt. Ich hab versprochen, was dagegen zu unternehmen, oder?»
«Du hast gesagt, ich sollte was vors Rohr kriegen.»
«Genau. Ich werd mich darum kümmern.»
«Bitte nicht. Es ist nicht deine Aufgabe, da etwas zu unternehmen. »
«Freunde helfen einander», sagt Charlie nachdrücklich. Er fasst hinüber, legt die Hand auf die Schulter seines jungen Fahrers und drückt fest zu. Ahmed mag das nicht so besonders; es erinnert an Tylenols gemeinen Griff von damals, auf dem Schulflur.
Mit neu errungener Manneswürde erklärt der Junge: «Noch eine Frage, unddanach werde ich zu diesen Dingen nichts mehr sagen, außer ich werde darauf angesprochen: Entwickelt sich aus den Samen, die da bewässert werden, bereits ein Plan?»
Ahmed kennt Charlies Mimik so gut, dass er im Laster gar nicht zur Seite blicken muss, um vor sich zu sehen, wie der andere die gummiartigen Lippen einzieht, als wollte er die Form seiner eigenen Zähne bestimmen, und dann so tief ausatmet, dass es sich wie ein übertriebenes Seufzen der Ungeduld anhört. «Wie gesagt, man zieht immer eine Reihe von Projekten in Erwägung, und wie sie sich entwickeln, ist einigermaßen schwer vorherzusagen. Wie heißt es noch in der Schrift, Medizinmann? Und die Juden schmiedeten Ränke. Aber auch Gott schmiedete Ränke. Er kann es am besten.»
«Werde ich bei diesen Ränken jemals eine Rolle zu spielen haben?»
«Könnte schon sein. Würde dir das gefallen, Kleiner?»
Wieder spürt Ahmed, dass ein Wendepunkt erreicht ist und dass sich eine Pforte hinter ihm schließt. «Ich glaube, ja.»
«Du glaubst? Da musst du aber mehr bieten.»
«Wie du gesagt hast – einzelne Ereignisse sind nicht leicht vorherzusagen. Aber die Linien liegen fest.»
«Die Linien?»
«Die Kampflinien. Die Armeen Satans gegen diejenigen Gottes. Wie es in der Schrift heißt: Der Versuch, Gläubige zum Abfall vom Islam zu verführen, ist schlimmer als Töten.»
«Richtig. Völlig richtig», sagt Charlie und schlägt sich auf den Schenkel, als wäre er auf dem Beifahrersitz eingenickt und wollte sich wecken. «Schlimmer als Töten. Das gefällt mir.» Er ist von Natur
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